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Der CIOR-Sommerkongress Anfang August bietet eine Fülle internationaler sportlicher Wettkämpfe, Seminare und Gelegenheiten zum Erfahrungsaustausch. Dafür arbeiten aktive Soldaten und Reservisten gemeinsam an der Organisation eines der größten Reservistentreffen der westlichen Welt.

Von Julia Egleder

Schon in wenigen Wochen geht es los, doch es ist noch viel zu tun. Die Vorbereitungen für eines der bedeutendsten Reservistentreffen der westlichen Welt laufen auf Hochtouren. Etwa 600 Reserveoffiziere aus 36 Staaten werden vom 3. bis 9. August in Fulda zum Sommerkongress der Internationalen Reserveoffiziersvereinigung (Confédération Interalliée des Officiers de Réserve, CIOR) erwartet. Die Organisatoren trafen sich Mitte Mai in großer Runde zum letzten Mal vor dem Ereignis. Der Stand der Planungen wurde durchgegangen, letzte Absprachen wurden getroffen. Bestimmt hundert Powerpoint-Charts wurden an diesem Tag in Fulda an die Wand geworfen. Die Organisation des Kongresses ist eine logistische Herausforderung: Hunderte Teilnehmer wollen transportiert, verköstigt und untergebracht werden. Mehr als 70 Programmpunkte sind für die Kongresswoche geplant.

Spezielle Kenntnisse vom Ehrenamt
Bei den Vorbereitungen helfen mehr als 30 Reserveoffiziere der Bundeswehr, ein Teil von ihnen ist Mitglied des Reservistenverbands. Jeder bringt seine speziellen Kenntnisse ein. Um den Transport der Teilnehmer nach Fulda kümmert sich mit Kapitänleutnant der Reserve Marc Behring zum Beispiel ein Mitarbeiter der Deutschen Bahn. Ein Rechtsanwalt ist für die juristische Absicherung der Veranstaltung zuständig, etwa für den Brandschutz. Ein großes Stück Arbeit, das die Reservisten neben ihrem Beruf, also in ihrer Freizeit, erledigen.

Mit Leib und Seele Europäer
Das trifft auch auf Otto Wilhelm Vicum zu. Er koordiniert den Sommerkongress seit fast drei Jahren. Als stellvertretender Leiter des Organisationsstabs ist Vicum immer dann gefragt, wenn es hakt. Von Beruf ist er Bauingenieur, er arbeitet als Dezernatsleiter im Regierungspräsidium Kassel. Der Oberstleutnant der Reserve ist mit Leib und Seele ein Internationaler, genau genommen ein Europäer. Vicum wohnt mit seiner Familie in Kassel, und an die 20 Mal im Jahr ist er in Frankreich. Seine Reservistendienstleistungen (früher Wehrübungen) leistet Vicum regelmäßig in Fontainebleau und in Paris ab. In den achtziger Jahren war er einer der ersten Offiziere im binationalen Versorgungsbataillon der damals gerade erst aufgestellten Deutsch-Französischen Brigade. Er spricht fließend Französisch. Dazu passt, dass er eine Französin geheiratet hat und jetzt auch die französische Staatsbürgerschaft besitzt. Vicum sagt: "Der Sommerkongress ist für mich der Höhepunkt der internationalen Reservistenarbeit."

CIOR vereint 1,3 Millionen Reservisten
In den Seminaren und beim Erfahrungsaustausch in ungezwungener Atmosphäre sollen die Teilnehmer die Arbeitsweise befreundeter Streitkräfte kennen lernen. Dass zum Beispiel "PsyOps" (Psychological Operations) in Deutschland "OpKomm" (Operative Kommunikation) heißen oder dass die Deutschen einen „Dingo“ fahren, während die Amerikaner den MRAP nehmen, das ist gut zu wissen, bevor es im Einsatz Missverständnisse gibt. Interkulturelle Kompetenz, fließende Englischkenntnisse und internationale Erfahrung sind nicht nur bei Führungskräften im zivilen Leben gefragt, sondern auch bei Offizieren. Da setzt CIOR an. Der Verband wurde 1948 gegründet und vereint heute 1,3 Millionen Reservisten aus den 28 Nato-Staaten und sechs weiteren Ländern wie Südafrika. Jedes Jahr gibt es ein gutes Dutzend Veranstaltungen zur Weiterbildung. "Was wir in CIOR und vor allem beim jährlichen Sommerkongress machen, ist eine Simulation der internationalen Verwendung", sagt Dr. Hans-Jürgen Schraut, Vizepräsident für Internationales beim Reservistenverband und ehemaliger CIOR-Präsident. Derzeit sind 4700 Soldaten der Bundeswehr im Auslandseinsatz, unter ihnen 300 Reservisten.

