Thesenpapier: Bundeswehr braucht Reserve hinter der Reserve
In dem Papier bietet der Reservistenverband der Bundeswehr seine umfassenden Dienstleistungen an. "Im Grunde schreiben wir unseren Auftrag fort, der uns vom Deutschen Bundestag übertragen worden ist, nämlich die zurzeit über eine Million wehrüberwachten Reservisten Deutschlands zu betreuen", so Höfer. Und da Reservisten während ihrer aktiven Dienstzeit die Ausbildungs- und Laufbahnlehrgänge der Bundeswehr durchlaufen haben, sind sie in der Lage, die Truppe diesbezüglich zu entlasten. "Wir könnten künftig die Reserve in allen Bereichen vorausbilden, also qualifizieren – nicht zertifizieren. Prüfungen könnten also weiter von der Bundeswehr zentral übernommen werden", so Höfer. Damit könnte die Bundeswehr künftig Geld sparen, denn die Reservisten erbringen ihr Engagement für Deutschlands Sicherheit ehrenamtlich.
Bundeswehr muss Kasernentore für Reservisten weiter öffnen
Um die Bundeswehr in umfassendem Maße unterstützen zu können, müssten jedoch einige Grundvoraussetzungen erfüllt werden. "Die Bundeswehr muss uns auch in ihre Kasernen und auf die Übungsplätze lassen, ohne dies von vordergründigen Formalien abhängig zu machen", sagt der Verbandspräsident. Zurzeit müssen zum Beispiel alle Personen, die am Schießsimulator AGSHP ausgebildet werden, sich in einem aktiven Wehrdienstverhältnis befinden. Das ist nicht immer praktikabel und hemmt oft viele Initiativen des Reservistenverbandes für flexible Ausbildungsvorhaben in der Freizeit der ehrenamtlich tätigen Reservisten.
Bedarf der Bundeswehr an Reservisten ist größer, als sie glaubt
Für die Motivation von Reservisten für ihr ehrenamtliches Engagement wünscht sich Höfer künftig bessere Beförderungsmöglichkeiten außerhalb eines Wehrdienstverhältnisses. "Es gibt Hunderte Reservisten im Dienstgrad Gefreiter oder Obergefreiter, die sich uneigennützig engagieren. Sie können nach den heutigen Bestimmungen nicht befördert werden. Dabei kosteten solche Beförderungen kaum Geld, brächten jedoch eine hohe Motivation, so Höfer. Wenn darüber hinaus auch unabhängig von Laufbahnlehrgängen befördert werden könnte, zum Beispiel ein selbstständiger mittelständischer Kfz-Meister zum Feldwebel oder gar – je nach Erfahrungsschatz – zum Fachoffizier, hätte die Bundeswehr viele Stellenbesetzungsprobleme gelöst. Höfer gibt zu bedenken, dass der Bedarf der Bundeswehr an Reservisten größer sei, als sie glaube. Er nennt ein Beispiel: "Wenn ein aktiver Stabsarzt für vier Monate ins Ausland geht, reicht es nicht, einen sogenannten gespiegelten Reservisten vorzuhalten. Dieser kann den aktiven Soldaten nicht vier Monate lang vertreten, sondern meist nur zwei oder drei Wochen, vielleicht mal einen Monat, ohne seine eigene zivile Existenz zu gefährden. Die Bundeswehr braucht also eine Reserve hinter der Reserve, so wie bei einer Fußballmannschaft."
Höfer hofft nun auf positive Signale vom Verteidigungsminister. Dann wolle er mit seinem Verband in die konkreten Ausplanungen seines Thesenpapiers eintreten.
Detlef Struckhof
Symbolbild: Reservisten sichern
einen Pfad (Foto: Kai Mörk; VdRBw)
Bild unten: Gerd Höfer, Präsident des
Reservistenverbandes (Foto: Archiv VdRBw)