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So kann das Jägerbataillon 921 seine Aufgaben erfüllen




Das Jägerbataillon 921 bildet Reservisten aus allen Teilstreitkräften zu Jägern aus. Das erste von drei zweiwöchigen Ausbildungsmodulen hat das nichtaktive Bataillon nun in Schwarzenborn durchgeführt. Doch wie einsatzbereit wäre das Jägerbataillon 921, falls kurzfristig Einheiten für aktive Verbände abgestellt werden müssten?

Eine Gruppe Soldaten marschiert auf dem geschotterten Waldweg um den Wilsberg. Es ist stockfinster draußen. Sie sind nicht zu sehen. Allmählich sind ihre Schritte zu hören. Als die Umrisse der Soldaten erkennbar werden, schreit einer von ihnen: "Halt! Parole!" Mein Begleiter, Oberleutnant Kevin Klinkhammer, kennt die Parole ebenso wenig wie ich. So stehen wir auf einmal mit erhobenen Händen im Wald.
 
Das Jägerbataillon 921
Wir sind auf eine Gruppe des Jägerbataillons 921 gestoßen. Das nichtaktive Bataillon besteht ausschließlich aus Reservisten. Sie halten auf dem Standortübungsplatz Schwarzenborn das erste von drei zweiwöchigen Modulen zur Jägerausbildung ab. Es gehört zu den Aufgaben des Ergänzungstruppenteils, Reservisten auszubilden. Der Auftrag des nichtaktiven Truppenteils ist es, die eigenen Reihen mit ausgebildeten Soldaten zu füllen. Der Ergänzungstruppenteil würde im Falle der Landes- und Bündnisverteidigung Einheiten für einen Aufwuchs der Streitkräfte stellen. Doch ist das Jägerbataillon 921 derzeit in der Lage, einem solchen Auftrag gerecht zu werden? Während der Übung zeigt sich: Zweifel sind angebracht.

Schon die Nachtausbildung offenbart, mit welchen Problemen der Ergänzungstruppenteil zu kämpfen hat. So müssen zum Beispiel Ausrüstungsgegenstände wie Schlafsäcke und Zeltbahnen innerhalb einer bestimmten Frist angefordert werden, damit die Soldaten eine Nacht im Freien verbringen können. Viel schwerer als der bürokratische und organisatorische Aufwand wiegt, dass der Ausstattungssatz, der Reservisten des Heeres dauerhaft zusteht, nicht vollständig ist. Das können viele Soldaten des Jägerbataillons 921 bestätigen.

"Ich bin nicht vollständig ausgerüstet", sagt Unteroffizier und Reservefeldwebelanwärter Hendrik Meyer. Der Student im Bauingenieurwesen ist seit 2016 beorderter Reservist in Schwarzenborn. Er schätzt das Leben im Felde und die Kameradschaft bei der Bundeswehr. Beides hat er während seines Wehrdienstes im Jahr 2008 erlebt. Nun möchte er sich wieder einbringen und neue Fähigkeiten erlernen. Doch bevor er an der zweiwöchigen Übung in Schwarzenborn teilnehmen kann, habe er wie viele seiner Kameraden bei dem Unternehmen Bw Bekleidungsmanagement um bestimmte Ausrüstungsteile kämpfen müssen. Sein Kamerad, Hauptmann Jan Käsbach, pflichtet ihm bei. Er habe sich seine persönliche Ausrüstung nach und nach erkämpft. Das fange bei Kleinigkeiten an. Zwei Unterhemden für zwei Wochen Übung reichen eben nicht.

Ohne den Couleurverband geht gar nichts
Oberstleutnant Jens Teichmann kennt diese Probleme. Bisher sei es so, dass die Soldaten zwar ihre Ausrüstung bekommen, aber häufig nur zu einer Übung, sagt der Kommandeur des Jägerbataillons 921. Wenn sie nicht regelmäßig eine Reservistendienstleistung absolvieren, müssen sie bestimmte Gegenstände wie zum Beispiel einen Schlafsack am Ende der Übung wieder abgeben. "Mit dem Teilsatz Reservisten stehen uns zum Beispiel keine Rucksäcke, Hüftgurte und Schultergurte sowie Helmtarnbezüge dauerhaft zur Verfügung. So können wir kurzfristig und am Wochenende keinen Gefechtsanzug herstellen und noch nicht einmal einen IGF-Marsch absolvieren", sagt der Kommandeur, und fügt hinzu: "Es wäre schön, wenn wir unsere eigene Ausrüstung bekommen können." Die persönliche Ausstattung der Soldaten ist eine von vielen Hürden bei der Organisation und Durchführung einer Übung.

