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So läuft die Grundausbildung für Ungediente




"Ich habe mir gedacht, dass ich einmal aus meiner Sicht über die Übung berichte, damit andere Interessierte sehen, was so auf einen zukommen kann." Silvia Lindner nimmt seit März 2016 an der "Grundausbildung für ungediente Freiwillige" der Regionalen Sicherungs- und Unterstützungskompanie (RSUKp) Unterfranken teil. Diese dauert in der Regel zwei Jahre und findet an insgesamt acht Wochenenden statt. Über ihre Erfahrungen an einem dieser Wochenenden im Übungsdorf Wolferstetten/Külsheim hat die 36-Jährige aus Zeilitzheim einen Bericht geschrieben.

Freitag, 24. März 2017

Drei Tage voll mit Ausbildungsinhalten und wenig Schlaf, Hetze und ständiger Anspannung. Naja, wenigstens passt das Wetter: Drei Tage Sonnenschein bei annehmbaren Temperaturen, aber ein kalter Ostwind ist angesagt, also: warm anziehen! Hat der Zugführer auch schon mitgeteilt, in seinem Verpackungsplan, den er jedes Mal per E-Mail vorher schickt.

Für die Übung erhalte ich den vorläufigen Dienstgrad Jäger. Der Zugführer nennt uns Ungediente und freiwillig Reservistendienstleistende "AGAnauten". Zwischenzeitlich sind wir mehr als ein Dutzend Männer und Frauen. Anreise mit dem Privat-Kfz direkt auf den Übungsplatz, danach Einschleusen und Beziehen der Unterkünfte. Diese sind in Wolferstetten/Külsheim eher spartanisch: Sechs-Mann-Stuben, wenn man Glück hat, sonst eher mehr Menschen in einem Raum, der kaum größer ist als ein durchschnittliches Jugendzimmer. Dahinein muss aber auch all unser Gerödel (Ausrüstung) und man braucht auch noch Platz zum Durchlaufen, Umziehen, Nachbereiten und so weiter. Luft zum Atmen bleibt da manchmal kaum… Dafür ist es einigermaßen warm. Die Toiletten sind über dem Hof, unser Zug muss sogar zu den Duschen in das Nachbargebäude. Diese sind aber sauber und warm. Echtes Feldlagerleben halt, wie man es sich vorstellt.

Kaum ist alles verstaut, geht es schon los: Fertigmachen, Antreten, Befehlsausgabe. Der Kompaniechef gibt wie immer – nach einer kurzen Begrüßung – den Tagesbefehl aus. Heute: ABC- und Fernmeldeausbildung. Die guten Geister der Kompanieführung haben wie immer alles perfekt vorbereitet. Sie rödeln (arbeiten) schon seit zwei Tagen: Übernahme und Transport des Materials, Übernahme des Übungsraumes und der Unterkünfte. Während der Übung sorgen sie für Verpflegung und Marketenderwaren: Mamis Beste, halt! Und nach der Übung haben die auch noch zu tun. Man unterschätzt oft den Anteil der Versorgungs- und Führungsdienste an einer gelungenen Übung.

Auf der Ausbildungswiese geht es dann sofort los. Station ABC: BAS-Stufen (bedrohungs- und auftragsangepasste Schutzzustände), Aufziehen der Schutzmaske, An- und Ablegen des Schutzanzuges. Alles zunächst in Einzelschritten, danach im Zusammenhang und dann auf Zeit! Da kommt man schnell ins Schwitzen. Ist auch gut so, denn der Ostwind ist – trotz Sonnenscheins – verdammt kühl!
 
Danach Stationswechsel, Fernmeldeausbildung: Vormachen, Erklären, Nachmachen, Üben. Das klassische Ausbildungsprinzip der Bundeswehr. Natürlich immer von leicht nach schwer, von speziell nach allgemein. Hier: Inbetriebnahme Sender/Empfänger mobil (SEM) 52S und SEM 70, Funkbetriebssprache, Authentifizierung. Das alles geht nach insgesamt sechsstündiger Intensivausbildung schon ganz gut. Ich hoffe ich kann alles bis zur nächsten Übung im Kopf behalten. Aber der Zugführer hat ja eine Lernmappe erstellt, in der das meiste steht. Ansonsten gilt: Übung macht den Meister! Und: Eine Übung ist keine „Könnung“, sonst würden wir ja nicht üben! Das sagen die so, aber ich glaube die erwarten schon, dass ich jedes Mal ein bisschen besser werde.
 
Damit ist der Freitag soweit geschafft. Mit Einbruch der Nacht noch ein wenig Vorbereitung der Ausrüstung für morgen und noch einen "Gute-Nacht-Tee" am Lagerfeuer.

Apropos Lagerfeuer: In unserer Kompanie ist, wenn es der Ausbildungsplan zulässt, abends immer wieder die Gelegenheit sich zusammenzusetzen und auszutauschen. Meistens brennt dann auch ein Feuer. So haben alle Kompanieangehörigen die Gelegenheit, sich kennenzulernen und auszutauschen. Für uns Frischlinge (Ungediente) ist dies der perfekte Rahmen, von den „alten Hasen“ den ein oder anderen Tipp zu bekommen, aber auch unseren Vorgesetzen im lockeren Rahmen Fragen zur Ausbildung zu stellen: Kameradschaft ist was wert, wenn sie gelebt wird.

