RAG Bundestag schaut ins Veteranen-Netzwerk
Der erste Außentermin für die Reservistenarbeitsgemeinschaft Bundestag endete abrupt wenige Minuten nach dem Eintreffen der Gäste im Veteranenbüro der Bundeswehr: Feueralarm, alle raus.
Aber damit war die Sitzung nicht beendet, denn sie wurde im nahegelegenen Paul-Löbe-Haus des Bundestages wie geplant fortgesetzt. Gut 25 Abgeordnete und Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Bundestages nutzten die Gelegenheit, sich über die Veteranenarbeit in Deutschland zu informieren, und wagten dabei auch den Blick nach außen: Der niederländische Verteidigungsattachée Oberst Andrew Houwman berichtete über den Umgang unserer Nachbarn mit ihren Veteranen und ihre Erfahrungen mit dem Veteranentag.
Anfänge einer deutschen Veteranenkultur
Der Deutsche Bundestag hat erst in diesem Jahr einen Veteranentag für die Bundeswehr beschlossen, der im kommenden Jahr am 15. Juni das erste Mal gefeiert wird. „Damit erleben wir die Anfänge einer echten Veteranenkultur in Deutschland”, hielt der Vorsitzende der RAG Dr. Kristian Klinck MdB zu Beginn der Sitzung fest. Deshalb sei der Austausch dazu so wichtig. Genau dieser Austausch stand für das Treffen der RAG auf der Agenda, denn neben Oberst Andrew Houwman waren auch die Stellvertretende Leiterin des Veteranenbüros der Bundeswehr, Oberstleutnant Sylvia Mehl, Brigadegeneral a.D. Dr. Michael Bartscher vom Bund Deutscher Einsatzveteranen sowie erstmals der neue Leiter des „Reservisten-Referates” EBU I 2 im Verteidigungsministerium Oberst Wilhelm Neißendorfer gekommen, um mit der Arbeitsgemeinschaft ins Gespräch zu kommen.
Sylvia Mehl stellte das Veteranenbüro vor, eines der führenden Pilotprojekte der Bundeswehr, das zunächst für drei Jahre läuft: „Das Veteranenbüro ist die Spinne im Netz. Wir sind die zentrale Ansprechstelle für alle Veteranenfragen, ein Ort der Begegnung und der Wertschätzung. Ein Beispiel dafür ist die persönliche Übergabe des Veteranenabzeichens bei uns.” Ihr größter Wunsch an die Anwesenden: „Lassen Sie uns gemeinsam, auch mit all Ihren Ideen und Zielen, eine Veteranenkultur in Deutschland etablieren.”Die braucht es, denn in Deutschland leben fast 10 Millionen Veteraninnen und Veteranen, 460.000 von Ihnen waren im Auslandseinsatz.
Wie machen es die Niederlande?
Wie eine solche Veteranenkultur aussehen kann, darüber informierte der Gast aus den Niederlanden. Denn dort wurde bereits 2005 ein Veteranentag eingeführt, seit 2012 sind die Versorgungspflicht, Anerkennung und Wertschätzung und auch die Durchführung von Einheitstreffen sogar in einem eigenen Veteranengesetz geregelt. „Anerkennung ist nicht die Aufgabe einzelner, das muss durch die ganze Gesellschaft getragen werden”, so Houwman. Und weiter: „Dazu ist der Austausch wahnsinnig wichtig. So werden Veteranen bei uns regelmäßig in Schulen eingeladen, um über ihre Erfahrungen zu berichten. 80 Prozent der Bevölkerung in den Niederlanden stehen heute hinter dem Veteranentag.”
Deutschland steht hier noch am Anfang. Doch die Bundeswehr mit ihrem Veteranenbüro, die in der Veteranenarbeit tätigen Verbände wie der Bund Deutscher Einsatzveteranen und der Reservistenverband sowie das Parlament stellen gemeinschaftlich die Weichen für eine positive Entwicklung. Dr. Michael Bartscher stellte im Rahmen der Sitzung das psychosoziale Netzwerk der Veteranen- und Familienhilfe des Bund Deutscher Einsatzveteranen vor, was sich mit rund 150 ehrenamtlich tätigen Paten und Unterstützern um einsatzgeschädigte Kameradinnen und Kameraden sowie ihre Angehörigen kümmert – ein wichtiges Angebot für Betroffene. „Es geht um Wertschätzung und um ein starkes Netzwerk für die Versorgung von Veteranen – gesetzlich und in der persönlichen Betreuung – dafür setzen wir uns gemeinsam ein”, so Klinck abschließend.
Kontakt
Das Veteranenbüro in der Jean-Monnet-Straße 4 in Berlin ist werktäglich ab 8 Uhr geöffnet. Den Kontakt sowie die genauen Öffnungszeiten finden Sie hier auf der Homepage.