Die nichtaktiven Ergänzungstruppenteile sind einem Partnerverband zugeordnet. Für das Jägerbataillon 921 ist dies das Jägerbataillon 1. Ohne die Zusammenarbeit mit diesem so genannten Couleurverband geht gar nichts. Denn Ergänzungstruppenteile wie das Jägerbataillon 921 verfügen nicht über eigene Waffen, eigenes Material oder über eine eigene Infrastruktur. Damit die Soldaten mit Gewehr G36 und Pistole P8 in Schwarzenborn üben können, sind sie auf die Waffen und Munition des Jägerbataillons 1 angewiesen. Das bedeutet, dass Oberstleutnant Jens Teichmann jedes Ausbildungsvorhaben zusammen mit dem Couleurverband organisieren und abstimmen muss.

Der Kommandeur beobachtet, wie sich die Soldaten während des Nachtmarsches anstellen, wie sie sich im Gelände bewegen. Die Gruppe mit Hauptmann Käsbach und Unteroffizier Hendrik Meyer soll so schnell wie möglich breite Straße überqueren. Dabei preschen die Soldaten aus dem Unterholz hervor, laufen über ein kurzes Stück Wiese und gehen im Straßengraben in Stellung. Sie sichern ab für die Soldaten hinter ihnen. Anschließend rennt die Gruppe geordnet über die Straße. Die Kameraden sichern sich dabei gegenseitig und verschwinden im Waldstück am Straßenrand. Die Ausbilder schauen sich den im Militär so bezeichneten Sprung über die Freifläche im Schützenrudel kritisch an.

Die Reserve benötigt einen konkreten Auftrag
Sie bemängeln, dass einige Soldaten in der Gruppe beim Überqueren der Straße den Überblick verloren haben. So etwas dürfe nicht passieren, mahnen die Ausbilder. Sie erinnern die Reservisten daran, ständig Blickkontakt zum Vorder- oder Nebenmann zu halten. Während des ersten Moduls der Jägerausbildung fangen die Ausbilder bei den Grundlagen an. Die Reservisten kommen aus unterschiedlichen Waffengattungen. Sie haben während ihrer aktiven Dienstzeit unterschiedliche Erfahrungen gesammelt. Sie sind sehr motiviert, müssen aber auch noch viel dazulernen.

Wer alle drei Module durchhält, erhält den Ausbildungs- und Tätigkeitsnachweis Jäger und kann sich dauerhaft im Jägerbataillon 921 beordern lassen. Dann steigt die Beorderungsquote. Für viel wichtiger hält Kommandeur Teichmann jedoch die gleichzeitige Schulung der Ausbilder. Ziel sei es, möglichst wenig Ausbilder aus aktiven Verbänden in Anspruch zu nehmen. Aber was passiert nun mit den fertig ausgebildeten Jägern? Dazu fehlen tiefer gehende Gedanken, offenbart Jens Teichmann. "Wir brauchen einen konkreten Auftrag für die Reserve. Was wollen wir? Sollen diejenigen, die ausbilden, irgendwann aktive Einheiten führen oder sollen sie nur als Feldersatz dienen?"
 
Ein Jägerbataillon ohne Waffen
Selbst beantworten kann er diese Frage nicht. Oberstleutnant Teichmann weiß, sein Bataillon wäre derzeit nicht in der Lage, in einem möglichen Fall von Bündnis- oder Landesverteidigung kurzfristig einsatzfähige Einheiten abzustellen. In einem solchen Fall wäre der Couleurverband vermutlich selbst aktiv und gebunden, an eine Ausleihe von Waffen und Gerät an die Reservisten wäre dann nicht zu denken. Außer Amts- und Katastrophenhilfe könne das Jägerbataillon 921 weitere Aufgaben nicht in vollem Umfang durchführen. Denn dazu bräuchte es eigene Waffen. "Wie sollen wir uns dann verteidigen, mit Klappspaten und Taschenmesser?", fragt Jens Teichmann.

