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Die Reserve

Viel Dynamik im Landesregiment Bayern und im Heimatschutz




Der Präsident des Reservistenverbandes, Oberstleutnant d.R. Prof. Dr. Patrick Sensburg MdB (M.) und Generalleutant Jürgen Weigt, Stellvertretender Inspekteur der Streitkräftebasis (r.), schauten sich die G36-Ausbildung beim Landesregimant Bayern an. Links: Der Leitende, Stabsfeldwebel Markus Eckert.

Foto: Benjamin Vorhölter

heimatschutzLandesregiment Bayern

In der Territorialen Reserve ist viel in Bewegung. Die Bundeswehr schafft Fakten. Die 30 Regionalen- Sicherungs- und Unterstützungskompanien werden bei einem feierlichen Appell am kommenden Samstag in Wildflecken in „Heimatschutzkompanien“ umbenannt. Sie sollen unter dem Dach von fünf Heimatschutzregimentern aufgehen. Ein erstes solches Regiment gibt es schon mit dem Landesregiment in Bayern. Es bildet die Speerspitze der Territorialen Reserve bei der Rückbesinnung auf die Aufgabe Landes- und Bündnisverteidigung. Wie weit das Pilotprojekt fortgeschritten ist, sahen der Präsident des Reservistenverbandes, Oberstleutnant d.R. Professor Dr. Patrick Sensburg MdB, und der Stellvertretende Inspekteur der Streitkräftebasis, Generalleutnant Jürgen Weigt. Während ihres Besuches lobten sie die Fortschritte vor Ort und diskutierten mit den Beteiligten über die künftige Ausrichtung der Reserve im Schwerpunkt Heimatschutz.

„Sie haben das Achtelfinale überstanden. Das Finale erleben wir im Herbst“, bemühte Generalleutnant Weigt eine Fußball-Metapher. Anders als die Leistung der deutschen Nationalmannschaft bei der Europameisterschaft, bescheinigte der Stellvertretende Inspekteur der Streitkräftebasis dem Landesregiment Bayern bislang eine erfolgreiche Arbeit. Das Regiment sei die Speerspitze in der Gestaltung des Heimatschutzes und habe sich in besonderer Weise entwickelt. „Weiter so!“, ermutigte der Generalleutnant die Soldatinnen und Soldaten des Landesregiments Bayern. Seinen Worten des Lobes stimmte der Präsident des Reservistenverbandes zu. „Es läuft richtig gut. Das Landesregiment unter dem Kommandeur Oberst d.R. Stefan Berger leistet Großartiges. Hier ist Kameradschaft im Spiel. Es freut mich, so eine gute Arbeit und großes Engagement zu sehen.“, sagte Oberstleutnant d.R. Professor Dr. Patrick Sensburg MdB.

Er kam mit dem Vorsitzenden der Landesgruppe Bayern, Oberst d.R. Dr. Klemens Brosig, um sich ein Bild vom Landesregiment zu verschaffen. Dessen Verantwortlicher für die Ausbildung der Soldatinnen und Soldaten, Major d.R. Christian Rotter führte die Gäste zunächst zum Gefechtsstand. Dort informierte ein Soldat über die Rahmenlage während der Ausbildung und die Aufträge der einzelnen Gruppen an diesem Tag. Ausbildungsinhalte wie der Betrieb eines Gefechtsstandes, das Leben im Felde und Gefechtsdienst sind redundant konzipiert und gehen ineinander über. „Wir legen Wert darauf, uns von der klassischen Stationsausbildung zu trennen“, erläuterte Major d.R. Christian Rotter. Gemäß der Rahmenlage war ein Teil des Auftrages, eine Einrichtung – als Impfstofflager genutzt – gegen irreguläre Kräfte zu schützen.

Rules of Engagement im Heimatschutz

Generalleutnant Weigt stellte in diesem Zusammenhang klar, dass die Masse der Aufträge im Heimatschutz jenseits des Spannungs- oder Verteidigungsfalles bestehen würden. Es sei wichtig, sich in Erinnerung zu rufen, dass es mit Blick auf den Heimatschutz klare Rules of Engagement gebe. Es sei zu trennen zwischen polizeilichen Aufgaben, die für die Bundeswehr nicht in Frage kommen, und der Zuständigkeit innerhalb eines militärischen Sicherheitsbereiches. Während der großen freilaufenden NATO-Übungen zur Zeit des Kalten Krieges sei es so gewesen, dass ein Bauernhof, auf dem militärisches Gerät stand, zu einem militärischen Sicherheitsbereich erklärt worden sei. Diesen galt es dann, entsprechend zu sichern. Dass künftig wieder ähnliche Aufgaben auf die Territoriale Reserve zukommen, ist denkbar. Aber bevor Reservisten zu Großübungen wie zuletzt Defender 2020 herangezogen werden können, müssen die Strukturen in der Territorialen Reserve aufgebaut und der Ausbildungsstand auf einem entsprechenden Niveau sein.

