„Sicherheit ist der Weg nach Hause“
30 Teilnehmer informierten sich am Sonntagvormittag im Gustav-Stresemann-Institut in Bonn über den Einsatz der Bundeswehr am Hindukusch. Vollmer unterstanden insgesamt 5.500 Isaf-Soldaten, davon 3.500 Deutsche. Unterstützt wurde er von 3.500 afghanischen Soldaten "die unter abenteuerlichen Vorraussetzungen in den Kampf geschickt wurden", so der Brigadegeneral. Sein Fazit: "Wir haben dort deutlich zu wenig Kräfte, um die Sicherheit des riesigen Gebietes herzustellen, die wir dort brauchen". In Kundus stehe die Bundeswehr in kriegsähnlichen Auseinandersetzungen. "Die Soldaten haben in dem Gebiet als Hauptauftrag einen Kampf zu führen", so Vollmer, der während seines Einsatzes 14 Gefallene zu betrauern hatte. Die Ausrüstung für diese Gefechte sei jedoch ausreichend. "Alles was wir angefordert haben, wurde uns geliefert." Vollmer verwies darauf, dass es von den Verbündeten Luftunterstützung gibt, wenn sie benötigt werde.
Brigadegeneral Vollmer äußerte sich in einer Fragestunde lobend über die Arbeit der Reserve. "Viele Reservisten leisten im Einsatz als qualifizierte Fachleute exzellente Arbeit. Leider habe ich auch erlebt, dass wir aktiven Soldaten immer wieder den Fehler begehen, Reservisten einzuplanen, die fachlich – zum Beispiel im Sachgebiet militärische Sicherheit – nicht in der Lage sind, die Aufgaben gut auszufüllen. Das hilft nicht der Truppe, aber auch nicht dem Soldaten." Uneingeschränkt steht Vollmer zu dem Einsatz von Reservisten in der Heimat. Er sagt: "Zuhause brauchen wir die Reservisten, die als gespiegelte Soldaten, die Arbeit des aktiven Soldaten übernehmen, der in einen Auslandseinsatz geht. Ohne sie könnte die Truppe in Deutschland nicht fortgeführt werden."
Seminar war gute Mischung
Vollmers Vortrag war einer von insgesamt acht Beiträgen rund um Afghanistan von der Zeit der sowjetischen Besatzung bis in die heutige Zeit. Die Teilnehmer sollen als Multiplikatoren, als Mittler für Sicherheitspolitik ihr im Seminar erworbenes Wissen weitergeben. "Das war eine sehr gute Mischung", sagt Teilnehmer Siegfried Beyer. Der Kapitän zur See der Reserve aus Schleswig-Holstein bekam die Überzeugung vermittelt, "dass es geschafft werden kann, Afghanistan zu befrieden und aufzubauen". Das Seminar habe dazu beigetragen, alles differenzierter sehen zu können, so der 69 Jahre alte Lehrer außer Dienst. Dr. Volker Daum aus Bayreuth stimmt zu und ergänzt: "Wir wurden nicht manipuliert, sondern erhielten in dem dreitägigen Seminar Informationen von allen Seiten".
Deshalb sei für die Seminarteilnehmer vor allem der Vortrag von Oberstarzt a. D. Dr. Reinhard Erös sehr wichtig gewesen, um ein differenziertes Bild zu erhalten. "Aufgrund seiner langjährigen Erfahrung wirkte Erös auf mich besonders authentisch", sagt Beyer. Er habe in Afghanistan Schulen und medizinische Einrichtungen gebaut – aber immer nur mit Zustimmung der Bevölkerung. "Deshalb gibt ihm der Erfolg recht. Keines der Projekte Erös‘ ist bisher zerstört worden", sagt Beyer beeindruckt.
Impulsveranstaltung für Schwerpunktthema 2010
Das diesjährige Seminar war Impulsveranstaltung für das Schwerpunktthema des Verbandes. "Die Reservistenkameradschaften sollen in die Lage versetzt werden, dieses Jahr fundiert über Afghanistan und den dortigen Bundeswehreinsatz zu informieren. Deshalb werden wir allen Gliederungen bald fertiges Vortragsmaterial inklusive interessanter Filmbeiträge zur Verfügung stellen", sagt Christian Faul, der als Vizepräsident für die sicherheitspolitische Bildung des Verbandes verantwortlich ist. Das Herbert-Döllner-Seminar findet in Kooperation von Reservistenverband und Gustav-Stresemann-Seminar jährlich statt.
Detlef Struckhof
Bild oben: Brigadegeneral Jörg Vollmer
berichtet von seinen Einsatzerfahrungen
(Foto: dest)
Bild Mitte: Seminarteilnehmer Siegfried Beyer
(links) und Dr. Volker Daum
(Foto: dest)
Bild unten: Referent Dr. Reinhard Erös
wirkte auf viele Lehrgangsteilnehmer
besonders authentisch
(Foto: Nina Kaiser)