Vereinte Nationen: Lage im Kosovo beruhigt, aber labil
Vier Stunden lang hatten Vertreter aus Belgrad und Pristina gemeinsam mit dem Oberbefehlshaber der KFOR, Generalmajor Erhard Bühler, nach einer Lösung gesucht, den Streit beizulegen. Jedoch ohne Erfolg. Vertreter der serbischen Delegation beschuldigten Bühler, sich einseitig auf die Seite der Kosovo-Regierung zu stellen. Die KFOR bestehe auf dem Einsatz von Zöllnern und Grenzbeamten, die Pristina treu ergeben sind, auch gegen den Willen Belgrads. „Das ist für uns unannehmbar“, zitiert die Deutsche Presse-Agentur (dpa) den serbischen Unterhändler Borko Stefanovic. Die serbische Regierung setzte für Samstag eine Sondersitzung des Parlaments an.
Das Kosovo-Parlament hatte sich zuvor hinter die Regierung in Pristina gestellt und betont, die serbische Minderheit hätte sich Pristina zu unterstellen. Gerade im Norden des Kosovo, wo viele Serben beheimatet sind, hat die Regierung nur wenig Einfluss.
Serbischen Medienberichten zufolge hat Bühler die umstrittenen Grenzübergänge zur "Militärzone" erklärt. Das heißt: Auf jede unbefugte Person kann mit scharfer Munition geschossen werden. Nach Einschätzung der Vereinten Nationen hat sich die Lage nach Einsatz der KFOR-Soldaten zwar beruhigt, sei aber noch immer labil.
Am Mittwochabend hatten serbische Extremisten den umstrittenen Grenzübergang Jarinje niedergebrannt. Inzwischen kontrollieren dort die KFOR-Soldaten – wir berichteten.
"Zum Glück haben nicht alle Nato-Mitglieder diesen Schauplatz schon verlassen, wie etwa die Briten. Noch hat die Schutztruppe Kfor genug Soldaten, um für Ordnung zu sorgen. Das sollte allzu eifrigen Abzugsplänen an anderen Einsatzorten eine Mahnung sein", heißt es dazu in einem Kommentar der Frankfurter Allgemeinen Zeitung.
Bild oben:
Generalmajor Erhard Bühler (rotes Barett)
bei einer Lagebesprechung.
(Foto: KFOR/Pressebild)