Samstag, 25. März 2017
Am nächsten Morgen wecken, natürlich viel zu früh: Hektisches Waschen und Anlegen der Ausrüstung, danach in der Morgendämmerung Marsch zur Standortschießanlage. Die ist eigentlich nur 500 Meter Luftlinie entfernt. Unser Zugführer lebt aber nach dem Motto von Emil Zatopek: "Vogel fliegt, Fisch schwimmt, Mensch läuft". Also verlegt der erste Zug mit 8-Sitzern zur Schießanlage um aufzubauen – und wir, der zweite Zug, marschieren über raubereifte Wiesen und durch lichte Waldstücke in Schützenreihe und –rudel auf Umwegen dorthin. Dazwischen immer wieder "Stellung!" und Rundumsicherung, so lernen wir das Gelände für uns zu nutzen und möglichst ungesehen von A nach B zu gelangen. Ist wichtig, wird uns gesagt.
 
Auf der Schießbahn dann Frühstück: Heißer Kaffee und Brötchen, das tut gut, denn wir sind schon wieder etwas ausgekühlt und natürlich hungrig. Bei der Bundeswehr isst man nicht, wenn man Hunger hat, sondern dann wenn es eine Gelegenheit dazu gibt.
 
Danach Einweisung in die Schulschießübungen. Heute Pistole. Gewehr und MG hatten wir schon, hiermit ist der Reigen der Handwaffen der RSU-Kompanien für uns abgeschlossen. Bin mal gespannt.
 
Das Schießen verläuft eigentlich wie immer: Wer nicht im wartenden "Rennen" steht: Parallelausbildung. Heute ist es die Formalausbildung, das heißt wie verhalte ich mich bei Meldung an einen Vorgesetzten, wie grüße ich richtig, was bedeutet "Stillgestanden!", "Rechts um!" und so weiter. Das Ganze gepaart mit einem zweiten Teil, in dem wir beigebracht bekommen, wie man Entfernungen mit und ohne Hilfsmittel abschätzt. Das Schießen selbst ist anfangs aufregend, mit zunehmender Dauer gewinnt man aber an Sicherheit. Am Ende des Vormittags haben alle Soldaten des Zuges ihre Grundübungen erfüllt, das Ausbildungsziel ist erreicht.
 
Nach Schießende Heimmarsch des zweiten Zuges, der erste Zug bereitet nach und verlegt dann mit Kfz zurück nach Wolferstetten. Kaum sind wir endlich nach drei Stunden in der Unterkunft, kommt der Befehl: "Umziehen zur Sportausbildung!" Hier ist er wieder, der Herr Zatopek! Vor dem Abendessen erkunden wir so unter Führung des Zugführers den Übungsplatz in Sportanzug und Laufschritt. Immer getreu dem Motto: "Wir gehen gemeinsam raus und wir kommen gemeinsam rein!" macht die Kompanie ein sogenanntes GAT. Gemeinsames Ausdauertraining, auch bekannt als Gewalt-Angst-Terror – nein, war nur Spaß. Eigentlich ist es gar nicht so schlimm: Die Kompanie joggt in einem Block, wobei darauf geachtet wird, dass keiner überfordert wird. Im Endeffekt ein schönes Gemeinschaftserlebnis.
 
Nach der Körperpflege Abendessen und Tagesabschlussbesprechung am Lagerfeuer. Hat aber auch gelangt heute.
 
Sonntag, 26. März 2017
Sonntag ist dann gechillt: Nach einem späteren Frühstück, da die Truppenküche in Walldürn auch Sonntag hat, Unterricht: Karte und Kompass sowie Zeichnen von Skizzen. Zunächst ein bisschen Theorie, dann Praxis: Ablesen von Koordinaten aus der Karte, Bezugspunktverfahren, Ermitteln und Übertragen von Marsch-Kompass-Zahlen, Ansichts- und Wegeskizze, Entfernungsspinne und das unvermeidliche Ermitteln von Entfernungen und Zielbreiten nach der sogenannten MKS-Formel: Meter der Zielbreite, Kilometer zum Ziel, Strichzahl des das Ziel abdeckenden Winkels. Ist eigentlich alles nicht so schwer, wenn man es sich nur merken könnte. Aber da ist ja noch die Lernmappe.
 
Fazit: Wie immer haben uns die Ausbilder rangenommen, körperlich wie auch geistig. Ich hätte nie gedacht, was ein kleiner Soldat, wie ich, alles wissen muss. Aber ich packe das und es macht Spaß! In einem Jahr ist die Abschlussübung, da soll ich unter Beweis stellen, was ich alles gelernt habe in den bis dahin vergangenen zwei Jahren. Das wird schon werden, denn ich bekomme alles in kleinen Happen von den Ausbildern ordentlich vorbereitet serviert.
Alles in Allem nichts für Weicheier, aber für jeden der eine normale Grundfitness, Disziplin, Zuverlässigkeit und Willensstärke hat, sehr gut machbar.

 
Bis zum nächsten Mal, dann im Biwak!
 
 

Text von Silvia Lindner.
 
Bild oben: Teilnehmer der Grundausbildung für Ungediente
bei
der RSU-Kompanie Unterfranken in Wolferstetten/Külsheim
auf dem Weg zur Schießbahn
. (Foto: Frank Seßler)
 
Zweites Bild: Bild: Bei der ABC-Ausbildung müssen die Teilnehmer lernen,
die Schutzmasken an- und auszuziehen. (Foto: Frank Seßler)

Drittes Bild: SEM 70-Ausbildung: Stabsarzt Strichirsch,
OSG Ruppert, Ausbilder HF Robert Geitz (von links). (Foto: Frank Seßler)

 
Viertes Bild: Abends am Lagerfeuer. (Foto: Frank Seßler)
 
Fünftes Bild: Die Gruppe auf der Schießbahn.
(Foto: Frank Seßler)

 
Letztes Bild: Silvia Lindner beim Erstellen einer Skizze. (Foto: Frank Seßler)

 

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