Eisige Durchschlageübung im Tecklenburger Land
Wenn im hohen Norden der Eiswolf heult, ist das bis ins Tecklenburger Land zu hören. Das Ausbildungsjahr der Landesgruppe Nordhrein-Westfalen begann mit einer Durchschlageübung in den verschneiten Wäldern im Kreis Steinfurt.
Militärische Fähigkeiten, Fitness und Ausdauer sowie an einigen Stellen auch Selbstüberwindung – diese Tugenden waren bei der „Teutoburger Durchschlageübung“ zum Jahresbeginn gefordert. Dazu eingeladen hatte die Reservistenarbeitsgemeinschaft Militärische Ausbildung Ruhrtal unter der Leitung des Beauftragten für Militärische Vielseitigkeitswettkämpfe, Leutnant d.R. Jonas Rothermel. Als Stellvertretender Gesamtleitender unterstützte Hauptgefreiter d.R. Kevin Scheibe, der sich zudem bei den Johannitern und im Katastrophenschutz engagiert. Geballtes Know-how und beste Voraussetzungen also für eine fordernde Veranstaltung, bei der die Teilnehmer in 26 Stunden rund 65 Kilometer marschieren und dabei verschiedene Stationen bewältigen mussten. Rund 90 Aktive, Reservisten, Landes- und Bundespolizisten sowie zivile Angehörige der Bundeswehr sowie Kameraden aus den Niederlanden und der Schweiz stellten sich der Herausforderung.
Zu Beginn der Übung nahm Leutnant d.R. Rothermel die angetretenen Kameraden ins Wort, jederzeit fest zusammenzuhalten. Aufgeteilt in sechs Gruppen schlugen sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer dann im Orientierungsmarsch bei Tag und Nacht mit Karte und Kompass durch den Teutoburger Wald. Neben dem unwegsamen Gelände galt es auch 800 Höhenmeter zu überwinden. An verschiedenen Stationen wurden militärische Fähigkeiten, Fitness und Selbstüberwindung abgefordert.
Abseilen in 30 Meter tiefe Schlucht
Das Deutsche Rote Kreuz (DRK) beispielsweise hatte ein Szenario vorbereitet, bei dem die Versorgung eines Verwundeten nach der Explosion eines Sprengkörpers geübt wurde. Eine weitere Station: Die freiwillige Feuerwehr der Stadt Hörsel stellte ein auf dem Dach liegendes Auto bereit. Die Kameraden verwendeten modernste Spreiz- und Stemmwerkzeuge der Feuerwehr, um das Fahrzeug zu öffnen. Anschließend wurde die verletzte Person erstversorgt und abtransportiert. Im weiteren Streckenverlauf leitete der Kletterverein Bergfreunde Ibbenbüren e.V. eine Station: Unter Aufsicht der Bergwacht NRW seilten sich die Teilnehmer über die Dörener Klippen 30 Meter tief in eine Schlucht ab. Unterhalb der Kletterstation wurde ein Lagerfeuer errichtet, sodass der Schein des Feuers den Dreikaiserstuhl-Kessel und den vereisten, steinigen Weg zum Kletterfelsen hinauf atmosphärisch ausleuchtete.
Am Ende der Route ging es noch einmal ans Eingemachte: die Überquerung des Dortmund-Ems-Kanals durch Nachtschwimmen bei einer gefühlten Wassertemperatur von 3,5 Grad Celsius. Die Ortsgruppe Ibbenbüren der DLRG sicherte die Übung mit Rettungsbooten und Rettungstauchern. Prominenter Gast an dieser Station war der NRW-Minister für Arbeit, Gesundheit und Soziales, Karl-Josef Laumann: „Ein derartiges ehrenamtliches Engagement muss für die Zukunft deutlich mehr unterstützt werden. Hier sind die Verantwortlichen aus Gesellschaft und Politik gefragt“, sagte er. Weitere Besucher aus der Politik waren die Bürgermeister von Ibbenbüren und Hörstel, Dr. Marc Schrameyer und David Ostholthoff. Der Vorsitzende der Kreisgruppe Unna, David Meyer, und der für diese Kreisgruppe zuständige Organisationsleiter Marco Vogel waren für den Reservistenverband vor Ort.
Beteiligt an der Übung waren das Technische Hilfswerk (OV Ibbenbüren), die Deutsche Lebensrettungsgesellschaft (OG Ibbenbüren), das Deutsche Rote Kreuz (OV Lengerich), die Reservistenkameradschaften Erwitte, Boke, Hagen/Westfalen, die RAG Mil-Kfz Rhein/Ruhr, die Freiwillige Feuerwehr der Stadt Hörstel (LZ Bevergern), der BSV Tecklenburg 1786 und der BSV Brochterbeck.
Erinnerung an die Varusschlacht
Am Zielpunkt grüßten sich Soldaten und die örtlichen Sternsinger, die gerade mit ihren Familien ins angrenzende Gemeindehaus gingen. Danach gaben die Sternsinger in der Unterkunft der Soldaten noch ein Ständchen. Fazit: Eine professionell organisierte Veranstaltung mit durchweg positiver Rückmeldung aus der Zivilbevölkerung. Auch die eisigen, sternenklaren Nächte bleiben in Erinnerung.
Die „Teutoburger Durchschlageübung“ diente zur Förderung von Kameradschaft, vielseitiger Ausbildung und traditioneller Erinnerung an die historische Sternstunde der Germanen in der Heimat. Bei der „Varusschlacht“ im Jahr 9 n. Chr. erlitten drei römische Legionen eine vernichtende Niederlage gegen ein germanisches Heer unter Führung von Arminius („Hermann“).