Rund 42 Prozent der Fläche von Rheinland-Pfalz ist von Wäldern bedeckt. Mehr als eine halbe Milliarde Bäume wachsen hier. Ein Fünftel davon sind Fichten, die in den Zeiten des Klimawandels zunehmend durch Stürme und durch Holzschädlinge bedroht sind. Damit das auch so bleibt, sind derzeit mehr als 50 Reservisten rund um den Erbeskopf (mit 816 Metern der höchste Berg des Bundeslandes) im Hunsrück im Einsatz, um nach dem heißen und trockenen Frühjahr den Borkenkäfer in den Fichten-Hochwäldern zu bekämpfen.
Das Landwirtschaftsministerium hatte die Bundeswehr um Hilfe gebeten, weil die Forstverwaltung dem Kampf gegen Borkenkäfer allein nicht bestehen kann, zumal im Mittelgebirge der Einsatz schwerer Holzerntemaschinen ebenso problematisch ist wie das Ausbringen von Insektiziden auf großen Waldflächen. Über die auf Anforderung des Umwelt- und Forstministeriums zur Hilfe gekommenen aktiven Soldaten und Reservisten in den großen Waldgebieten von Hunsrück, Eifel und Westerwald haben wir bereits berichtet.
Nun hatte der Autor die Möglichkeit, sich selbst ein Bild zu machen. Mit dem Stabsoffizier für Reservisten im Landeskommando, Oberstleutnant Heisam El-Araj traf er sich am Tor der Artillerieschule in Idar-Oberstein. Von dort waren es noch gut 30 Autominuten auf einsamen Waldstraßen Richtung Erbeskopf bis zum Treffpunkt mit dem Kompaniechef der RSU-Kompanie, Major d. R. Dr. Alexander Pfriem, der sich an diesem Tag davon überzeugen konnte, dass seine Leute einen guten Job machten und trotz der körperlich belastenden Arbeit hochmotiviert waren.
Ungediente zu Gefreiten d.R. befördert
Es gab in den vergangenen Tagen weitere hochrangige Besucher. So machte sich der Nationale Territoriale Befehlshaber, Generalleutnant Martin Schelleis, ein Bild von der körperlich fordernden Arbeit der Reservisten rund um den Erbeskopf. Oberst Erwin Mattes, der Kommandeur des Landeskommandos RLP, war schon zu Beginn der Aktion zur Einweisung der Reservisten vor Ort gekommen. Die meisten Reservisten sind schon jahrelang in der RSU-Kompanie aktiv. Drei von ihnen hatten allerdings erst 2019 an der Ausbildung Ungedienter erfolgreich teilgenommen und waren nun stolz auf den neuen Dienstgrad Gefreiter.
Buchdrucker und Kupferstecher
Mitarbeiter der Forstverwaltung und Ranger des Nationalparks machten die Reservisten damit vertraut, wie man erkennt, wenn Bäume vom Borkenkäfer befallen sind. Borkenkäfer (die größeren nennt man auf Grund ihrer Fraßspuren Buchdrucker und die kleineren Kupferstecher) legen ihre Brut- und Fraßgänge unter der Baumrinde an und beschädigen den sogenannten Bast. So heißen die lebensnotwendigen Leitungsbahnen für die in Wasser gelösten Nährstoffe innerhalb der Bäume.
Wird dieses stark beschädigt, sind die Bäume nicht mehr lebensfähig und sterben ab. Besonders starke und vitale Bäume können dem Ansturm der Käfer eine Weile widerstehen, da sie durch einsetzenden Harzfluss die Käfer wieder ausstoßen. Der Schimmer des Harzes auf der Rinde ist deshalb eines der Anzeichen für einen Befall – ebenso wie rieselndes Holz- oder Borkenmehl. Bei Regen wird es schnell abgewaschen, wird aber oft von Spinnennetzen aufgefangen, auf die deshalb besonders geachtet wird.
Untergebracht sind die Reservisten (Corona-bedingt in Einzelstuben) im zum Truppenübungsplatz Baumholder gehörenden Lager Aulenwald und werden in Kleinbussen morgens in ihre Einsatzgebiete im Nationalpark – hügeliges Waldgebiet mit teils steilen Einschnitten und Hochmooren) und im Idarwald (ebenfalls hügelig mit mittelaltem Mischbestand, in dem Fichten dominieren) gefahren. Mittags kommt die von den Reservisten ausdrücklich gelobte Verpflegung aus Baumholder, die bei Regen unter dem Dach einer Wanderhütte eingenommen wird. Selbstverständlich halten sich die Reservisten dabei diszipliniert an die Corona-Schutzbestimmungen.
50 Soldaten auch in Sachsen im Einsatz
Auch in Sachsen ist die Bundeswehr aktuell im Borkenkäfer-Einsatz, wie der MDR berichtet. Der Einsatz erfolgt auf Grundlage eines Amtshilfeersuchens des Sächsischen Staatsministeriums für Energie, Klimaschutz, Umwelt und Landwirtschaft. 50 Soldatinnen und Soldaten unterstützen hier beim Auffinden und Fällen befallener Fichten.