DAS MA­GA­ZIN

Mo­nat­lich in­for­mie­ren wir un­se­re Mit­glie­der mit der loyal über si­cher­heits­po­li­ti­sche The­men. Ab so­fort kön­nen Mit­glie­der auch im Be­reich Ma­ga­zin die darin auf­ge­führ­ten Ar­ti­kel lesen!

Mehr dazu
DER VER­BAND

Der Ver­band der Re­ser­vis­ten der Deut­schen Bun­des­wehr (VdRBw) hat mehr als 115.000 Mit­glie­der. Wir ver­tre­ten die Re­ser­vis­ten in allen mi­li­tä­ri­schen An­ge­le­gen­hei­ten.

Mehr dazu
MIT­GLIED­SCHAFT

Wer­den Sie Teil einer star­ken Ge­mein­schaft

Mehr dazu

Aus der Trup­pe

Deutsch­land hat einen Plan




Sym­po­si­um zum so­ge­nann­ten „Ope­ra­ti­ons­plan Deutsch­land“: Wie sol­len mi­li­tä­ri­sche und zi­vi­le Kräf­te im Span­nungs- oder Ver­tei­di­gungs­fall zu­sam­men agie­ren?

Foto: TFK/Wein­rich

Die zahl­rei­chen Kri­sen in der jün­ge­ren Ver­gan­gen­heit haben ver­deut­licht, dass der Si­cher­heits­be­griff nicht län­ger iso­liert be­trach­tet wer­den darf“, sagt Ver­bands­prä­si­dent Oberst d.R. Pa­trick Sen­s­burg in der ak­tu­el­len Aus­ga­be des Ma­ga­zins loyal. Er wirbt im In­ter­view für die Ein­füh­rung einer Dienst­pflicht für junge Frau­en und Män­ner. Dabei gehe es nicht um die Wie­der­ein­füh­rung der alten Wehr­pflicht, son­dern um einen Dienst, der un­se­re Ge­samt­ver­tei­di­gung stärkt – also das Mi­li­tär ge­nau­so wie zi­vi­le Ak­teu­re der Ver­tei­di­gung. Denn für die Durch­hal­te­fä­hig­keit und damit eine wirk­sa­me Ab­schre­ckung ge­gen­über Ag­gres­so­ren brau­che es nun ein­mal bei­des.

Ein Ge­dan­ke, der auch die­je­ni­gen um­treibt, die für die Ver­tei­di­gung deut­schen Ter­ri­to­ri­ums im Span­nungs- und Ver­tei­di­gungs­fall mit Waf­fen ver­ant­wort­lich sind: Das Ter­ri­to­ria­le Füh­rungs­kom­man­do der Bun­des­wehr in Ber­lin, unter Füh­rung des Na­tio­na­len Ter­ri­to­ria­len Be­fehls­ha­bers Ge­ne­ral­leut­nant André Bo­demann. Hier wird der­zeit der so­ge­nann­te Ope­ra­ti­ons­plan Deutsch­land, kurz OPLAN, er­ar­bei­tet, der auf­zeich­net, wie mi­li­tä­ri­sche und zi­vi­le Kräf­te im Span­nungs- oder Ver­tei­di­gungs­fall zu­sam­men agie­ren sol­len. „Das soll ein Plan sein, der aus­führ­bar und durch­führ­bar ist“, sagte Bo­demann prag­ma­tisch, als er kürz­lich zu einem Sym­po­si­um in die Ju­li­us-Leber-Ka­ser­ne in Ber­lin ge­la­den hatte. Ver­tre­te­rin­nen und Ver­tre­ter aus Bun­des­wehr, Blau­licht­or­ga­ni­sa­tio­nen, Wirt­schaft und Lan­des­po­li­tik waren ein­ge­la­den, sich in drei Pa­nel­dis­kus­sio­nen unter der Über­schrift „Deutsch­land. Ge­mein­sam. Ver­tei­di­gen.“ aus­zu­tau­schen und dabei auch Pro­blem­stel­lun­gen zu iden­ti­fi­zie­ren.

