Bei der Kontaktverfolgung im Rahmen der Corona-Amtshilfe durch die Bundeswehr ist nun auch die Reserve der Panzergrenadierbrigade 41, das nicht-aktive Panzergrenadierbataillon 908, im Einsatz. Das Bataillon besteht ausschließlich aus Reservisten. Statt mit dem Schützenpanzer ins Gelände, geht es nun mit Telefon und Erfassungsbogen in das Gesundheitsamt Pasewalk.
„Unser Auftrag ist es, gemeinsam mit der 2./411 das Gesundheitsamt in Pasewalk bei der Kontaktnachverfolgung im Kreis Vorpommern-Greifswald zu unterstützen. Dazu haben wir uns intern aufgeteilt. Wir machen die großen Cluster, also Schulen, Altersheime, Horte und ähnliches, und 411 betreut die Individualfälle. Koordiniert werden die Maßnahmen von den Beamten des Gesundheitsamtes. Mittlerweile sind wir so sehr effizient geworden“, erklärt der stellvertretende Bataillonskommandeur 908, Oberstleutnant Torsten Held. Seine Kräfte sind bereits seit Mitte November im Einsatz, Routinen haben sich etabliert. Prozesse sind verschlankt und synchronisiert worden, die Schichtleiter stehen im direkten Austausch miteinander, die Koordination mit dem Abstrichzentrum funktioniert. Beachtet man den spontanen Einsatz in der Amtshilfe, ist dies beeindruckend.
Arbeitsvolumen nimmt zu
Dass das Arbeitsvolumen der Soldaten nicht weniger, sondern mehr wird, beunruhigt viele. „Wir dürfen nicht vergessen, dass hinter den Statistiken, die wir in den Medien lesen, Menschen stehen. Viele Menschen, deren Gesundheit gefährdet ist, deren Leben zumindest vorerst nicht weitergehen kann wie bisher“, gibt der Zugführer zu bedenken. Vor allem Schulklassen fallen im Bereich der Kräfte von 908 auf. Täglich müssen ganze Klassen und Kurse abtelefoniert werden, manchmal kommen sechs oder sieben solcher Cluster rein. Dann stehen die Telefone nicht mehr still, dann müssen Erfassungsbögen ausgefüllt werden, es muss kommuniziert werden, wer gleich einen Abstrichtermin bekommt und wer erstmal nur in Quarantäne geht.
Wie in einem Ameisenhaufen
In solchen Situationen geht es im Sitzungssaal des Gesundheitsamtes, in dem die 908er ihre Arbeitsplätze eingerichtet haben, zu wie im Ameisenhaufen. Welcher Fall hat einen Bezug zu einem anderen Cluster? Sind andere Landkreise betroffen und müssen informiert werden? Handelt es sich womöglich sogar über grenzüberschreitende Kontakte nach Polen? Die Schichtleiter, bei denen alle Handlungsstränge zusammenlaufen, müssen höchste Konzentration zeigen, um den Überblick nicht zu verlieren. Die militärische Ausbildung hilft dabei, Informationen zu erfassen, zu begreifen, auszuwerten und daraus Handlungen abzuleiten.
Ein Stabsunteroffizier beschreibt seinen Arbeitstag: „Für mich ist es wichtig, dass wir jetzt erstmal unseren Mitbürgern helfen. Wenn wir Eltern anrufen und Ihnen sagen müssen, dass ihre Kinder Kontakt mit einer infizierten Person hatten, ist das nicht einfach. Wir haben dann jede Art der Reaktion. Die meisten sind sehr rational und fragen danach, was sie jetzt tun müssen. Manche werden aber auch ängstlich, wütend oder legen einfach auf. In solchen Fällen müssen wir hartnäckig bleiben, und sicherstellen, dass sie keine weiteren Menschen gefährden.“
Aktuell stellt das Bataillon einen Zug zur Unterstützung des Gesundheitsamtes, der voraussichtlich noch bis mindestens Mitte Januar im Dienst sein wird. Die Unterbringung erfolgte in der Greifenkaserne. Für manche Soldaten bedeutete das, dass sie die Zeit „zwischen den Jahren“ 900 Kilometer von der Heimat entfernt verbringen oder an Heiligabend eine zehnstündige Bahnfahrt nach Hause auf sich nehmen mussten. Die eigene Familie darf man schließlich selbst in einer Pandemie nicht vergessen.
Verstärkung ist immer willkommen
Das Panzergrenadierbataillon 908 (nA) ist ein Ergänzungstruppenteil der Panzergrenadierbrigade 41 und besteht ausschließlich aus Reservisten. Wenn Sie sich ebenfalls in der Beorderungsreserve einbringen wollen, melden Sie sich mit Ihrer militärischen Vita per E-Mail bei PzGrenBtl908@gmail.com und PzGrenBtl908-ZentralerPosteingang@bundeswehr.org.