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Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen hat das neue Kommando Cyber- und Informationsraum offiziell in Dienst gestellt. Zugleich gründete sich im Reservistenverband der Arbeitskreis Cyber und Innovation.

E-Mail statt Brief, Online-Banking statt Überweisungsträger: Die Digitalisierung hat auf Staat, Wirtschaft und Gesellschaft deutliche Auswirkungen. Auf der einen Seite profitieren alle zunehmend von einer vernetzten, digitalisierten Welt, anderseits sind wir verwundbarer gegenüber Cyber-Angriffen geworden. Die Bundeswehr stellt dabei ein hochrangiges Ziel für die Akteure im Cyber- und Informationsraum dar und muss jederzeit mit komplexen und professionellen Cyber-Angriffen rechnen.

Um denen zu begegnen, hat Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen Anfang April in Bonn das Kommando Cyber- und Informationsraum (KdoCIR) in Dienst gestellt. Erster Inspekteur des neuen militärischen Organisationsbereichs ist Generalleutnant Ludwig Leinhos.

Tägliche Angriffe auf digitale Infrastruktur
"Die Angriffe auf unsere Systeme und Netze kommen täglich, unabhängig von Begriffen wie Frieden, Krise, Konflikt oder Krieg", sagte die Ministerin bei der Indienststellung. Allein in den ersten zwei Monaten dieses Jahres sei die Bundeswehr 280.000 Mal aus dem Cyberraum angegriffen worden. "Es geht von der einfachen Spionage über Datenklau bis hin zur Manipulation oder Beeinflussung", erklärt von der Leyen. "Und um eines klarzustellen: Wenn wir angegriffen werden, dann dürfen wir uns auch wehren. Sobald ein Angriff die Funktions- und Einsatzfähigkeit der Streitkräfte gefährdet, dürfen wir uns auch offensiv verteidigen."

Nach dem Startsignal, das mit der Aufstellung der neuen Ministeriumsabteilung Cyber- und Informationstechnik gegeben wurde, ist ein weiterer Meilenstein erreicht, um die Bundeswehr modern und innovativ gegen Bedrohungen aus dem Cyberraum zu wappnen. Ähnlich wie Heer, Luftwaffe und Marine für die Dimensionen Land, Luft und See zuständig sind, werden die Angehörigen des neuen militärischen Organisationsbereiches ganzheitlich für die Dimension Cyber- und Informationsraum verantwortlich sein. Kommandeur Leinhos sieht hier aber auch andere Akteure in der Pflicht: "Sicherheit ist nicht mehr nur Aufgabe der Bundeswehr, sondern eine gesamtstaatliche Aufgabe." Da passt es nur zu gut, dass sich das Cyber-Kommando nicht im Ministerium auf der Hardthöhe ansiedelt, sondern in räumlicher Nähe zum Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) in der Rheinaue.

Können vor Papier-Qualifikation
Besonders für Reservisten ist das neue Cyberkommando ein mögliches Betätigungsfeld. Dabei will die Bundeswehr mehr auf das wirkliche, praktische Können Wert legen, als auf Qualifikationen auf dem Papier. So sollen auch Studienabbrecher und unsportliche Nerds die Möglichkeit bekommen, entsprechende Laufbahnen einzuschlagen. "Es ist was anderes, wenn ich das Ganze quasi mit dem Mausklick mache, als wenn ich als Pionier Brücken verlege", wird dazu Staatssekretärin Katrin Suder zitiert.

Reservistenverband gründet Arbeitskreis Cyber und Innovation
Das spiegelt sich auch im Reservistenverband wider: Zwölf Mitglieder haben in Berlin den Arbeitskreis "Cyber und Innovation" gegründet. Ziel ist der Aufbau eines bundesweiten Netzwerks aus Experten und Interessierten, die sich regelmäßig austauschen, Ideen entwickeln, Kontakte in die Start-up-Szene pflegen und ihr Wissen schließlich auch der Bundeswehr zugänglich machen.

Hintergrund
Der Cyber- und Informationsraum wird der sechste militärische Organisationsbereich der Bundeswehr werden. Der Inspekteur Cyber-und Informationsraum steht auf einer Ebene mit den anderen Inspekteuren der militärischen Organisationsbereiche Heer, Luftwaffe, Marine, Sanitätsdienst und Streitkräftebasis. Die rund 260 Angehörigen des Kommando Cyber- und Informationsraum (KdoCIR) gewährleisten in der Startaufstellung eine Erstbefähigung zur Führung des nachgeordneten Bereichs.

Ab 1. Juli werden dem KdoCIR dann das Kommando Strategische Aufklärung, das Führungsunterstützungskommando der Bundeswehr, das Zentrum Operative Kommunikation der Bundeswehr und das Zentrum für Geoinformationswesen der Bundeswehr unterstellt. Dabei gibt es keine Auswirkungen auf Standorte der Bundeswehr und der Organisationsbereich wird etwa 13.500 Dienstposten umfassen. In den kommenden vier Jahren wird das KdoCIR weiter aufwachsen und der gesamte Organisationsbereich Cyber- und Informationsraum seine volle Einsatzbereitschaft erreichen. "Ein herausforderndes, aber wichtiges Ziel, um die Freiheit Deutschlands auch im Cyber- und Informationsraum zu verteidigen", heißt es dazu in einer Mitteilung der Bundeswehr.

An der Universität der Bundeswehr München wird zudem ein Forschungszentrum der Bundeswehr und des Bundes für den Cyber-Raum eingerichtet. Dazu wird dort gegenwärtig der Fachbereich Informatik und Cybersicherheit weiter ausgebaut. Dieser neue "Cyber-Cluster" ist als ressortübergreifende Einrichtung geplant, die neben klassischer Forschung auch aktives Management von Innovationen im Bereich Cyber-Abwehr, Digitalisierung und IT betreiben wird. Ferner entsteht in Berlin der "Cyber Innovation Hub", der Kontakt zu Start-up-Unternehmen der Branche herstellen und halten soll.


Sören Peters / lima

Bild oben:
Angetretene Soldaten des neuen
Kommandos Cyber- und Informationsraum.
(Foto: Sören Peters)

Zweites Bild:
Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen
schreitet beim Indienststellungsappell die Front ab.
(Foto: Sören Peters)

Drittes Bild:
Generalinspekteur Volker Wieker übergibt
Kommandeur Ludwig Leinhos die Truppenfahne.
(Foto: Sören Peters)

Viertes Bild:
Kommandeur Ludwig Leinhos spricht beim Indienststellungsappell 'seines'
Kommandos Cyber- und Informationsraum auf der Hardthöhe in Bonn.
(Foto: Sören Peters)

Bild unten:
Wappen des neuen Kommandos Cyber- und Informationsraum.
(Foto: Sören Peters)

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