Mehrwert für die Truppe
Um die Reserve aufgrund der geopolitischen Veränderungen zukunftsfähig zu machen, müssen wir neue Wege beschreiten. Angesichts begrenzter zeitlicher Ressourcen und unter Berücksichtigung der Vereinbarkeit von Familie, Zivilberuf und Bundeswehr muss die Ausbildung optimiert werden.
Im Soldatenstatus stehen Reservistinnen und Reservisten der Bundeswehr durchschnittlich 15 bis 20 Tage pro Jahr zur Verfügung. Das reicht beim besten Willen nicht aus, um militärische Fertigkeiten und Kenntnisse zu erhalten, geschweige denn zu erweitern. Das Grundproblem bleibt somit die unzureichende Ausbildung auf der taktischen Einzelschützen- und Gruppenebene. Eine rein bundeswehreigene Ausbildung wird ohne eine verbindliche gesetzliche Regelung nicht ausreichen.
Eine enge Zusammenarbeit zwischen Bundeswehr und Reservistenverband ist daher derzeit zwingend erforderlich. Die Ausbildungszeit kann bereits jetzt auf Knopfdruck verdoppelt werden. Ein Beispiel ist das hybride Ausbildungsformat Waldkampf im Rahmen der Digitalen Ausbildung Reserve (DARes) des Reservistenverbandes – wir berichteten. Für eine optimale Ausbildung sieht die Bundeswehr folgende Ausbildungsformen vor, welche in Teilen auch durch den Verband abgedeckt werden können:
Erstens: Theorie und allgemeiner Unterricht (Reservistenverband)
Die Online-Veranstaltungen der DARes erreichen jährlich über 3.000 Teilnehmer. Hier wird vor allem allgemeines militärisches Wissen wiederholt. So lief es en im März. Mit mehr als 200 Teilnehmern wurden Merkworte wie FAST oder VASE in ihre Inhalte zerlegt und die praktische Bedeutung für die Einzelschützentätigkeit vermittelt. (Insgesamt neun Module, circa elf Ausbildungsstunden)
Zweitens: Sandkastenunterrichte und -ausbildungen (Reservistenverband)
Während der Verbandsveranstaltung „Cold Fortrees“, im März 2025, hat der Vorsitzende der Landesgruppe Brandenburg, Oberstleutnant d.R. Randolf Richter, an drei Tagen taktische Grundsätze, Entschlussfassung und Befehlsgebung auf Trupp- und Gruppen-Ebene geschult. (circa 18 Ausbildungsstunden)

Drittens: Geländebesprechungen (Reservistenverband)
Zur Vorbereitung der „Gefechtstage Brandenburg 2025“ werden die militärischen Führer im Rahmen einer Verbandsveranstaltung das Gelände des Truppenübungsplatzes Lehnin erkunden. Dabei werden Gefechtsszenarien analysiert und Handlungsmöglichkeiten in einem Führerrennen mit Blue Guns geübt. (zehn Ausbildungsstunden)
Viertens: Gefechtsdienst SP Einzelschütze und Teamausbildung (Bundeswehr/Reservistenverband)
Hier sieht die Bundeswehr neben der klassischen Gefechtsdienstausbildung auch die Simulation mit dem AGSHP oder VBS3 vor. Die Reservistenarbeitsgemeinschaft Militärsimulation (MilSim) nutzt die zivile Version ARMA 3, um in kleinen Schritten und durch Wiederholung von Phasen Handlungssicherheit zu schaffen. (circa 90 Ausbildungsstunden)
Fünftens: Finaler Gefechtsdienst mit scharfem Schuss (Bundeswehr)
In diesem Fall übernimmt allein die Bundeswehr die Durchführung, der Verein kann lediglich unterstützend tätig werden.
Vom Üben zum Beherrschen ist es ein weiter Weg. Ausbildung darf kein Selbstzweck sein, sondern muss zwischen Bundeswehr und Reservistenverband gut abgestimmt sein, um einen echten Mehrwert zu bieten. Dazu braucht es engagierte Akteure auf beiden Seiten, die diese Projekte mit Nachdruck vorantreiben. Wer diese Angebote des Reservistenverbandes durchzählt, kommt auf 16 zusätzliche Ausbildungstage.