Hy­bri­de Be­dro­hun­gen ein „ma­xi­ma­ler Stress­test“

Gleich im ers­ten Panel wurde of­fen­sicht­lich, dass es in An­be­tracht mo­der­ner Kriegs­füh­rung noch an ganz We­sent­li­chem man­gelt: An ge­setz­li­cher Re­ge­lung und Struk­tu­ren. Das Panel be­schäf­tig­te sich mit der Frage, wie Ver­tei­di­gung den neuen hy­bri­den Be­dro­hun­gen be­geg­nen kann. „Das Grund­ge­setz kennt hy­brid nicht“, brach­te es Prof. Carlo Ma­sa­la von der Uni­ver­si­tät der Bun­des­wehr in Mün­chen auf den Punkt. Hy­bri­de Kriegs­füh­rung heißt, dass viele An­grif­fe un­ter­halb der Kriegs­schwel­le er­fol­gen, auf vie­len Ebe­nen an ver­schie­de­nen Orten: Des­in­for­ma­ti­ons­kam­pa­gnen in Ver­bin­dung mit gro­ßen Cy­ber­at­ta­cken und Ter­ror­an­schlä­gen an ver­schie­de­nen Orten im Land wol­len Chaos ver­brei­ten und den Staat de­sta­bi­li­sie­ren. In einem fö­de­ra­len Staat wie Deutsch­land fehlt die ko­or­di­nie­ren­de Stel­le, die meh­re­re An­grif­fe auf ver­schie­de­nen Ebe­nen mit­ein­an­der in Ver­bin­dung bringt. „Con­nec­ting the dots“, nann­te das Ma­sa­la. Zum an­de­ren ist es schwie­rig, die Ur­he­ber sol­cher An­grif­fe schnell zu iden­ti­fi­zie­ren, um ent­spre­chen­de Maß­nah­men zur Ver­tei­di­gung ein­lei­ten zu kön­nen. „Das ist ein ma­xi­ma­ler Stress­test für die Si­cher­heits­ar­chi­tek­tur“, sagte der säch­si­sche In­nen­mi­nis­ter Armin Schus­ter, der von 2020 bis 2022 das Bun­des­amt für Be­völ­ke­rungs­schutz und Ka­ta­stro­phen­hil­fe lei­te­te. Er ap­pel­lier­te daran, neben der Bun­des­wehr end­lich auch den Zi­vil­schutz wie­der zu stär­ken, um bes­ser auf hy­bri­de Lagen vor­be­rei­tet zu sein.

Rei­chen die frei­wil­li­gen Res­sour­cen aus?

Wel­che Be­deu­tung dem Thema Zi­vil­schutz in der Ge­samt­ver­tei­di­gung zu­kommt, wurde im zwei­ten Panel deut­lich. Dort dis­ku­tier­ten Ver­tre­te­rin­nen und Ver­tre­ter von Be­hör­den und Or­ga­ni­sa­tio­nen mit Si­cher­heits­auf­ga­ben, etwa der Feu­er­wehr und des THW, über die Zu­sam­men­ar­beit mit den Streit­kräf­ten. Bei Kri­sen wie der Co­ro­na-Pan­de­mie, der Flut­ka­ta­stro­phe im Ahr­tal oder jüngst beim Sturm­tief Zol­tan hat die Zu­sam­men­ar­beit im Rah­men der Amts­hil­fe gut funk­tio­niert. Per­so­nell sieht sich etwa das THW gut auf­ge­stellt, so Prä­si­den­tin Sa­bi­ne Lack­ner. In­wie­weit die frei­wil­li­gen Res­sour­cen im Span­nungs- oder Ver­tei­di­gungs­fall je­doch aus­rei­chen, ließ die Dis­kus­si­on weit­ge­hend offen. Dann wäre die Bun­des­wehr auf die Un­ter­stüt­zung der zi­vi­len Or­ga­ni­sa­tio­nen an­ge­wie­sen, um z.B. ihre Auf­ga­ben in der Bünd­nis­ver­tei­di­gung zu er­fül­len. Un­klar ist etwa, wie viele eh­ren­amt­lich Tä­ti­ge mehr­fach en­ga­giert sind, also im Fall der Fälle für meh­re­re Or­ga­ni­sa­tio­nen im Ein­satz wären.

Aus dem Pu­bli­kum kamen kri­ti­sche Stim­men, die etwa das Thema Frei­stel­lung für den Dienst und die be­grenz­te Ver­füg­bar­keit von Re­ser­ve­kräf­ten an­spra­chen. Der Kom­man­deur des Lan­des­kom­man­dos Meck­len­burg-Vor­pom­mern, Bri­ga­de­ge­ne­ral Uwe Ner­ger warn­te bei sei­ner Wort­mel­dung aus dem Pu­bli­kum ein­drück­lich davor, zu op­ti­mis­tisch zu sein: „Wir wer­ben hän­de­rin­gend dafür, dass Men­schen ver­läss­lich Re­ser­vis­ten­dienst leis­ten. Wir soll­ten nicht den Feh­ler ma­chen und sug­ge­rie­ren, dass wir ge­nü­gend Per­so­nal haben. Nein, wir haben nicht ge­nü­gend Per­so­nal.“

