RAG Bundestag: Der Wert der unbeorderten Reserve
Die Reservistenarbeitsgemeinschaft (RAG) Bundestag hat sich während ihrer jüngsten Sitzung mit dem Thema Ausbildung der unbeorderten Reserve beschäftigt. Die von Verteidigungsminister Pistorius ausgegebene Zahl von künftig 260.000 Reservistinnen und Reservisten ist ohne das Einbeziehen der Potenziale der unbeorderten Reserve kaum denkbar.
Dr. Kristian Klinck MdB, Vorsitzender der RAG-Bundestag, begrüßte die außergewöhnlich große Runde. Er betonte, dass die Bundeswehr in den nächsten Jahren auf eine starke Reserve angewiesen sein werde, insbesondere im Hinblick auf die Aufwuchs- und Durchhaltefähigkeit. Weiterhin plädierte er dafür, dass es eine gleichrangige Behandlung von aktiver Truppe und Reserve geben müsse. Denn nur so seien die sicherheitspolitischen Herausforderungen dieser Zeit gestaltbar.
Oberst Baron von Bistram vom Territorialen Führungskommando der Bundeswehr trug zum Thema vor, was die Truppe braucht und wo sie hinwill. Er unterstrich die Bedeutung der Reserve für die Aufgabenerfüllung der Bundeswehr. Denn für die Verteidigung des Territoriums sei die Reserve unerlässlich. „Wir müssen die Reserve fit bekommen, damit sie eins zu eins wie die aktive Truppe ausgebildet und ausgestattet ist. Die aktive Truppe und die Reserve werden nach den Worten des Operationsplans Deutschland gleichbehandelt. Dort müssen wir hin, das ist unser Ziel“, sagte Oberst von Bistram. Ferner benötige die Bundeswehr fähige Frauen und Männer, die die Aufgaben erfüllen können, die von der NATO vorgegeben werden. Deshalb seien vor allem die gesundheitlichen Anforderungen und die Ausbildung im Gefechtsdienst entscheidende Kriterien für eine Beorderung, „denn am Ende müssen wir Menschen in die Fläche bringen“, sagte von Bistram.
„Müssen begreifen, dass Sicherheit einen Preis hat“
Der Vizepräsident für Militärische Ausbildung im Reservistenverband und zugleich Kommandeur des Heimatschutzregiments 3, Oberst d.R. Manfred Schreiber, sprach über die Potenziale der unbeorderten Reserve: „Wir müssen uns Gedanken machen, wie wir aus den zehn Millionen, die seit Bestehen der Bundesrepublik ihren Dienst geleistet haben, wieder welche motivieren, zurück in die Truppe zu kommen“, sagte Schreiber. „Wir müssen endlich begreifen, dass Sicherheit einen Preis hat. Gemeinschaftlich sollten wir dafür sorgen, dass diejenigen, die etwas tun wollen, Erleichterungen erfahren“, fuhr Schreiber fort. Er zielte dabei auf den Abbau von Bürokratie ab.
Als dritter Redner sprach Dr. Thomas Siems vom Bundesamt für den Militärischen Abschirmdienst (BAMAD). Siems gab praktische Einblicke in die Beorderungs- und Heranziehungsüberprüfung, die seit Beginn 2022 auch für beorderte Reservistinnen und Reservisten verpflichtend ist. Herausforderungen seien vor allem die langen Bearbeitungszeiten der Sicherheitsüberprüfungen, die auf Seiten der Reservistinnen und Reservisten, die sich beordern lassen wollen auf Unverständnis träfen.
Professor Dr. Patrick Sensburg, Präsident des Reservistenverbandes, meinte, dass die Bundeswehr offener auf interessierte Reservistinnen und Reservisten zugehen sollte. „Die Truppe darf nicht Bremsklotz, sondern muss Motivator sein für diejenigen, die sich neben Beruf und Familie engagieren wollen. Auch eine unbeorderte Reserve wird es immer geben. Ich nenne sie die Reserve der Reserve, denn nicht alle schaffen es neben Familie und ihrem zivilen Leben, sich beordern zu lassen. Die unbeorderte Reserve bleibt ein wichtiger Bestandteil der Reserve in Deutschland“, sagte Sensburg.
Unbeorderte „bei der Stange halten“
Ähnlich äußerte sich Thomas Erndl MdB, Stellvertreter des Präsidenten des Reservistenverbandes: „Die beorderte und unbeorderte Reserve muss gemeinsam gedacht werden. Auch wenn Personen sich gegen eine Beorderung entscheiden, weil in ihrem Leben erstmal etwas anderes wichtig ist, müssen wir sie bei der Stange halten.“
„Wir müssen uns endlich von dem trennen, was gestern war und uns auf das Ziel konzentrieren, welches vor uns liegt. Der Verband der Reservisten der Deutschen Bundeswehr muss stärker einbezogen werden und wir sollten überlegen, welche neuen Wege wir gehen“, forderte Manfred Schreiber.
Am Ende der Sitzung bedankte sich Dr. Kristian Klinck MdB bei den Teilnehmerinnen und Teilnehmern für die rege Teilnahme an der Sitzung und sprach sich dafür aus, diesen Kreis von Interessierten auch künftig zu nutzen, um diskussionswürdige sicherheitspolitische Themen zu besprechen, „denn am Ende wollen wir alle das Gleiche“, sagte Klinck.