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Austritte in Buchloe sorgen für Diskussionen im Reservistenverband. Dieser will daraus Lehren ziehen.

Kommentar von Michael Sauer.

Die Allgäuer Zeitung hat es berichtet: In Buchloe sind in kurzer Folge 87 Reservisten aus ihrer Kameradschaft und damit aus dem Reservistenverband ausgetreten – ein Faktum, über das sich keiner freuen kann, weil jeder Austritt als Schwächung des Verbandes gedeutet werden kann.

Über die Lokalzeitung hinaus hat das Ereignis bisher keine Wellen geschlagen, dennoch hat der Verband nicht etwa versucht,  den Austritt zu verschweigen, in der Hoffnung, dass die Öffentlichkeit schnell wieder zur Tagesordnung zurückkommt. Der Verband hat über den Austritt vielmehr hier im Netz berichtet und sein Bedauern ausgedrückt. Natürlich haben sich viele „User“ die Frage nach Ursachen und Anlass gestellt.

In Buchloe kMichael Sauer, Vizepräsident des Reservistenverbandesam es laut Bericht der Allgäuer Zeitung zu einer Aussprache mit dem Vorsitzenden der Bezirksgruppe Schwaben, Toni Resch. Ihm berichteten die 35 anwesenden Reservisten von "Unstimmigkeiten mit der Kreisgruppe und Unzufriedenheit mit dem verzögerten Beitragsrückfluss." Konkret wurde kritisiert, dass vom Kreisvorstand niemand zur jüngsten Mitgliederversammlung oder zum 25. Jubiläum erschienen sei.

Die Bemühungen des Bezirksvorsitzenden und auch die des aus Bonn angereisten Sachgebietsleiters Verbandsarbeit, Karl Wichmann kamen zu spät: Für die Reservisten war "das Kind bereits in den Brunnen gefallen", und 87 der insgesamt 156 Mitglieder – also weit mehr als die 35 Anwesenden – hatten schon vor der Aussprache ihren Austritt erklärt.

Der Bezirksvorsitzende wollte sich "mit den verbliebenen Mitgliedern arrangieren und versuchen, eine neue Führung zu installieren".

Man muss zur Kenntnis nehmen, dass in Buchloe der Frust unter der Decke schwelte und offenbar lange nicht nur Kenntnis genommen wurde. Im Forum werden bereits ähnliche Fälle aufgeführt, wo Mitgliedversammlungen von Kameradschaften ohne Vertreter der Kreisgruppe stattfinden mussten. Man kann nur hoffen, dass dies Einzelfälle bleiben, und dass im Alltag des Verbandes die Kameradschaften von ihrer Kreisgruppe im Wortsinn "betreut" werden.

Welche Lehren müssen kurzfristig gezogen werden? Wir wissen, dass im Verband häufig der Frust mit dem Ausscheiden aus dem Beorderungsalter und mit dem Alter überhaupt steigt. Ältere Reservisten haben in stärkerem Maße das Gefühl, nicht mehr gebraucht zu werden.

Irgendwann sind sie einmal in den Verband eingetreten, weil sie sich von einer Mitgliedschaft etwas erhofften. Der Frust ist bei denen am stärksten, die mit der Mitgliedschaft nur eine ganz spezielle Aktivität verbinden: Wer sich z.B. ausschließlich für Großkaliberschießen interessiert und dann erleben muss, dass dies sich mit den Bestimmungen eines Bundeswehrschießstandes nicht mehr verträgt, ist an einer Fortführung der Mitgliedschaft weniger interessiert als der Reservist, der den Auftrag des Verbandes als sicherheitspolitischer Brückenbauer in die Gesellschaft nicht nur gehört, sondern auch verstanden hat. Wir müssen uns also an der Nase packen und fragen, ob es uns gelungen ist, den älteren Kameraden den neuen Auftrag und die damit verbundenen Chancen zu vermitteln. Es ist ein Problem der Kommunikation: Gelingt es uns, älteren Reservisten zu verdeutlichen, dass nach wie vor interessante Aufgaben auf sie warten, und dass wir ihre Mitarbeit, ihre Lebenserfahrung und ihren Sachverstand brauchen?

Beim Tag der Infanterie am letzten Wochenende in Hammelburg waren die Reservisten in Bad Kissingen mit einem Infostand und mit einer Feldküche vertreten. Der rührige Stationsleiter war ein 70-jähriger Oberstleutnant a. D. d. R.!  Solche Beispiele müssen wir publizieren!

In Buchloe haben Verband und  Bezirksgruppe immerhin vor Ort versucht, die Situation zu retten. Jetzt gilt es, aus der Not eine Tugend zu machen und ohne Verzug ans Werk zu gehen: Alle Reservisten in Buchloe müssen kurzfristig persönlich angeschrieben und über das neue Konzept einer neuen RK in Buchloe (evtl. an einen benachbarten Kreisverband angehängt) informiert werden. Die ohnehin flächendeckend notwendige Mitgliederwerbung muss kurzfristig in und um Buchloe herum intensiviert werden. Wie es heißt, liegt das Durchschnittsalter der 87 ausgetretenen Mitglieder bei 62 Jahren. Unabhängig davon, wie viele sich von diesen überzeugen lassen, ihren Austritt doch noch einmal zu überdenken, steht jetzt die Werbung neuer und junger Mitglieder ganz oben auf der Prioritätenliste. Anschreibeaktionen müssen sich an die jüngst aus der Bundeswehr ausgeschiedenen Soldaten und Wehrdienstleistende richten. Da sind Kreisgruppe und Kreisgeschäftsstelle gefragt, und zwar nicht morgen sondern heute!

Auf der Ebene des Gesamtverbandes müssen die Vorgänge in Buchloe ernst genommen werden. Buchloe ist auch anderswo. Wir müssen unser Beobachtungsvermögen schärfen, damit aus einem kaum bemerkbaren Feuerchen nicht ein Flächenbrand wird. Jeder Einzelne ist wichtig. Jedes Mitglied wird gebraucht! Unser Löschflugzeug heißt Kameradschaft und Kommunikation.

Der Autor ist Vizepräsident des
Reservistenverbandes für
Information und Kommunikation

Bild oben: Das Logo des
Reservistenverbandes
(Foto: Reservistenverband)

Archivbild unten: Michael Sauer
(Foto: Reservistenverband)

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