Dabei ließe sich aus seiner Sicht mit einfachen Mitteln Einsatzbereitschaft herstellen. Er habe dem Kommando Heer eine Sollorganisation zur Ausrüstung mit Handwaffen vorgelegt, eine Art Wunschliste für das Jägerbataillon 921. Demnach reiche es nicht aus, die Reservisten nur mit dem Gewehr G36 und der Pistole P8 üben zu lassen. Das Jägerbataillon 921 könne darüber hinaus das Maschinengewehr MG3 sehr gut gebrauchen. Diese sollen in der Bundeswehr nach und nach durch das MG5 ersetzt werden. "Die besten MG3 den Ergänzungstruppenteilen zu geben, würde weniger Geld kosten, als sie zu verschrotten", meint Oberstleutnant Teichmann. Des Weiteren hält er einige Gewehre G3 mit Zielfernrohr und die Panzerabwehrrakete Milan für sinnvoll. Mit dem G3 könnte das Jägerbataillonso genannte Zielfernrohrschützen trainieren. Mit der Milan hätte das Jägerbataillon 921 eine Panzerabwehrwaffe und wäre in der Lage, taktisch zu üben. Mit einer Funkausstattung und Transportfahrzeugen wäre das nichtaktive Bataillon auch für den Heimatschutz und der Amts- und Katastrophenhilfe gerüstet. Ein mit Fernmeldemitteln und einem MG3 ausgestatteter Transportpanzer Fuchs wäre gut, aber sei Wunschdenken, schildert Jens Teichmann. Ein so annähernd ausgestattetes Jägerbataillon 921 könnte mehr Übungen anbieten und die Soldaten gezielter ausbilden. Damit könnten die Voraussetzungen geschafft werden, um sich den Vorgaben der Konzeption der Bundeswehr 2018 zu nähern. Das Grundlinien-Dokument bezeichnet die beorderte und allgemeine Reserve als eine wesentliche Säule der Landes- und Bündnisverteidigung. Konkret heißt es dort: "Die Reserve ist Führungsaufgabe und auf allen Ebenen im Führungsprozess immer mitzudenken."

Wie schwierig das in der Realität ist, zeigt sich auch am Beispiel des Jägerbataillons 921. In dessen Sollorganisation stehe tatsächlich, dass das nichtaktive Bataillon Gewehre G36 und Pistolen P8 bekommen soll – allerdings erst, wenn diese Handwaffen durch neue ersetzt und die alten Waffen in der aktiven Truppe nicht mehr gebraucht werden, berichtet Oberstleutnant Jens Teichmann. Wenn die Ausstattung wirksam wird, stehe sein Bataillon vor dem nächsten Problem: Wo werden die Waffen gelagert? Daran sei zu sehen, dass häufig nur Teilaspekte geplant werden und die ganzheitliche Betrachtung nicht immer erfolge, sagt Teichmann.

Eine gute Zusammenarbeit
Der Kommandeur des Jägerbataillons 921 hält den Couleurverband aus dieser Kritik ausdrücklich heraus. Mit dem Jägerbataillon 1 sei die Zusammenarbeit hervorragend. Die Kameraden dort versuchen bei Übungen alles möglich zu machen, was sie können. "Außer ein paar Urlaubsvertretungen kann ich ihnen leider kaum etwas zurückgeben", bedauert Jens Teichmann. Immerhin sind die hoch motivierten Reservisten beliebt unter den Ausbildern aus der aktiven Truppe. Sie bekommen immer wieder zu hören, dass es eine Freude ist, mit ihnen zu arbeiten. "Sich körperlich fordern und die hervorragende Kameradschaft hier, das macht einfach Spaß", sagt Obergefreiter Lukas Ruzzini und lächelt. Er ist einer von vielen motivierten Reservisten.

Der Morgen dämmert, es wird hell. Oberleutnant Kevin Klinkhammer und ich laufen durch den Wald zurück zum Haus Wilsberg. Wir treffen auf dem Weg wieder auf eine Gruppe Soldaten. Diesmal müssen wir uns auf den Boden legen und die Arme weit ausstrecken. Personenkontrolle. Die Reservisten des Jägerbataillons 921 zeigen, was sie gelernt haben.

Wenn Sie Interesse an einer Beorderung oder einer Jägerausbildung haben, melden Sie sich unter folgender Telefonnummer 05686/999 4142 oder per E-Mail: JgBtl921@Bundeswehr.org

Benjamin Vorhölter

Bild 1: Diese Gruppe Soldaten bezieht den Alarmposten.
Der Gruppenführer weist die Stellungen zu.
(Foto: VdRBw / Benjamin Vorhölter)

Bild 2: Kameradschaft wächst auf der Übung schnell.
Kennengelernt haben sich die Soldaten erst zu Beginn des Moduls.
(Foto: VdRBw / Benjamin Vorhölter)

Bild 3: Bei der Personendurchsuchung gibt es einiges zu beachten.
(Foto: VdRBw / Benjamin Vorhölter)

Bild 4: Während des ersten Marsches der Jägerausbildung
lernen die Reservisten des Jägerbataillons 921
die Grundlagen der Gefechtsausbildung,
wie das Verhalten des Einzelschützen im Gelände.
(Foto: VdRBw / Benjamin Vorhölter)

Bild 5: Sicherung nach allen Seiten.
(Foto: VdRBw / Benjamin Vorhölter)

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