Pistorius zu Gast beim Salvatorabend in Oldenburg
Dass die Worte „Kriegstüchtigkeit“ und „Zum Wohle!“ zwar nicht unmittelbar hintereinander, aber im Laufe des Salvatorabends fielen, lag nicht nur an dem Getränk, das der Traditionsveranstaltung in Oldenburg ihren Namen gibt. Vielmehr war der Begriff „Kriegstüchtigkeit “ eines der wichtigen Stichworte aus der Rede des prominenten Gastes an diesem Abend.
Sollte es einen Angriff auf Land oder Bündnis geben, so wäre dies ein Krieg. Wir müssen lernen, Kriege führen zu können, damit wir keine Kriege führen müssen“, sagte Boris Pistorius. Der Verteidigungsminister war prominenter Gast des Abends. Sein Besuch des traditionsreichen Salvatorabends war einerseits ein Zeichen der Wertschätzung, andererseits nutzte der Minister die Gelegenheit, um eine seiner derzeit wichtigsten Botschaften zu erklären: Warum Deutschland kriegstüchtig sein muss.
Boris Pistorius erläuterte, was er mit diesem Begriff meint, nämlich die Fähigkeit, sich in einem hochintensiven Gefecht verteidigen zu können. Die braucht es für eine starke Abschreckung. Mit Blick auf den Angriffskrieg gegen die Ukraine sagte Pistorius: „Wie wir auf russische Aggressionen antworten, wird das Leben künftiger Generationen prägen“. Der Bundesminister lobte „seine“ Truppe und das Verteidigungsministerium, die in seiner 13-monatigen Amtszeit schon viel erreicht habe. Dabei hob er die besondere Leistung Deutschlands bei der Unterstützung der Ukraine hervor.
„Sicherheit nicht zum Nulltarif“
Gleichzeitig beklagte er die dennoch verbreitete „pessimistische und skeptische Sichtweise“ und kritisierte Medien, Parlamentarier und selbsternannte Experten dafür, sensible militärische Details ohne das nötige Hintergrundwissen öffentlich zu verbreiten. Er definierte das „Ziel, im Bündnis maßgeblich zur Verteidigungsfähigkeit beizutragen“ – unter anderem durch die Aufstellung einer Brigade in Litauen, die dauerhaft im Baltikum stationiert sein soll. Das sei ein „Leuchtturmprojekt der Zeitenwende“.
Angesichts des Personalmangels in den Streitkräften sprach sich Pistorius für eine Diskussion über eine Wehr- oder Dienstpflicht aus. In diesem Zusammenhang wies er darauf hin, dass er eine Dienstpflicht bevorzugen würde. Zudem verdeutlichte der Minister, dass es Sicherheit nicht zum Nulltarif gebe. Wehrhaftigkeit werde dauerhaft Geld kosten. In diesem Zusammenhang stellte er die Schuldenbremse in bestehender Form infrage.
Das von Russland abgehörte Gespräch von Luftwaffen-Offizieren über den möglichen Einsatz des Marschflugkörpers Taurus war an jenem Abend noch nicht öffentlich bekannt.
Hintergrund: Salvatorabend
Am Salvatorabend nahmen 326 Gäste teil. Hauptmann a.D. Gerhard Kindl moderierte die 57. Auflage der Veranstaltung, bei dem Oldenburgs Oberbürgermeister Jürgen Krogmann und Verteidigungsminister Boris Pistorius gemeinsam das Fass anstachen.
Bis zum Abzug der letzten Soldaten vom Fliegerhorst Oldenburg hatte der Salvatorabend stets im dortigen Offizierskasino stattgefunden. Seit 2007 organisieren Angehörige der Traditionsgemeinschaft Jagdbombergeschwader 43 e.V. und des Reservistenverbandes diese Veranstaltung und gründeten dafür die Salvatorgemeinschaft Oldenburg (SGO), um die lange Tradition der Oldenburger Salvatorabende auch in Zukunft zu sichern.
1964 hatte ein Geschwader der Luftwaffe, das zwei Jahre zuvor vom bayerischen Standort Erding nach Oldenburg verlegt worden war, Salvatorbier und kulinarische Spezialitäten aus Bayern bei einem Empfang erstmalig Vertretern der Stadt Oldenburg präsentiert, um sich für die Unterstützung des Verbandes zu bedanken. Seitdem ist es unverändertes Ziel der Veranstaltung, den Dialog zwischen der Bundeswehr und allen relevanten Gesellschaftsgruppen der Stadt Oldenburg zu fördern.