Sensburg im Gespräch mit dem Chef des Landesregiments, Oberst Stefan Berger (r.). Links hinten: Oberst d.R. Dr. Klemens M. Brosig, Vorsitzender der Landesgruppe Bayern. (Foto: Benjamin Vorhölter)

Das ist nun das Ziel, das die Bundeswehr sukzessive mit der Strategie der Reserve bis 2032 verfolgt. In den kommenden Jahren sollen die 30 Heimatschutzkompanien um Stabs- und Versorgungskompanien und Unterstützungskompanien ergänzt werden und aufwachsen. So sollen es statt 30 künftig 46 Heimatschutzkompanien geben. Diese stehen dann unter dem Dach von vier weiteren Heimatschutzregimentern, die bis 2025 entstehen sollen. „Jetzt soll jedes Jahr – vielleicht auch etwas schneller – ein weiteres Regiment aufgestellt werden. Das führt zu einer Dynamik, die die Reserve stärkt“, sagte Verbandspräsident Sensburg. Für diese Regimenter diene das Landesregiment als Ideengeber und Blaupause, betonte Generalleutnant Weigt, und fügte hinzu: „Alles, was Sie hier machen, hat den Zweck, übergeben zu werden, sodass wir für den Aufbau weiterer Regimenter das Rad nicht neu erfinden müssen.“ Weigt zufolge liege der Schwerpunkt gleichzeitig darin, Ausbildungsstützpunkte für die Reserve auszubringen, um die Freiwillig Wehrdienstleistenden und die Soldatinnen und Soldaten in der Grundbeorderung ausbilden sowie in Übung halten zu können. „Mit der Grundausbildung werden gut ausgebildete Soldatinnen und Soldaten kommen, die systematisch Ausbildung genossen haben“, prognostizierte Weigt.

Die Rolle der unbeorderten Reserve

Gemeinsam mit Patrick Sensburg schaute er sich auf dem Schießplatz in Roth die Schießausbildung mit dem Gewehr G36 an. Im Gespräch mit dem Leitenden Markus Eckert, Feldwebel für Reservistenangelegenheiten aus Bamberg, war man sich einig, dass die gut ausgebildeten Soldatinnen und Soldaten, die in den Heimatschutzkompanien der Territorialen Reserve grundbeordert werden, nicht nur ihre Fähigkeiten im Umgang mit der Waffe auffrischen können, sondern gleichzeitig auch als Hilfsausbilder unterstützen können. Diese Funktion der kameradschaftlichen Selbstausbildung innerhalb der Gruppen werde jetzt schon praktiziert, berichtete Eckert. Denn es gebe Kameraden, die noch nicht auf dem notwendigen Niveau vorausgebildet sind.

Verbandspräsident Sensburg im Gespräch mit Soldaten des Landesregiments. (Foto: Benjamin Vorhölter)

Beim Thema Auffrischen von Grundlagen der militärischen Ausbildungen wie die Disziplinen der Individuellen Grundfertigkeiten und der körperlichen Leistungsfähigkeit (IGF/KLF) müsse aus seiner Sicht mehr für die unbeorderte Reserve getan werden, sagte Eckert. „Ich schicke meine Reservisten zum Reservistenverband, damit sie sich dort fit halten. Man muss der unbeorderten Reserve etwas anbieten. Nur so können wir auch der beorderten Reserve Personal anbieten“, argumentierte Markus Eckert. Dem stimmt Verbandspräsident Sensburg zu: „Der Reservistenverband übernimmt wichtige und wesentliche Teile der Unterstützung und Ausbildung.“ Ein Beispiel dafür ist die Gefechtsstandausbildung im Landesregiment, die Mitarbeiter aus dem Sachgebiet Militärische Ausbildung vor Kurzem angeboten haben. Als Verbandsveranstaltung sei zum Beispiel neben IGF/KLF noch mehr in puncto militärischer Ausbildung möglich, ist sich Patrick Sensburg sicher. Die Bundeswehr müsse einfach ihren Bedarf gegenüber dem Verband definieren.

So viel kosten 1.000 Stellen für Reservisten

An dieser Stelle gab sich Generalleutnant Jürgen Weigt zurückhaltend. Aus seiner Sicht sei die Grundbeorderung zunächst ausreichend, um möglichst gut ausgebildete Reservisten für die Territoriale Reserve zu gewinnen. Darüber hinaus müsse für 2022 eine Abwägung über Dauer-Reservistendienstleistende getroffen werden. Dabei sei eine Festlegung zu treffen, „was geht und was nicht geht. Priorität müssen diejenigen haben, die in der militärischen Ausbildung der Territorialen Reserve aktiv sind.“ Bei diesen Überlegungen spiele die Großwetterlage –Wie werden die Kosten der Coronavirus-Krise gezahlt? Wie entwickelt sich der Verteidigungshaushalt? – eine Rolle, ließ der Generalleutnant durchblicken.

In der Tat: Auch aufgrund des Corona-Einsatzes hat die Bundeswehr in diesem Jahr die Stellen für Reservisten von 4.500 auf 5.500 erhöht. Das heißt, jeden Tag können durchschnittlich 5.500 Reservisten Dienst leisten. 1000 Stellen mehr bedeuten 60 Millionen Euro Mehrkosten, darunter fielen allein 20 Millionen für (Hotel-)Übernachtungen – mehrheitlich für Reservisten in der Corona-Hilfe – an. Ohne die Dauer-Reservistendienstleistenden und ohne die Helfer im Corona-Einsatz käme die aktive Truppe aber nicht klar, stellte Patrick Sensburg fest. Landes- und Bündnisverteidigung sei eine große Aufgabe. Deshalb fordere er auch 10.000 Stellen für Reservisten, sagte der Verbandspräsident. Des Weiteren betonte er: „Wir dürfen die Soldatinnen und Soldaten in der Grundbeorderung, die nicht sofort freiwillig wieder aktiv werden, nicht aus dem Blick verlieren. Hier spielt der Reservistenverband eine wichtige Rolle. Darüber hinaus muss nun die Politik dafür sorgen, dass ausreichend Fahrzeuge, Waffen und Infrastruktur für die Reserve zur Verfügung steht.“

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