Reserve hat Ruh“ prangt groß auf der prächtigen Fahne, der man ihr stolzes Alter durchaus ansehen kann. „Die Reservistenfahne habe ich während der letzten Monate meines Wehrdienstes selbst hergestellt“, erzählt Wolfgang Mertzky stolz. Er schwelgt in Erinnerungen. Dabei hat seine über 60 Jahre zurückliegende Dienstzeit noch beeindruckend detailreich vor Augen. Er erzählt von Übungen, Bergmärschen, Schießübungen und mit einem Lächeln auch von den Ausgängen. Damals. In Bad Reichenhall.
Heute ist Mertzky 84 Jahre alt und lebt mit seiner Frau Ursula in der baden-württembergischen Gemeinde Schwieberdingen nahe Ludwigsburg. Nach der Bundeswehr machte Mertzky seinen Meisterbrief und wurde schließlich bis zu seiner Pension Leiter einer Entwicklungswerkstatt. Auch nach seiner Bundeswehrzeit blieb er dem Schießen treu – wenn auch mit deutlich kleinerem Kaliber. Im Laufe der Jahre hat er sich zu einem angesehenen Luftgewehrschützen entwickelt und ist bis heute im Schützenverein Schwieberdingen aktiv.
„Ich wollte die Fahne in guten Händen wissen“
Für einige Jahre hatte die Fahne genau dort, im Schützenhaus in Schwieberdingen, ihren festen Platz gefunden. Irgendwann wanderte sie dann gut verpackt in den Keller der Familie Mertzky. Doch bereits seit ein paar Monaten reifte bei Mertzky ein Wunsch: „Ich wollte die Fahne in guten Händen wissen. Bei jemanden, der etwas mit ihr anfangen kann.“ Im Frühjahr nahm er schließlich den Hörer in die Hand und kontaktierte die Bundeswehr. Über das Landeskommando Baden-Württemberg wurde das Gebirgsversorgungsbataillon auf die besondere Geschichte aufmerksam. Nach mehreren E-Mails und Telefonaten war klar: Die Reservistenfahne kehrt nach 61 Jahren zurück nach Bad Reichenhall.
Übergabe und Kasernenführung in Bad Reichenhall
Anfang August wurde das Ehepaar Mertzky in der Hochstaufenkaserne von einer Abordnung willkommen geheißen. Nach einem Mittagessen in der Offizierheimgesellschaft überreichte Mertzky seine handgefertigte Fahne an die 2. Kompanie des Gebirgsversorgungsbataillons 8. Gemeinsam mit ihr übergab er mehrere Tagebücher, Fotoalben und Aufzeichnungen aus seiner Dienstzeit. Das gemeinsame Durchblättern der Fotos garnierte Mertzky mit einigen Anekdoten. Nach einer persönlichen Führung durch die Kaserne wurden die zufriedenen und strahlenden Gäste mit einem kleinen Erinnerungsstück dankend verabschiedet.