So unterstützen Reservisten bei der Münchner Sicherheitskonferenz
Vom 15. bis zum 17. Februar ist es wieder so weit: Der Bayerische Hof in München wird zur Sicherheitszone erklärt. Hochrangige Politiker und Staatschefs kommen zur Münchner Sicherheitskonferenz (MSC). Sie werden von etwa 1.000 Journalisten internationaler Medienhäuser begleitet. Damit jedoch die Weltöffentlichkeit von den Ergebnissen der Tagung tatsächlich erfahren kann, braucht es den beherzten Einsatz einiger Reservisten.
Was kaum jemand weiß: die Bundeswehr ist maßgeblich an der Ausrichtung der MSC beteiligt. Warum das so ist, erklärt ein Blick in die Vergangenheit. Die Münchner Sicherheitskonferenz wurde erstmals 1963 ausgerichtet. Damals hieß sie jedoch zunächst „Münchner Wehrkundetagung“. Erst seit 1991 trägt die Veranstaltung ihren heutigen Namen. Der Name hat gewechselt, das Engagement der Bundeswehr ist geblieben. Neben 80 Reservistinnen und Reservisten sind auch 40 aktive Soldatinnen und Soldaten zur MSC kommandiert. Darüber hinaus gehören 180 Studierende der Bundeswehruniversität München zum Organisationsteam. Die MSC kann sich damit in den Bereichen Raumordnung, Logistik und Protokoll auf die Hilfe der Bundeswehr abstützen.
Über die Jahrzehnte hat sich die MSC international zur größten und wichtigsten Gesprächsplattform im Bereich Sicherheitspolitik entwickelt. Auf ihrem Internetauftritt bezeichnet sie sich als „unabhängigen Marktplatz der Ideen“. Ziel sei es, den Informationsaustausch auf offiziellem und inoffiziellem Wege zu befördern. Diplomatischen Initiativen solle eine Plattform geben werden, um den drängendsten Sicherheitsrisiken der Welt zu begegnen. Es wundert daher nicht, dass das Interesse der internationalen Presse groß ist.
Neben der eigentlichen Veranstaltungsplanung und Durchführung geht es dem Organisationsteam der MSC deshalb auch darum, die etwa 1.000 Journalistinnen und Journalisten bei ihrer Arbeit bestmöglich zu unterstützen. Einen wichtigen Beitrag dafür leisten die Reservisten Sebastian Zäch und Michael Brauns. Ihr Kamerad Thomas Kraubitz sorgt währenddessen dafür, dass die Konferenz auch für die Delegationsteilnehmer in organisatorischer Hinsicht erfolgreich verläuft.
Der Eventmanager
Der große Tagungssaal im Bayerischen Hof erweckt den Eindruck eines Theatersaales. Mit zwei umlaufenden Galerien erstreckt sich der Raum über drei Stockwerke. Im Saal und den angrenzenden Räumlichkeiten finden je nach Veranstaltungsart bis zu 2.030 Menschen Platz. Doch für die Arbeitsplätze der Pressevertreter braucht es eine andere Lösung. Für die Ein- und Errichtung des Pressezentrums ist Hauptmann d.R. Sebastian Zäch verantwortlich. Der 38-jährige ist in diesem Jahr zum dritten Mal im Organisationsteam. Von Routine kann jedoch keine Rede sein. Im vergangenen Jahr wurde das Pressezentrum noch in einem leerstehenden Bankgebäude untergebracht. In diesem Jahr wird eigens dafür auf dem Wittelsbacherplatz neben dem Innenministerium ein Behelfsgebäude errichtet. „Das Pressezentrum verfügt von Arbeitsplätzen über Sanitäranlagen bis hin zu einer Kantine über alle Einrichtungen, die die Pressevertreter benötigen“, sagt der gebürtige Ingolstädter.
So würden auch die Geschehnisse aus der Konferenz live dorthin übertragen. Die Medienvertreter hätten auch die Möglichkeit, das Videosignal des Bayerischen Rundfunks für ihre Berichterstattung abzugreifen. Während die bauliche Umsetzung von zivilen Dienstleistern übernommen wird, liegt die Planung des Projektes in den Händen des Soldaten. „Es kommt auf die kleinsten Details an“, sagt Zäch. So müsse beispielsweise auch daran gedacht werden, die Wasserleitungen zu den WC-Containern zu isolieren und zu beheizen. Bei Frost könnten sonst die Leitungen einfrieren. Ein Ausfall der Toiletten führe schnell zu Unmut. „Derartige Stolperfallen lauern bei einem solchen Projekt unzählige“, sagt er.
Ein solches Planungstalent schüttelt niemand aus seinem Ärmel. Zäch kommt hier seine berufliche Tätigkeit zugute. Er ist selbstständig und leitet eine Eventfirma. Neben seinem wiederkehrenden Engagement bei der MSC war er lange Zeit als Presseoffizier bei der Gebirgsjägerbrigade 23 beordert und hat dementsprechend eine Vorstellung von den Bedürfnissen der Presse. Mittlerweile ist er in den Stab des Landeskommandos Bayern gewechselt. Für die MSC ist er insgesamt vier Monate abgestellt.
