THW-Präsident: Gemeinsam mit den Reservisten
> Wie funktioniert die Zusammenarbeit zwischen dem THW und den Reservisten im Katastrophenschutz?
Die Reservisten sind gut ausgebildete ehemalige Soldatinnen und Soldaten, insbesondere in den Bereichen Instandsetzung, Logistik, Sanitätswesen oder Kommunikation. Sie stehen bereit, auf Anforderung zu helfen. Allerdings sind wir in Deutschland im Katastrophenschutz relativ gut aufgestellt: Die erste Hilfswelle sind die 25.000 Feuerwehren, die zweite Welle ist das THW mit seinen knapp 700 Ortsverbänden, die dritte Welle ist die Bundeswehr, die ihrerseits bei besonderem Bedarf als vierte Welle auch Reservisten einsetzt. Letzteres kommt nur selten vor. Die Kompetenzen der Reservisten werden vom Katastrophenschutz nur selten abverlangt. Insofern teilen die Reservisten und das THW dasselbe Schicksal: Wir können nur dann tätig werden, wenn man uns von zuständiger Stelle ruft – und die muss uns dann in der Regel auch bezahlen. Selbstverständlich stehen Reservisten beim THW die Türen offen: Wir freuen uns über jede neue ehrenamtliche Einsatzkraft – besonders, wenn sie bereits einschlägige Erfahrungen mitbringt.
> Der Reservistenverband setzt sich für eine allgemeine Dienstpflicht für junge Männer und Frauen ein. Welche Vor- und Nachteile sehen Sie in einer Dienstpflicht?
Eine allgemeine Dienstpflicht für Männer und Frauen wäre für unsere Gesellschafft vorteilhaft. Sie würde alle jungen Menschen automatisch mit Organisationen wie dem THW in Kontakt bringen. Und nach Ableisten der Dienstpflicht würden vermutlich viele freiwillig dabei bleiben, wenn ihnen der Pflichtdienst gut gefallen hat. Nachteile wären die (Personal-)Kosten sowie die beschränkte Anzahl geeigneter Einsatzstellen. Beim THW hätten wir zum Beispiel die Einschränkung, dass unsere Freiwilligen nicht täglich Dienst versehen, sondern nur einmal in der Woche abends oder am Wochenende.
> Wie ist es um den Nachwuchs beim Technischen Hilfswerk bestellt?
Wir haben das Aussetzen der Wehrpflicht gespürt, denn wir hatten einen leichten Rückgang an Helfern. Diesem Trend mussten wir auf Bundes-, Landes- und lokaler Ebene entgegenwirken. 4.000 bis 5.000 mehr Freiwillige ist unser Ziel sowie mehr Freiwillige mit mehr Zeit fürs THW – was zugegebenermaßen immer schwieriger wird. Bundesweit gesehen bin ich dennoch zufrieden. Wichtig für unsere Nachwuchsgewinnung ist die THW-Jugend, deren Altersgrenze von zwölf auf sechs Jahren herabgesetzt wurde. Gleichzeitig ist die obere Altersgrenze entfallen, die bislang bei 60 Jahren lag. Um das Ehrenamt – das beim THW 98 Prozent ausmacht – zu fördern, verlagern wir nach und nach mehr Verwaltungsaufgaben in das Hauptamt. Dazu zählen Geräteprüfungen und Instandhaltung.
Die Vermutung auf Seite 91 in der Dezemberausgabe der loyal trifft so nicht zu: Der THW-Ortsverband Duisburg zählt mit rund 150 Helfern und Helferinnen sowie einer starken Jugendgruppe zu den größeren Ortsverbänden. Er bereichert mit seinen zwei Technischen Zügen und vier Fachgruppen den Katastrophenschutz in Duisburg und darüber hinaus in ganz Deutschland.
> Können das Technische Hilfswerk und der Reservistenverband noch intensiver zusammenarbeiten?
Ja, zum Beispiel beim Thema Resilienz der Bevölkerung. Auch dem THW liegt daran, dass alle Menschen einen gewissen Grund-Selbstschutz wahrnehmen. Die meisten Mitmenschen setzen sich jedoch mit diesem Thema nicht auseinander und tun daher fast nichts zur eigenen Vorsorge und zum eigenen Schutz. Die Reservisten sind für so ein Thema sicher gut zu sensibilisieren und können als Multiplikatoren wirken. Um weitere Anknüpfungspunkte zu erörtern, werde ich mich im ersten Quartal 2018 mit dem Präsidenten des Reservistenverbandes, Oswin Veith (MdB), treffen. Uns fällt bestimmt noch das eine oder andere ein.
Herr Broemme, vielen Dank für das Gespräch!
Bild oben: Albrecht Broemme ist Präsident des Technischen Hilfswerks.
(Foto: THW/Daniel Schriek)