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Oberst d.R. Prof. Dr. Patrick Sensburg, Präsident des Reservistenverbandes, eröffnete die außerordentliche Bundesdelegiertenversammlung.

Foto: Nadja Klöpping

Generalleutnant Markus Laubenthal, Stellvertreter des Generalinspekteurs der Bundeswehr und Beauftragter für Reservistenangelegenheiten.

Foto: Julian Hückelheim

Delegierte heben ihre Stimmkarten bei der Wahl des Versammlungsleiters.

Foto: Julian Hückelheim

Michael Brand, Abgeordneter aus dem Wahlkreis Fulda, plädierte für eine starke Bundeswehr mit einer starken Reserve.

Foto: Julian Hückelheim

Trompeter untermalten das Gedenken an die in den vergangenen zwei Jahren verstorbenen Kameradinnen und Kameraden, allen voran Vizepräsident Martin Hammer.

Foto: Julian Hückelheim

Ein Delegierter filmt die Grußworte des "Stellv. GI".

Foto: Nadja Klöpping

BDVBDV2021Delegierte

Seit Freitagnachmittag läuft in Fulda die außerordentliche Bundesdelegiertenversammlung (BDV) des Reservistenverbandes. 136 Delegierte beraten und entscheiden in erster Linie über Satzungsfragen und über sich daraus ableitende Ordnungen. „Was sind aus unserer Sicht die großen Themen der nächsten Jahre, wohin soll der Verband steuern? Wie packen wir die Dinge an? Das wollen wir diskutieren, wenn wir die Satzungsfragen angehen“, sagte Verbandspräsident Oberst d.R. Prof. Dr. Patrick Sensburg bei der Eröffnung der BDV. Bevor die Sitzung als solches begann, standen für den Nachmittag erst einmal Grußworte und Ehrungen auf der Tagesordnung.

Der Stellvertreter des Generalinspekteurs der Bundeswehr, Generalleutnant Markus Laubenthal, skizzierte die sicherheitspolitische Ausgangslage und die Strategie der Reserve mit allem, was sich daraus ableitet. Diese Kernthemen waren bereits Gegenstand der Jahrestagung der Reserve am vergangenen Wochenende – hier nachlesen. Doch was bedeutet das für den Reservistenverband? Laubenthal sieht den Reservistenverband als Partner auf Augenhöhe: „Es liegt an uns, gemeinsam eine einsatzbereite Reserve auf die Beine zu stellen. Über die personelle Befüllung unserer Strukturen mache ich mir überhaupt keine Sorgen. Arbeiten Sie bitte mit daran, dass der richtige Reservist, die richtige Reservistin auf den richtigen Dienstposten beordert wird. Sie können zu der sicherheitspolitischen Debatte beitragen“, sagte Laubenthal, in seiner Funktion als „Stellv. GI“ auch Beauftragter für Reservistenangelegenheiten der Bundeswehr. „Der Reservistenverband ist seit mehr als 60 Jahren ein verlässlicher Partner an unserer Seite. Dafür möchte ich Ihnen stellvertretend für alle Mitglieder danken.“

„Wir sind stolz auf unsere Soldatinnen und Soldaten – und damit auch auf die Reserve“, sagte Michael Brand, Bundestagsabgeordneter aus dem Wahlkreis Fulda. Mit Blick auf die Weltlage und die sicherheitspolitischen Herausforderungen durch Russland und China betonte Brand: „Neben dem militärischen Kernauftrag stehen Reservisten für unsere Gesellschaft ein. Auf unsere Reserve ist Verlass!“ Für die neue Legislaturperiode wünscht sich Brand eine konsequente Umsetzung der Strategie der Reserve. Letzten Endes sei es aber nicht ausreichend, politische Forderungen, beispielsweise nach 10.000 Reservistenstellen, an einem Freitagabend in einem Saal aufzustellen, sondern diese Themen auch ins Parlament nach Berlin zu tragen. Darüber hinaus plädierte er für eine Auszeichnung für diejenigen, die bei den großen Amtshilfeeinsätzen in diesem und vergangenen Jahr ihren Dienst geleistet haben.

„Sie sind das Bindeglied in die Gesellschaft“

„Ich wünsche mir, dass die Bundeswehr noch mehr in das Bewusstsein unserer Bevölkerung eindringt. Nach dem Aussetzen der Wehrpflicht und vieler Standortschließungen kennen viele die Bundeswehr und ihre Reserve nur aus dem Fernsehen. Sie sind das Bindeglied in die breite der Gemeinschaft, dafür möchte ich mich herzlich bei Ihnen bedanken“, sagte Volker Bouffier, Ministerpräsident des Landes Hessen, in einem Videogrußwort. Die Fuldaer Stadtverordnetenvorsteherin Margarete Hartmann brachte den Delegierten die Stadt näher und lobte das gemeinsame Anpacken von Bundeswehr, Zivilgesellschaft und der Reserve als Bindeglied.

