Erinnerungsarbeit: Einsatz über den Gräbern
Zahlreiche Gliederungen des Reservistenverbandes haben am gestrigen Volkstrauertag aktiv in der Erinnerungsarbeit engagiert. Viele leisten aber auch darüber hinaus einen Beitrag zum Gedenken und zur Völkerverständigung. Ein Beispiel von vielen ist die Reservistenarbeitsgemeinschaft Kriegsgräberfürsorge Osnabrück.
Kriegsgräberstätten sind stumme Zeugen für die Schrecken der Kriege. Sie sind Orte der Erinnerung, des Gedenkens und des Lernens. So lautet ein Leitsatz des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge e.V. Deshalb bedürfen diese Gedenkstätten der Pflege, damit deren Mahnung für Frieden und Völkerverständigung nicht in Vergessenheit gerät.
Die Kreisgruppe Osnabrück hat in den vergangenen Jahren mehrere Einsätze für den Volksbund im In- und Ausland durchgeführt. Durch diese Tätigkeiten ist bei vielen teilnehmenden Reservisten eine besondere Beziehung zu den Soldatengräbern und Kriegstoten entstanden. Im Februar 2018 wurde deshalb die Reservistenarbeitsgemeinschaft (RAG) Kriegsgräberfürsorge Osnabrück gegründet.
Im August hat die Reservistenarbeitsgemeinschaft (RAG) Osnabrück ihr Projekt Nampcel im Départment Oise in Frankreich abgeschlossen, nachdem in den vergangenen zwei Jahren hier viele Arbeiten verrichtet wurden. Es wurden von den Angehörigen der RAG unter anderem Pflasterungen neu verlegt, Grabplatten gestrichen und eine 300 Meter langer Zaun aus einem besonderen französischen Bruchstein neu aufgemauert. 12504 Menschen, davon 11499 deutsche Kriegstote, haben auf diesem Friedhof ihre letzte Ruhe gefunden.
Nur sechzehn Kilometer vom Friedhof entfernt befindet sich der 1919 angelegte Friedhof Moulin sous Touvent. Heute ruhen hier 1903 Kriegstote. Mehr als die Hälfte von ihnen starb im Kriegsjahr 1918. An diesem Platz waren einige Arbeiten zu erledigen, die auf Vandalismus zurückzuführen sind. Hier sind zehn Krieger jüdischen Glaubens beigesetzt. Ihre Gräber erkennt man an den Stelen aus Naturstein, die umgestoßen wurden. Des Weiteren musste die Zuwegung im Eingangsbereich neu verlegt werden. Darunter hat sich dickes Wurzelwerk ausgebreitet, dass entfernt wurde. Aufgrund einer 1926 getroffenen Vereinbarung mit den zuständigen französischen Militärbehörden konnte der Volksbund bereits 1929 mit ersten Instandsetzungsarbeiten beginnen. Das Gelände wurde mit Büschen und Bäumen bepflanzt, die Wege begrünt und das Gräberfeld durch einen Zaun mit Hecke eingefriedet. Es folgte der Bau eines Eingangsgebäudes und zwei Hochkreuze wurden errichtet. Allerdings blieb das Problem einer dauerhaften Kennzeichnung der Gräber infolge Devisenmangels und des 1939 ausbrechenden Zweiten Weltkrieges zunächst noch ungelöst.
Nach Abschluss des deutsch-französischen Kriegsgräberabkommens vom 19. Juli 1966 konnte der Volksbund – finanziell unterstützt von der Bundesregierung – die endgültige Gestaltung der deutschen Soldatenfriedhöfe des Ersten Weltkrieges in Frankreich vornehmen. Außer einer grundlegenden landschaftsgärtnerischen Überarbeitung, an der sich zahlreiche freiwillige jugendliche Helfer aus Bremen maßgeblich beteiligten, erfolgte ab 1971 auch der Austausch der bisherigen provisorischen Holzgrabzeichen gegen Kreuze aus Metall mit eingegossenen Namen und Daten der hier Ruhenden.
Auch die 35 Kilogramm schweren Kreuzfundamente versetzten jugendliche Helfer an den Gräbern. Den Transport der Betonfundamente übernahm die Bundeswehr, die damit – ebenso wie die Jugendlichen – den Volksbund eindrucksvoll in der Erfüllung seiner Aufgaben unterstützte. Alle 1.903 Gefallene ruhen in Einzelgräbern. Sechs von ihnen blieben ohne Namen. Die Gräber der zehn Gefallenen jüdischen Glaubens erhielten aus religiösen Gründen statt des Kreuzes eine Stele aus Naturstein. Die hebräischen Schriftzeichen besagen: (oben) „Hier ruht begraben …“ und (unten) „Möge seine Seele eingeflochten sein in den Kreis der Lebenden“.
Auf der Website des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge findet man weitere interessante Informationen über die Entstehung der hier genannten Kriegsgräberstätten.