Von den Krisenherden an den Schreibtisch
Alexander Hartwell ist Captain Rtd. (Abkürzung für ‚Retired‘, zu Deutsch: Hauptmann a.D.). Seinen Dienst versah er hauptsächlich im Regiment "The Royal Welsh", einem Verband der Armoured Infantry – der Panzergrenadiere. Traditionell stammen die Rekruten des Regiments zu einem überwiegenden Teil aus Wales. Hartwell selbst stammt aus England, lebte aber lange in Wales, sodass auch er in der Tradition des Truppenverbandes steht. "Ich bin vom Blut her Soldat", merkt er dazu an. Als Captain war er Zugführer und Kompaniechef.
Ein Offizier und Germanist
Dass Hartwell nun seinen Lebensmittelpunkt im niedersächsischen Springe gefunden hat, ist kein Zufall: "Ich liebe Deutschland und bin gerne hier." Parallel zu seiner Ausbildung zum Offizier an der königlichen Militärakademie in Sandhurst studierte er von 1991 an Germanistik an der Universität von Wales mit Studienaufenthalten in Wuppertal und München. Seine Diplomarbeit ist in der Themenwahl ur-deutsch: Es geht um die Geschichte einer Brauerei. Schwerpunkte seiner soldatischen Ausbildung sind die Truppenführung und das einsatzbezogene Training.
Die Reserve im Vereinigten Königreich
Im Gegensatz zu Deutschland ist die Reserve in der Struktur der britischen Streitkräfte fest verankert. In der Regel verfügt ein Regiment über zwei Bataillone. Eins davon stellen aktive Soldaten, während das zweite Bataillon aus Reservisten besteht.
Im Kriegsgebiet
Mit seinem Zug wird Hartwell 1995 – damals noch aktiver Soldat – im Rahmen der Operation "Joint Endeavor" im umkämpften Sarajevo eingesetzt. "Wir waren im Bosnienkrieg die erste Nato-Truppe vor Ort." Nach einem Jahr beklagt seine Einheit einen Gefallenen und drei schwer Verwundete. Auch er selbst wird angeschossen, trägt aber keine dauerhafte Beeinträchtigung davon. Später versetzt man ihn in den Nahen Osten und nach Zypern.
Das Leben als Abenteuer
Sein Militärdienst führt Hartwell auch zurück nach Deutschland. Er wird in Rheindahlen stationiert und als Verbindungsoffizier eingesetzt. Hier lernt er die Bundeswehr kennen und schätzen: "Die Kameradschaft bei der Bundeswehr ist einzigartig." Doch ihm werden auch die Unterschiede in der Führungskultur der beiden Armeen bewusst. Als Landesgeschäftsführer möchte er deshalb etwas britischen Schwung in die deutsche Reserve bringen: "Ich möchte, dass wir das Reservisten-Leben als Abenteuer sehen, nicht als einen Verwaltungsakt." Programmatisch will er sich daran orientieren. "Ich hoffe, dass wir in Niedersachsen Veranstaltungen durchführen können die herausfordern, Spaß machen und ein lockendes Abendteuer darstellen." Eine Sache legt er den deutschen Soldaten ganz besonders ans Herz: "Der deutsche Soldat soll stolz sein auf das, was er ist."
Symbolbild oben: Das erste Bataillon der Royal Welsh
bei der Übung Black Eagle im Jahr 2014 in Polen.
(Foto: Crown copyright 2014)
Bild Mitte: Der neue Landesgeschäftsführer Niedersachsen
des Reservistenverbandes, Alexander Hartwell.
(Foto: Julian Hückelheim)
Bild unten: Captain Alexander Hartwell
im UN-Einsatz auf Zypern.
(Foto: UNFICYP)