Tage der offenen Tür finden in diesen Tagen in vielen Standorten der Bundeswehr statt, so auch in der Berliner Julius-Leber-Kaserne mit dem Wachbataillon beim Bundesministerium der Verteidigung als einem der Hauptnutzer der Kaserne. Die Soldaten öffnen die Tore, um Einblicke in ihre Arbeit zu geben. Das Angebot reicht von dynamischen Vorführungen und Mitfahrgelegenheiten über Information und Unterhaltung bis zur Kinderbetreuung. Als Besonderheit feuerten in der Julius-Leber-Kaserne die Soldaten des Salutzuges des Wachbataillons drei Salutschüsse ab.
Deutsch-französische Geschichte hautnah
Dem aufmerksamen Beobachter erschließt sich bereits am Informationspavillon der Berliner Landesgruppe des Reservistenverbandes eine weitere Besonderheit, die mit der Geschichte der Stadt Berlin zusammenhängt. Ab August 1945 richtete die französische Armee als Teil der alliierten Besetzung Berlins auf dem Gelände der heutigen Julius-Leber-Kaserne im Stadtteil Wedding das „Quartier Napoléon“ als Hauptquartier der Forces Françaises à Berlin ein. 1994, vor nunmehr 25 Jahren wurde die Kaserne an die Bundeswehr übergeben und am 5. Januar 1995, dem 50. Todestag von Julius Leber, in Julius-Leber-Kaserne umbenannt.
„Wir kamen als Besatzer und gingen als Freunde,“ sagt Caporal Bernard Léraillé. Er war während der Zeit des Kalten Krieges hier im damaligen „Quartier Napoléon“ für zwei Jahre als Soldat stationiert. Damit gehört er zu den insgesamt 60.000 bis 70.000 französischen Offizieren, Unteroffizieren und Mannschaften, die zwischen 1945 und 1994 in Berlin ihren Dienst verrichteten. Der heute 59jährige Vater von vier Kindern ist nach seiner Dienstzeit in der Stadt geblieben, „wegen der Liebe“, wie er sich mit einem Lächeln erinnert. Heute wohnt er in Königs Wusterhausen im Südosten Berlins. Und er engagiert sich zusammen mit anderen ehemaligen französischen Soldaten, die ebenfalls in der Region leben, in der Reservistenkameradschaft „France“ des Berliner Landesverbandes.
Geschichte am Leben halten
„Ich möchte dazu beitragen, die Geschichte am Leben zu halten,“ sagt Caporal Léraillé über seine Motivation. Insbesondere Jugendlichen will er aus seiner Lebenserfahrung vermitteln, dass es keine vernünftige Alternative zum friedlichen Umgang miteinander gibt. Gewissermaßen als Lehre aus der Geschichte und zugleich als Brücke in die Gegenwart kann man dann auch die Beteiligung französischer Infanteristen an einer dynamischen Vorführung während des Tages der offenen Tür betrachten. Gemeinsam mit Soldaten der Bundeswehr dienen sie heute in der Deutsch-Französischen Brigade. Auch Stabsunteroffizier d.R. Karl Peter Pützer geht es um die Vermittlung von Erfahrungen. Die hat der inzwischen bereits 70jährige reichlich gesammelt. Er diente als Panzerkommandant, Gruppenführer bei den Fallschirmjägern und zuletzt als Gruppenführer und stellvertretender Zugführer in der Jägertruppe. Nach seiner aktiven Zeit war er zunächst in Düren und später in Mendig beordert, bevor er nach Berlin zog. Hier berät er heute als Freiberufler Unternehmen aus dem Maschinenbausektor in Sachen Arbeitssicherheit. Zudem ist Pützer der stellvertretende Landesvorsitzende der Berliner Landesgruppe des Reservistenverbandes und widmet seine besondere Aufmerksamkeit den Unteroffizieren. So war er auch lange Zeit Leiter des Arbeitskreises Unteroffiziere in seiner Landesgruppe. „Was ich selbst gelernt habe, will ich auch Anderen vermitteln,“ ist sein Motto. Zudem hält sich Pützer sportlich fit und nimmt dabei selbst noch an Leistungsmärschen teil.
Besondere Noten
Fit an ihren Instrumenten zeigen sich zweifelsohne auch die Musiker des Reservistenmusikzuges Schleswig-Holstein. Das Orchester mit seinen rund dreißig Mitgliedern hat sich erst vor rund eineinhalb Jahren gegründet. Geprobt wird alle zwei Wochen, jeweils dienstags Abend. „Es begann mit einem Aufruf in der Zeitung und heute haben wir Hobbymusiker im Alter zwischen 13 und 83 in unseren Reihen,“ verrät eines der Mitglieder, bevor es auf die Bühne geht. Dort präsentieren sie dann ihr breites Repertoire aus Popp, Soul, Funk, Swing und natürlich auch Marschmusik. Besonderen Anklang bei den Besuchern fanden bekannte Filmmelodien, so zum Beispiel „Eye of the Tiger“ aus Rocky.
Ein zumindest waches Auge benötigen Manuela Rogge und Mario Lehmann. Sie unterstützen die Besatzung eines Hubschraubers vom Typ CH-53 bei der Absicherung des Fluggerätes. Beide beendeten im Februar dieses Jahrs die sogenannte „Ausbildung Ungedienter“ erfolgreich und haben sich daraufhin in der RSU-Kompanie Berlin beordern lassen. „Dort fühlen wir uns gut aufgehoben,“ findet Rogge und ihr Kamerad Lehmann ergänzt: „Das ‚wir‘ zählt dort deutlich mehr als anderswo in unserer Gesellschaft.“ Im Oktober und November werden Manuela Rogge und Mario Lehmann ihre militärische Ausbildung fortsetzen. Zuvor freuen sie sich jedoch schon darauf, auch beim Flughafenfest in Berlin Gatow im Zeitraum 13. bis 15. September erneut unterstützen zu können.