Der Planer der Pressebegleitung
Im journalistischen Metier heißt es „ohne Bild keine Geschichte“ und „ohne Ereignis keine Meldung“. Ein voll ausgestattetes Pressezentrum ist also nur dann von Nutzen, wenn die Pressevertreter auch pünktlich zu ihren Terminen kommen. Dafür sorgt Oberstleutnant d.R. Michael Brauns. Der Pressesprecher der Bundeswehruniversität München hat viel Erfahrung im Kommunikationsgeschäft. Er ist bei der MSC zwar nicht inhaltlich tätig, somit aber mit der Arbeitsweise der Journalisten vertraut. Bei der MSC organisiert er die Journalistenbegleitung für die Begegnungen zwischen Pressevertretern und Delegationen. Das ist ein planerischer Kraftakt. Denn die Pressebegleitung muss zwischen den etwa 500 bilateralen Gesprächen stattfinden, die auf der MSC geführt werden. Der 50-Jährige versteht sich dabei als Dienstleister für die Journalisten. Ganz konkret muss er sich beispielsweise mit der Frage beschäftigen, welche Fotografen die Gelegenheit bekommen, das Handshake-Foto zu schießen, wenn zwei Delegationen aufeinandertreffen. Darüber hinaus müssten alle Journalisten rechtzeitig zu ihren Terminen geleitet werden. Gleiches gelte für die Ausschleusung vom Tagungsort, da sich die Journalisten dort nicht frei bewegen dürften.
Brauns‘ Job ist nicht immer einfach. Dies gilt vor allem dann, wenn Unvorhergesehenes eintritt, oder Journalisten kurzfristig besondere Gesprächswünsche haben. 2014 habe beispielsweise Vitali Klitschko mit einem Überraschungsbesuch seine Planungen ganz schön durcheinandergewirbelt, erzählt er. In der heißen Phase der Euromaidan-Protestbewegung in der Ukraine wollte jeder Journalist mit dem Oppositionsführer sprechen. „Wenn dieser fast zwei Meter große Mann bei der Pressekonferenz in der Menschenmenge von Journalisten nicht mehr auszumachen ist, dann hat man eine Vorstellung von dem Andrang, der herrschte“, schildert Brauns. In solchen Situationen heiße es dann, Ruhe bewahren und professionell bleiben. Dabei hilft ihm die Erfahrung aus seiner beruflichen Tätigkeit. Zudem lerne man als Pressesprecher nie aus, sagt Brauns über sich. Deswegen profitiere er umgekehrt auch von seiner Tätigkeit bei der MSC.
Der Betreuer mit internationaler Ausrichtung
Thomas Kraubitz ist Oberstleutnant d.R. und möchte sich in die MSC mit seinen internationalen Erfahrungen einbringen. Der 39-jährige Architekt, Stadt- und Regionalplaner hofft auf die Betreuung ausländischer Delegationen. Kraubitz ist zum ersten Mal dabei. Welche Delegationen er betreuen wird, weiß er noch nicht, aber über Erfahrung auf dem internationalen Parkett verfügt er reichlich. Für seinen Arbeitgeber, eines der größten Beratungsunternehmen im Bauwesen weltweit, sei er sehr viel in anderen Ländern unterwegs. So war er mit seinem Team beispielsweise an den Planungen des Louvre Abu Dhabi beteiligt. In seinem Berliner Büro arbeitet er mit Kollegen aus 25 Nationen zusammen. Die Arbeitssprache ist Englisch. „Diese interkulturellen Kompetenzen sind sehr wichtig. Mit Ausnahme internationaler Verwendungen sei es immer noch eher schwierig, diese im Alltag der aktiven Truppe zu leben“, sagt der gebürtige Franke.
Zu seiner Reservistendienstleistung bei der MSC führe ihn das Interesse an den verteidigungspolitischen Themen. Zudem nehme er aus beruflichen Gründen selbst häufig an internationalen Tagungen, wie der Weltausstellung in Astana oder Klimakonferenz COP, teil. Passenderweise ist Kraubitz gegenwärtig beim Multinationalen Korps Nordost in Stettin beordert. Auf die Möglichkeit bei der MSC eine Reservisten Dienstleistung zu erbringen, hätten ihn aktive Kameraden aufmerksam gemacht. Zudem habe er in einem Artikel der loyal von der Bedeutung der Reservisten für die MSC gelesen. „Die Bewerbung schließlich geht auf Eigeninitiative zurück – das sind dann auch immer die interessantesten Erfahrungen“, sagt Kraubitz. „Ich habe Lust, mich hier aktiv einzubringen und zu einer erfolgreichen Konferenz beizutragen.“