Tag der Bundeswehr lockt 60.000 Besucher nach Faßberg
Rund 270.000 Besucher sind beim Tag der Bundeswehr am vergangenen Samstag in die insgesamt 14 Standorte geströmt. Allein in Faßberg wurden mehr als 60.000 Gäste gezählt. Dort waren 17 Rosinenbomber zu sehen. Ferner verlieh Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen die ersten Veteranenabzeichen an verdiente Staatsbürger.
Wenn man den Tag der Bundeswehr in Faßberg kurz und knapp zusammenfassen möchten, braucht man nur zwei Worte: voll und toll. Bereits einige Kilometer vor den Parkplätzen ging es nur noch im Schritttempo voran. Stand der Wagen dann zwischen tausenden weiteren Fahrzeugen auf dem Pendlerparkplatz, hieß es nochmal Schlange stehen, um einen Platz im Shuttlebus zum Fliegerhorst zu ergattern. Aber das Warten hat sich gelohnt.
Auf dem Fliegerhorst in Faßberg waren anlässlich des 70. Jubiläums der Luftbrücke 17 Rosinenbomber ausgestellt. Die Maschinen waren zum Großteil aus den USA eigens für die Feierlichkeiten nach Deutschland überführt worden. Etwa eine Douglas DC-3, Baujahr 1942. Ursprünglich war das Flugzeug in der Asien-Pazifik-Region eingesetzt. Nach der militärischen Außerdienststellung wurde die Maschine zivil genutzt, als luxuriöser Privatjet für Firmen wie International Shoe Machine oder Johnson&Johnson. Um die DC-3 nach dem letzten regulären Flug vor dem Schrottplatz zu bewahren, übernahm die Historic Flight Foundation die Maschine. Seither kümmert sich ein Team aus überwiegend ehrenamtlichen Helfern um den Erhalt dieser und weiterer Schätzchen.
Mit neun Stopps nach Faßberg
Zwei Crews waren nötig, um die DC-3 mit mehreren Stopps über den Atlantik zu bringen – obwohl die DC-3 rund 12.000 Gallonen (4.500 Liter) Treibstoff mitnehmen und damit rein theoretisch zwölf Stunden in der Luft bleiben könnte. Der Heimatflughafen dieser DC-3 liegt im US-Bundesstaat Washington im pazifischen Nordwesten. Mit vier Zwischenlandungen wurden die Vereinigten Staaten überquert, ehe es über Neufundland (Kanada), Grönland, Island und Schottland in die Normandie ging. Erster Stopp in Deutschland war dann schließlich Wiesbaden zum Auftakt des Luftbrückenjubiläums, ehe die Maschine am Donnerstag in Faßberg einschwebte.
Der Fliegerhorst in der Lüneburger Heide war einer der wichtigsten Pfeiler der Luftbrücke während der sowjetischen Blockade West-Berlins. Unter anderem wurden die damals rund zwei Millionen Menschen von hier aus mit Kohle versorgt. 539.112 Tonnen brachten die Rosinenbomber von Faßberg aus nach Gatow. Alles in allem umfasste die Luftbrücke der Briten und Amerikaner zwischen Juni 1948 und Mai 1949 mehr als 270.000 Flüge. Offiziell beendet wurde die Luftbrücke schließlich am 30. September 1949.
Wertschätzung noch heute spürbar
Wie groß der Dank und die Wertschätzung für diese Leistung noch heute sind, zeigte sich nicht nur an den langen Schlangen vor den zur Besichtigung geöffneten Rosinenbombern, sondern auch an den vielen positiven Gesprächen mit den Crews. Viele Eltern nutzten diese seltene Gelegenheit, ihren Kindern ein Stück deutsche Geschichte live zu zeigen und spendeten teilweise sogar mehr als die veranschlagten fünf Euro Eintritt pro Erwachsenem, immerhin fließt das Geld in den Erhalt der Maschinen.
Ihren Dank sprach auch Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen aus. Sie bezeichnete die Luftbrücke als „eine große Hilfeleistung der Alliierten. Es ist ein Symbol der Verbundenheit, dass aus ehemaligen Kriegsgegnern Verbündete geworden sind.“ In ihrer kurzen Rede dankte die Ministerin ferner allen Bundeswehrangehörigen für ihren Dienst. Die Ansprache wurde via Satellit live in alle weiteren 13 teilnehmenden Standorte übertragen – zumindest bis ein Stromausfall die gesamte Technik lahmlegte. Ungeachtet dessen verlieh die Ministerin die ersten sieben Veteranenabzeichen, zwei davon an Reservisten der Kreisgruppe Celle.
Großer Andrang beim Reservistenverband
Der Reservistenverband präsentierte sich auf rund 50 Metern Länge den Besuchern. Nicht nur der durch die Kreisgruppe Celle betriebene Infostand und das Glücksrad ließen die Besucher Schlange stehen, auch die Ausstellung der RAG Militärmodellbau und die Mitmachaktionen der RAG Sanitätsdienst lockten zahlreiche Besucher an. Bereits am frühen Nachmittag war auf der Gästeliste kein Platz mehr frei. Selbst wenn schätzungsweise nur jeder zweite den „Verbändehangar“ besuchte, so kam der Reservistenverband am Samstag mit 30.000 Menschen in Kontakt.
So war der Tag der Bundeswehr für alle Seiten ein voller Erfolg. Einziger Wermutstropfen: Die Rosinenbomber konnten aufgrund fehlender Genehmigungen nicht in Berlin landen, sondern konnten lediglich eine Ehrenrunde über der Stadt drehen. Ein Fest auf dem Tempelhofer Feld inklusive einiger Flugzeuge wäre hier der passende Rahmen gewesen.