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Veteranen verdienen mehr als bloße Symbolpolitik




Ein Kommentar von Fabian Forster, Vizepräsident für Betreuung und Fürsorge im Reservistenverband

Eine kleine Anfrage der AfD-Fraktion im Deutschen Bundestag nahmen einige Medien jüngst zum Anlass, sich nach längerer Zeit der Funkstille wieder einmal dem Thema Veteranen zu widmen. Der AfD-Abgeordnete René Springer hatte sich nach dem Verbleib der 2013 beschafften "Veteranenabzeichen" erkundigt, insbesondere, ob mittlerweile Verleihungen stattgefunden hätten. Antwort der Bundesregierung: Nein. Es seien seinerzeit 10.000 Stück bestellt worden, eine Verleihung sei aber nicht erfolgt, weil mit den maßgeblichen Verbänden keine Einigung über den Veteranenbegriff zu erzielen gewesen sei. Eigentlich Schnee von gestern, eine fast identische Anfrage hatte der Grünen-Abgeordnete Tobias Lindner bereits im Mai gestellt. Anders als das Original sorgte die Sommerloch-Zweitverwertung nun doch noch für einige Aufreger über die angebliche Lethargie des Verteidigungsministeriums in der Veteranenfrage. Auch die Forderung nach einem "Veteranenkonzept" wurde wiederholt.
 
Sicherlich: Der Vorgang ist Sinnbild für eine festgefahrene Diskussion, in der es eigentlich darum gehen sollte, das berechtigte Anliegen der Veteranen nach mehr gesellschaftlicher Anerkennung in die Öffentlichkeit zu tragen. Neben der Vermittlung der politischen Hintergründe der Auslandseinsätze muss auch ein Verständnis für die Gefahren und Entbehrungen geweckt werden, welche die Soldaten und ihre Familien ganz persönlich auf sich nehmen. Doch stattdessen beherrschen interne Statusfragen die Diskussion: Wer darf sich Veteran nennen? Wer darf sich welches Abzeichen anheften? Als wäre das Problem mit einem Anstecker gelöst. Mit der "Einsatzmedaille der Bundeswehr" (seit 2010 auch mit Sonderstufe "Gefecht") und dem "Ehrenkreuz der Bundeswehr für Tapferkeit" gibt es bereits einschlägige Auszeichnungen. So gut und richtig ihre Einführung war – zu einer Verbesserung der gesellschaftlichen Anerkennung haben sie wenig beigetragen. Warum also ein weiteres Abzeichen?

Ich kenne auch niemanden, der sich nur deshalb nicht Veteran nennt, weil es an einer amtlichen Definition mangelt. Verbände wie der Bund Deutscher EinsatzVeteranen e.V. und der Reservistenverband machen jeden Tag vor, dass man sich auch ohne Veteranen-ZDv für die Sache einsetzen kann. Um es klar zu sagen: Auch ich glaube, eine offizielle Definition könnte hilfreich sein, um der Thematik insgesamt mehr Sichtbarkeit zu verleihen. Sie kann aber nicht einfach befohlen werden, sondern muss dem Empfinden innerhalb der militärischen Gemeinschaft entsprechen. Ansonsten schafft sie neue Konflikte.
 
Nicht jeder Einsatzteilnehmer fühlt sich als "Veteran". Und auch in früheren Zeiten haben Soldaten der Bundeswehr treu ihren Dienst versehen und dabei Entbehrungen und Gefahren auf sich genommen – verglichen mit den heutigen Einsätzen vielleicht überschaubarer, aber nicht immer fühlte sich das auch so an. Ein Kamerad aus meiner Reservistenkameradschaft wurde 1968 während des "Prager Frühlings" als Wehrpflichtiger der Bundeswehr mit seiner Einheit über Nacht in Gefechtsbereitschaft versetzt und an die tschechische Grenze verlegt. Vier Wochen kein Kontakt nach Hause, vier Wochen Kriegsangst. Ein anderer war 1976 im Erdbebeneinsatz in Italien und musste ohne jede psychologische Begleitung verstümmelte Leichen aus den Trümmern bergen. Die Bilder lassen ihn bis heute nicht los. Sind diese Kameraden auch Veteranen? Wer also jetzt fordert, die Bundesregierung habe unverzüglich ein Veteranenkonzept vorzulegen, das aber bitteschön keinesfalls ausgrenzen oder spalten dürfe, macht es sich zu einfach.
 
Bei der aktuellen Debatte um das Veteranenabzeichen geht es in erster Linie um Symbolpolitik. Statt ein weiteres internes Abzeichen einzuführen, sollten wir lieber gemeinsam neue Formen öffentlicher Anerkennung entwickeln und dabei auch die Bevölkerung mitnehmen. Hierzu gibt es bereits gute Beispiele, wie den „Marsch der Verbundenheit“, bei dem Reservisten im Zeichen der "Gelben Schleife" zur Unterstützung der Kameraden im Einsatz durch Bayern marschieren und mit der Bevölkerung in Kontakt treten. Oder die 109 Soldaten, die im Gedenken an ihre 109 im Einsatz getöteten Kameraden jüngst nach Berlin marschiert sind und damit ein beeindruckendes Beispiel abgegeben haben, wie Erinnerungskultur in der Bundeswehr künftig aussehen könnte. Als Reservistenverband wollen wir gerne mithelfen, solche Formate weiterzuentwickeln und dabei – im wahrsten Sinne des Wortes – auch neue Wege gehen.


Bild oben:
Fabian Forster, Vizepräsident für Betreuung
und Fürsorge im Reservistenverband.
(Foto: Andreas Genz)

Bild unten:
Gelbe Schleife.
(Quelle: VdRBw)

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