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Sicherheitspolitischer Ausblick erster Klasse bei Reunion

So viele Gäste waren es noch nie: 60 Teilnehmer kamen zur Reunion des Deutsch-Amerikanischen Reserveoffizieraustauschs auf die Ramstein Air Base im pfälzischen Miesenbach. Der Luftwaffenstützpunkt ist die größte Basis und Sitz der US-Air-Force-Kommandos Europa und Afrika. Das Programm wird ehrenamtlich durch Teilnehmer des Hochwertprogramms erarbeitet. Maßgeblicher Gedanke: den in den USA initiierten Austausch in Deutschland bei amerikanischen Partnern fortsetzen.

Prominente Gäste bei der Deutsch-Amerikanischen Reunion: Brigadegeneral Scott A. Sauter, Konteradmiral Kay-Achim Schönbach, Thomas Silberhorn, Greg Hands und Brigadegeneral a.D. Reiner Schwalb.

Foto: Bodo Kubartz

Das Organisationsteam um die Reserveobersten Mirko Appel und Thilo Krökel koordinierte eine Tour de Force mit hochkarätigen Referenten und einem Fokus auf hochaktuelle Themen – vom Brexit bis zum Mittleren Osten. Thematisch war das Programm in drei Blöcke gegliedert: Zukunft der Streitkräfte, Querschnitte internationaler Sicherheitspolitik und Insights angewandter Politik.

Teil I begann am Freitag mit dem Vortrag von Brigadegeneral Richard Frevel, Personalchef beim Kommando Luftwaffe, der in einem informativen Aufriss die Personalentwicklung seiner Teilstreitkraft skizzierte. Die Brücke zur Entwicklung der Reserve bauten zwei Beiträge der Amerikaner. US-Brigadegeneral Scott A. „Scooter“ Sauter, Special Assistant beim Chef des Stabes Air Force Reserve, zeigte die Integration der Reserve in das amerikanische Streitkräftesystem auf. Sein Credo für die Reservistengewinnung: Sich an den richtigen und wichtigen Stellen zeigen, um Talente zu gewinnen. Sein Kamerad Oberst Hau, Berater für Reserve der Kommandos Europa und Afrika, übertrug dies auf die Herausforderungen bei der praktischen Umsetzung. Den thematischen Abschluss bot Konteradmiral Kay-Achim Schönbach, stellvertretender Abteilungsleiter Strategie und Einsatz im BMVg, der die Funktionsweise der Bundeswehr als Parlamentsarmee mit ihren Chancen und Einschränkungen skizzierte.

Im Thementeil „Querschnitte internationaler Sicherheitspolitik“ referierte Thomas Silberhorn, Parlamentarischer Staatssekretär im Bundesministerium der Verteidigung, über sicherheitspolitische Herausforderungen im Mittleren Osten. Die Zuhörer nutzten die Zeit für eine umfangreiche Fragestunde, bei der Silberhorn umfangreiche Einblicke ins BMVg gab. Gerade an dieser Stelle wurde deutlich, so die Veranstalter, wie wichtig die Veranstaltung für den offenen Austausch mit Top-Referenten ist.

„Wir brauchen Brückenbauer“

Auf besonderes Interesse stieß der Vortrag des Londoner Unterhausabgeordneten Greg Hands. Der konservative Parlamentarier lebte in den 80er-Jahren in Berlin und ist einer von vier im Parlament, die fließend Deutsch sprechen. Er trug in Englisch vor, stellte die Persönlichkeit des Premiers Boris Johnson aus nächster Nähe dar und zeigte die Komplexität des Brexit nachvollziehbar auf. Hands schloss mit der Anmerkung, dass es Brückenbauer des gegenseitigen Verständnisses hüben wie drüben brauche. Eine weitere Sicht auf ein sicherheitspolitisches Thema bot Brigadegeneral a.D. Reiner Schwalb, bis 2018 Verteidigungsattaché in Moskau. Als profunder Kenner Russlands teilte er seine Analyse über das Russland der letzten Jahre mit den Zuhörern.

Am Sonntag wurden „Insights angewandter Politik“ präsentiert. Dr. Barbara Kolm, Vizepräsidentin des Generalrates der Österreichische Nationalbank AG, bot einen Quervergleich zwischen der Geldpolitik und den Finanzsystemen dies- und jenseits des Atlantik. Münchens oberster Polizist, Polizeipräsident Hubertus Andrä, fast schon ein Stammgast der Reunion, bot einen querschnittlichen Überblick seiner Behörde mit aktuellen An- und Herausforderungen.

Reunion gefragt wie nie

„60 Teilnehmer sind absoluter Rekord!“, resümierte Organisator Oberst d.R. Appel. „In diesem Jahr mussten wir die Liste schon Ende Mai schließen, weil die Unterbringungsmöglichkeiten begrenzt sind und die Nachfrage groß war.“ Wie gut der Ruf der Reunion mittlerweile ist, zeigt nicht nur, dass Referenten der vergangenen Jahre auch dieses Mal als Mitglieder des Freundeskreises unter den Teilnehmern waren. Fast alle deutschen und amerikanischen vortragenden Flaggoffiziere folgten der Veranstaltung von Freitag bis Sonntagmittag. Eine Frage treibt die Veranstalter jedoch um: „Im Raume steht nach wie vor die Frage, warum die Bundeswehr diese ehrenamtlich organisierte Reunion nicht ansatzweise fördert.“

Informationen zum Austauschprogramm

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