Zu­sam­men­ar­beit mit der Wirt­schaft

Im letz­ten Panel des Sym­po­si­ums stand die Zu­sam­men­ar­beit mit der Wirt­schaft im Hin­blick auf die Ge­samt­ver­tei­di­gung im Mit­tel­punkt. Ver­läss­li­che, fle­xi­ble Trans­por­te und eine zu­ver­läs­si­ge En­er­gie­ver­sor­gung sind für die Auf­ga­ben­er­fül­lung der Streit­kräf­te un­ab­ding­bar. Neu ist, so der ehe­ma­li­ge Com­man­ding Ge­ne­ral der US Army Eu­ro­pe Ben Hod­ges, die Quan­ti­tät und der kurze zeit­li­che Vor­lauf, mit dem etwa Trup­pen­ver­le­gun­gen durch die Dreh­schei­be Deutsch­land si­cher­ge­stellt wer­den müs­sen. Von „pan­zer­fit­ten Au­to­bah­nen“, die sinn­bild­lich für eine mo­der­ne und gut aus­ge­bau­te In­fra­struk­tur ste­hen, wür­den Be­völ­ke­rung und Ver­tei­di­gung glei­cher­ma­ßen pro­fi­tie­ren.

Ent­schei­dend sei es aber auch, die kri­ti­sche In­fra­struk­tur zu schüt­zen, ap­pel­lier­te Kers­tin An­dreae, Vor­sit­zen­de der Haupt­ge­schäfts­füh­rung des Bun­des­ver­ban­des der En­er­gie- und Was­ser­wirt­schaft: „Die Frage, wie man beim Schutz kri­ti­scher Netze vor­geht, muss ganz drin­gend in den po­li­ti­schen Fokus ge­ho­ben wer­den. Wir sind nicht in der Lage, den Schutz in dem Maße selbst zu ge­währ­leis­ten, wie es nötig wäre.“ In der En­er­gie­ver­sor­gung müsse zudem auch in Zu­kunft auf ein star­kes Eu­ro­pa ge­setzt wer­den, dass sich für Fach­kräf­te at­trak­tiv zeigt.

Mind­set muss sich än­dern

Die drei Dis­kus­si­ons­run­den haben Lü­cken auf­ge­zeigt: Struk­tu­rell, per­so­nell und auch fi­nan­zi­ell muss noch vie­les ver­bes­sert wer­den. Doch das Si­gnal ist po­si­tiv, die Streit­kräf­te neh­men ihre Auf­ga­be an: „Ich be­en­de die Ver­an­stal­tung mit einem ‚So‘. Das ist ein mi­li­tä­ri­sches An­kün­di­gungs­kom­man­do, da­nach kommt etwas, was man tut“, schloss Ge­ne­ral­leut­nant André Bo­demann. „Die gute Nach­richt ist, dass vie­les von dem, was heute be­spro­chen wurde, im Rah­men des Ope­ra­ti­ons­plans Deutsch­land be­ar­bei­tet wird.“

Der OPLAN soll in sei­ner ers­ten Fas­sung im März er­stellt sein und in Zu­kunft re­gel­mä­ßig an die äu­ße­ren Rah­men­be­din­gun­gen an­ge­passt und ste­tig ver­bes­sert wer­den. Er ist ge­heim ein­ge­stuft. Doch die öf­fent­li­che De­bat­te um die Ver­tei­di­gungs­fä­hig­keit Deutsch­lands ist an­ge­sto­ßen. Jetzt heißt es, das Mind­set muss sich än­dern, Struk­tu­ren müs­sen wie­der auf­ge­baut wer­den. Die Dienst­pflicht könn­te hier aus Sicht des Re­ser­vis­ten­ver­ban­des ein not­wen­di­ges und zu­gleich wich­ti­ges Puz­zle­teil im OPLAN sein.

Ver­wand­te Ar­ti­kel
All­ge­mein

Bun­des­wehr und Re­ser­ve - News­blog KW 15

Was be­rich­ten die Me­di­en in die­ser Woche über die Bun­des­wehr und ihre Re­ser­ve? Wel­che The­men ste­hen auf der si­cher­heits­po­li­ti­schen Agen­da?...

07.04.2025 Von Sören Pe­ters
All­ge­mein

Braucht Deutsch­land einen zu­sätz­li­chen Nach­rich­ten­dienst?

Nach­rich­ten­dienst­li­che Er­kennt­nis­se sind es­sen­zi­ell zur mi­li­tä­ri­schen La­ge­be­ur­tei­lung, für tak­ti­sche und ope­ra­ti­ve Pla­nun­gen. Bei Aus­lands­ein­sät­zen war und ist die Bun­des­wehr auf...

04.04.2025 Von Ben­ja­min Vor­höl­ter
All­ge­mein

Bun­des­wehr und Re­ser­ve - News­blog KW 14

Was be­rich­ten die Me­di­en in die­ser Woche über die Bun­des­wehr und ihre Re­ser­ve? Wel­che The­men ste­hen auf der si­cher­heits­po­li­ti­schen Agen­da?...

04.04.2025 Von Sören Pe­ters