Thomas Erndl MdB, einer der beiden Stellvertreter des Präsidenten des Reservistenverbandes, trug das schriftliche Grußwort des Fuldaer Bischofs Dr. Michael Gerber vor. Darin heißt es unter anderem: „Als Reservisten halten Sie gesamtgesellschaftlich etwas Entscheidendes in Erinnerung: Dass der Beruf des Soldaten zwar eine große Professionalisierung erfahren hat, aber seinen Ort in der Mitte unserer Gesellschaft hat. Soldat-Sein, das endet nicht einfach mit dem Ausscheiden aus dem aktiven Dienst, vielmehr ist die Haltung des ‚Wir dienen Deutschland‘ ein Programm, an dem auch andere gesellschaftliche Kräfte und deren Wertegerüst Maß nehmen kann. Es ist mir ein Anliegen, Ihnen für Ihren Dienst zu danken, dem unser Land viel verdankt. Und ich will Sie ermutigen, als Reservisten weiterhin durch die Werte, die sie als Soldaten geprägt und getragen haben, auch unseren sozialen Zusammenhalt zu stärken.“

Nach den Grußworten wählten die Delegierten Lutz-Georg Berkling, Vizepräsident für Verbandsorganisation, zum Versammlungsleiter. Als Beisitzer stehen ihm Stefan Lebiotzky und Lothar Pähler zur Seite. Sie führen morgen formal durch die BDV, bei der es vorrangig um Satzungs- und Ordnungsfragen geht. Dem schließt sich eine offene Aussprache zur Situation des Verbandes an.

„Wir sind ein Verband, der vom Machen lebt!“

Erster offizieller Tagesordnungspunkt nach der Wahl der Versammlungsleitung war der Vortrag des Präsidenten. Hier bekräftigte Sensburg noch einmal die Forderung nach 10.000 Stellen für Reservisten. Mit Blick auf die wachsenden Aufgaben sei das „ganz gut gerechnet, auch wenn die Bundeswehr da in kleineren Schritten plant“. Hier war bei der Jahrestagung am vergangenen Wochenende ein sukzessiver Aufwuchs auf 7.350 Stellen bis 2027 in Aussicht gestellt worden. Auch das Thema Ü65 ist noch aktuell. „Unser Wunsch ist schon, dass derjenige, der sich engagieren möchte, der gesund ist und für den die Truppe Bedarf hat – dass dem keine juristischen Hürden entgegenstehen. Das werden wir den Koalitionären so mitteilen“, kündigte Sensburg an.

Die lebenslange Betreuung der Reservistinnen und Reservisten macht die Bundeswehr als Arbeitgeber einzigartig – diese große Aufgabe traut die Truppe dem Verband an und stattet ihn hierfür auch mit den nötigen Finanzmitteln aus. Die vergangenen eineinhalb Jahre waren nicht einfach, umso mehr freut sich Sensburg nun, dass Veranstaltungen wie Militärische Ausbildung, Märsche, Schießen, Vorträge und Kameradschaftsabende wieder stattfinden können. „Darum sind die Leute Mitglied bei uns im Verband. Wir sind ein Verband, der vom Machen lebt!“ Dennoch gibt es auch einige Knackpunkte, die der Reservistenverband angehen muss und möchte, beispielsweise die juristischen Rahmenbedingungen rund um den Schießsport.

Ehrungen

Für ihr langjähriges Engagement mit besonders hervorragenden Verdiensten für den Verband erhielten Oberstleutnant d.R. Peter Münch, Oberstleutnant d.R. Jörg Furch und Stabsunteroffizier d.R. Hans-Georg Blonn die Ehrennadel in Gold mit Diamant. Sie alle sind seit Jahrzehnten in den verschiedenen Funktionen mit viel Herzblut bei der Sache, ebenso wie Frank Eick, dem die Ehrennadel in Gold verliehen wurde.

Hintergrund

Bei der jüngsten BDV im November 2019 in Bonn waren Anträge mit satzungsänderndem Charakter mit Blick auf mögliche Fristverletzungen zurückgezogen worden. In der Folge beschlossen die Delegierten die nun eröffnete außerordentliche BDV – die erste in der Geschichte des Reservistenverbandes. Geht es nach Sensburg, kann das gerne zum Usus werden, vor allem mit Blick auf die Bindung des Präsidiums an die Basis und um sowohl in die eine als auch in die andere Richtung rückzukoppeln. „Eine gute Gelegenheit, zwischen den Wahlversammlungen konzentriert inhaltlich zu arbeiten“, begrüßte Sensburg den zweijährigen Turnus der Versammlungen. „Lassen Sie uns die Dinge morgen im kameradschaftlichen Miteinander konzentriert und zügig angehen.“

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