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„Shalom Habibi“: Eine Zeitenwende im Nahen Osten




"Schalom Habibi: Zeitenwende für jüdisch-muslimische Freundschaft und Frieden" heißt das Buch von Arye Sharuz Shalicar.

Foto: Michael Scheller

Auf einladung der Kreisgruppe München-Stadt stellte Shalicar sein Buch kurz vor Weihnachten im Casino der Bundeswehr-Universität in Neubiberg vor.

israelNaher Osten

Kurz vor Weihnachten hat der israelische Reserve-Major Arye Sharuz Shalicar im Casino der Bundeswehr-Universität in Neubiberg sein neues Buch „Shalom Habibi“ vorgestellt – und sorgte dabei für ein volles Haus. 50 Gäste kamen zu der Veranstaltung, die die Kreisgruppe München-Stadt unter dem Vorsitz von Flottillenarzt d.R. Dr. Daniel Pohl und der bayerische Beauftragte für jüdisches Leben und gegen Antisemitismus, Staatsminister a.D. Dr. Ludwig Spaenle, organisiert hatten.

Spaenle, der seit längerer Zeit mit Shalicar und dessen Familie befreundet ist, stellte die besondere Lebensgeschichte des Autors vor –  eine Erfahrungswelt zwischen seinen Jugendjahren im Berliner Wedding inmitten von Muslimen und seinem Leben in Israel. Mit persönlichen Anekdoten bereitete er die Gäste auf das Thema vor. Florian Hahn, MdB und Ehrensenator der Universität, in dessen Wahlkreis die Veranstaltung stattfand, bezeichnete die Veranstaltung als ein kraftvolles Signal der Freundschaft und Zusammenarbeit, die in einer Reihe mit dem Besuch der Luftwaffe in Israel, aber auch dem symbolstarken Überflug von zwei israelischen F16-Jets über der KZ-Gedenkstätte Dachau steht. Prof. Dr. Renner, Vizepräsident der Universität der Bundeswehr, schloss sich seinen Vorrednern an und hob die wissenschaftliche Zusammenarbeit hervor, die die Universität seit langer Zeit mit israelischen Forschungsstellen pflegt.

Konflikte dominieren öffentliche Wahrnehmung

Shalicar nahm zu Beginn seiner Lesung seine eigene Lebensgeschichte als Ausgangspunkt, in der er einerseits die drastische, teils gewalttätige Ablehnung und den Hass seiner muslimischen Umgebung in seiner Jugend erlebt hatte, aber andererseits auch die verlässliche Freundschaft mit Muslimen. Seine Kernaussage lautete: Das Glas ist halb leer, aber es ist auch halb voll. In den deutschen Medien werde Israel und das Verhältnis mit seinen Nachbarstaaten gerne dargestellt, wenn es Probleme und Gewalt gebe. Wenn Israel mit seinen Nachbarn Friedensverträge schließe, würde dies auf wenig Beachtung stoßen. Die Abraham Accords aus dem Jahr 2020 beispielsweise seien in der deutschen Öffentlichkeit kaum bekannt, weil der Blick auf Israel oft nur ein Tunnelblick sei, der durch den Holocaust dominiert ist.

Shalicar (l.) mit dem Vorsitzenden der Kreisgruppe München-Stadt, Flottillenarzt d.R. Dr. Daniel Pohl. (Foto: Michael Scheller)

Auf diese Weise entstünde nicht nur beim deutschen Publikum ein Informationsdefizit, sondern auch migrantische Communities könnten ihren Antisemitismus uneingeschränkt weiter pflegen, wogegen tatsächlich Israel schon seit vielen Jahrzehnten sehr konstruktiv mit seinen sunnitisch-arabischen Nachbarn zusammenarbeite. Die Kooperation, die bis vor 2020 meist nur „unter dem Teppich“ im Verborgenen stattgefunden hatte, wurde durch die Abraham Accords öffentlich gemacht und prägt seitdem das neue Verhältnis im Nahen Osten. Auch wenn Saudi-Arabien den Accords selbst noch nicht beigetreten sei, wurden die Friedensverträge mit aktiver Unterstützung des Saudischen Königreichs geschlossen. Shalicar war unter anderem als Mitarbeiter des ehemaligen israelischen Außenministers in vielen arabischen Staaten unterwegs und wurde an der Grenzkontrolle in den Vereinigten Arabischen Emiraten von seinen Gesprächspartnern ebenfalls mit den Worten „Shalom Habibi“ begrüßt.

In Dubai sicherer als in Berlin

Shalicar nannte es eine deutsche Verantwortung, durch Öffnung des Blickwinkels auf die neue Lebensrealität des Nahen Ostens auch die Sichtweise der deutschen Muslime auf Israel zu verändern, und den in diesen Milieus gepflegten Antisemitismus abzubauen: Die Zusammenarbeit Israels mit seinen Nachbarn gehe weit über die Sicherheitspolitik hinaus und betreffe Gebiete wie Wasserversorgung, Medizin, Cybersicherheit, Umweltschutz, Energietechnik und Landwirtschaft. Sie beinhalte aber auch eine menschliche Dimension: Er fühle sich inzwischen in Dubai in einem libanesischen Restaurant sicherer als in einem libanesischen Restaurant in Deutschland. Israelis seien in vielen arabischen Staaten gern gesehene Touristen, die sich dort weniger bedroht fühlten, als in nicht wenigen Gegenden auf dem europäischen Kontinent.

Staatsminister a.D. Dr. Ludwig Spaenle, bayerischer Beauftragter für jüdisches Leben und gegen Antisemitismus. (Foto: Michael Scheller)

Als jemand, der in Deutschland bis zu seinem 23. Lebensjahr gelebt und für Deutschland seinen Wehrdienst geleistet hat, und in seiner Familie mit seinen Kindern deutsch spricht, wünscht sich Shalicar auch für seine deutsche Heimat eine Wahrnehmung dieser neuen Realität.

Das Glas ist auch halb voll

Die ausschließliche Darstellung Israels als ein Ort der Konflikte sei falsch und irreführend: Auch wenn es nach wie vor immer wieder Attentate auf israelische Bürger und Schießereien an Grenzübergängen gebe, sei dies die Darstellung des „halb leeren Glases“. Gleichzeitig sei das Glas auch halbvoll, weil er auch viele arabische Kameraden in der israelischen Armee habe, die selbstverständlich nicht nur die gleichen Rechte wie Israelis genießen, aber auch in gleicher Weise die Pflichten annehmen würden, die sie als israelische Staatsbürger in Uniform hätten, und mit denen er stets kameradschaftlich verbunden sei.

Mit Blick auf das christliche Weihnachtsfest sei die neue Realität im Nahen Osten Shalicars Ansicht nach in außenpolitischer Hinsicht, aber auch mit Blick auf die zahlreichen entstehenden persönlichen freundschaftlichen Kontakte zwischen Juden und Arabern, mit Sicherheit eine Zeitenwende. Was sonst, wenn nicht das.

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