Aktuelle Fragen der Sicherheitspolitik
Beim Symposium diskutieren bekannte Vertreter aus Politik, Wirtschaft, Militär und Gesellschaft aktuelle Fragen der Sicherheitspolitik. Voraussichtlich wird einer der beiden Staatssekretäre im Verteidigungsministerium zu Gast sein. Hauptthema soll das internationale Krisenmanagement sein. Die Ukraine-Krise beschäftigt außerdem die CIOR-Arbeitsgruppe für Verteidigung und Sicherheit.

Spezielle Veranstaltungen
Aber der Kongress will mehr als nur eine internationale Diskussionsplattform sein. In den "Committees", den Arbeitsgruppen, die sich als Denkfabriken verstehen, sollen auch konkrete Verbesserungen für die Reservistenarbeit angeregt werden. Es gibt spezielle Veranstaltungen für so gut wie jede Gruppe, etwa für die Sanitätsoffiziere der Reserve. Die haben ihre eigene internationale Vereinigung, die CIOMR (Confédération Interalliée des Officiers Médicaux de Réserve), und ein eigenes Programm auf dem Kongress. Im Mittelpunkt steht eine Sanitätsregimentsübung zur Erstverwundetenversorgung im Krisenfall. Dr. Hermann Casper Römer, Allgemeinmediziner und Oberstarzt der Reserve, ist schon zehn Jahre bei den jährlichen Treffen dabei. Er sagt, er hätte sehr von der internationalen Perspektive profitiert, die ihm die Kongresse bieten. Die gewonnenen Einblicke in die Abläufe bei den Sanitätern anderer Streitkräfte und ein Vergleich der Materialausstattung seien unbezahlbar. Zufrieden stellt Römer fest, dass die Deutschen dabei durchgehend gut abschnitten. Neben der Übung geht es bei den Medizinern um die Rehabilitation von Soldaten nach den Einsätzen sowie deren psychologische Vorbereitung und Nachbetreuung. Römer rechnet mit etwa hundert teilnehmenden Sanitätsoffizieren der Reserve.

Militärischer Wettkampf
Rechtsanwalt Klaus-Dieter Zulys engagiert sich im Legal Affairs Committee. Auch er lebt Weltoffenheit und Internationalität. Seine Familie stammt aus Litauen, wo Zulys lange gearbeitet hat. Er spricht Litauisch, Spanisch und Englisch. In den vergangenen Wochen hat sich Zulys hauptsächlich mit den rechtlichen Aspekten der modernen Piraterie beschäftigt. Über dieses Thema wird er vor seinen Kameraden referieren. Nicht die juristischen Diskussionen sind aber der Grund dafür, dass der Oberstleutnant der Reserve schon seit vielen Jahren zum Sommerkongress kommt, sondern der militärische Wettkampf, MILCOMP. Hier starten die Topsportler der nationalen Reservistenverbände. 13 Mal war Zulys schon dabei. Zwei Lauf- und zwei Schießwettbewerbe sowie einen Schwimmwettbewerb müssen die Teilnehmer in dem Wettkampf durchlaufen. Zulys Spezialität ist das Schießen mit Gewehr und Pistole. Durch die sportlichen Wettkämpfe fand er viele Freunde, auch in anderen Ländern. Die Kameraden bei CIOR beschreibt er als seine Familie, durch die regelmäßigen Wettkämpfe seien sie eine eingeschworene Gemeinschaft geworden. Auch außerhalb der Kongresse habe er viel mit den Kameraden unternommen, Fahrten nach Helgoland zum Beispiel oder gemeinsame Silvesterfeiern. Vor allem in Spanien und den Vereinigten Staaten habe er jetzt gute Freunde, Reservisten wie er.

Kein "Old Boy Club" mehr
Dass CIOR früher ein "Old Boys Club" war, gibt Hans-Jürgen Schraut, der Vizepräsident für Internationales beim Reservistenverband, unumwunden zu. Heute stehe aber die inhaltliche Arbeit im Vordergrund, sagt er. Dass es nicht bloß um ein Treffen honoriger, lang gedienter Offiziere geht, belegt auch die Existenz eines Workshops für junge Reserveoffiziere (YROW). Es geht um Leadership-Training, Kriegsvölkerrecht und die Funktionsweise der Nato. 60 junge Reserveoffiziere aus 15 Nationen werden mitmachen, sechs von ihnen kommen aus Deutschland. Die Teilnehmer sind zwischen 23 und 30 Jahre alt, sie müssen gut Englisch sprechen und teamfähig sein.

Wieder in Deutschland
Den CIOR-Sommerkongress wird es dieses Jahr schon zum 67. Mal geben. Deutschland richtete ihn zuletzt im Jahr 2000 aus, damals in Berlin. Dass die Wahl jetzt wieder auf Deutschland fiel, war keinesfalls selbstverständlich. Vor der Bewerbung mussten Vicum und seine Kameraden vom Reservistenverband viele Akteure für das Projekt gewinnen. Im Verteidigungsministerium erkundigte man sich, ob ein solch aufwendiges und teures Vorhaben grundsätzlich wieder unterstützt würde. Auch innerhalb des Reservistenverbands liefen zunächst Abstimmungen: Haben wir überhaupt das nötige Personal? Schließlich musste das Streitkräfteamt zustimmen, denn die Bundeswehr ist für die Einrahmung des Kongresses zuständig, etwa für den Eröffnungsappell, den Ehrenzug und den Auftritt des Heeresmusikkorps. Erst nachdem klar war, dass alle hinter der Veranstaltung standen, ging es mit den konkreten Planungen los.

Nähe zum Truppenübungsplatz in Hammelburg
Und warum Fulda? Dort gibt es mit dem Hotel und Kongresszentrum Esperanto einen Tagungsort auf internationalem Niveau. Außerdem ist die Stadt vom Flughafen Frankfurt in nur anderthalb Stunden zu erreichen. Das wichtigste Kriterium, das schließlich den Ausschlag für die hessische Stadt gab, ist aber die Nähe zum Truppenübungsplatz in Hammelburg. Für den militärischen Fünfkampf brauchen die Ausrichter eine spezielle Hindernisbahn, die es nur an vier Orten in Deutschland gibt, unter anderem eben dort.

Kosten spielen auch eine Rolle
Wichtig bei der Wahl des Ortes waren auch die Kosten für die Teilnehmer. In Deutschland zahlt der Bund, er zieht die Reservisten für die Dauer des Kongresses ein. Damit besucht der Reservist die Veranstaltung als Soldat. Das ist aber nicht bei allen CIOR-Mitgliedstaaten so. Viele Verteidigungsministerien übernähmen die Teilnahmekosten nicht mehr oder nicht mehr vollständig, sagt Vicum. Und eine Woche Fulda sei auf jeden Fall günstiger als eine Woche Berlin.

Stolz auf die Arbeit
Drei anstrengende Jahre der Vorbereitung werden sich wohl bald auszahlen. Die Mitglieder des Organisationsstabs und der deutschen Delegation freuen sich darauf. Dass die Arbeit bisher so reibungslos lief und dass jeder seine Kompetenzen an der passenden Stelle einbringen konnte, darauf sind sie schon jetzt stolz.

Weitere Informationen finden Sie auf der CIOR-Webseite
 

Symbolbild oben:
CIOR 2014 in Fulda
(Foto: Ralf Wittern).

Zweites Bild:
Symbolfoto: CIOR 2014 in Fulda.
(Foto: CIOR)

Dreittes Bild:
Oberstleutnant d.R. Otto Wilhelm Vicum
koordiniert den Sommerkongress
(Foto: Andreas Arnold).

Bild unten:
In Fulda wurden Anfang Mai die
letzten organisatorischen
Details besprochen
(Foto: Andreas Arnold).

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