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Die Reserve

Vor der DRM in Warendorf: Das große Kribbeln




Einweisung des Funktionspersonals auf dem Lohwall. Am Samstag steigt im Rahmen des Tages der Bundeswehr das große Finale.

Foto: Sören Peters

DRMdrm 2022

Die Spannung steigt an der Sportschule der Bundeswehr in Warendorf. Die Vorbereitungen laufen seit Monaten, das Funktionspersonal ist bereits seit Tagen im Einsatz. Heute reisen auch die Wettkampfmannschaften zur Deutschen Reservistenmeisterschaft (DRM) an. Auf dem Programm: Einschleusung, Stuben beziehen, Einweisung der Mannschaftsführer, Begrüßungsabend. Allzu spät sollte es aber nicht werden.

Morgen (Donnerstag) um 6 Uhr in der Früh verlegen die ersten Teams auf den Truppenübungsplatz Senne, wo der Startschuss zu dem dreitägigen Wettkampf fällt. 22 Mannschaften demonstrieren ihr militärisches Können, körperliche Leistungsfähigkeit, Teamwork und ein kühles Köpfchen – 32 Grad und knalliger Sonnenschein sind vorausgesagt. Am Freitag wird der Wettkampf rund um die Sportschule der Bundeswehr fortgesetzt, das Finale wird öffentlichkeitswirksam in den Tag der Bundeswehr im Zentrum Warendorfs eingebettet. 35.000 Besucherinnen und Besucher werden über den Tag verteilt erwartet. Hinweise auf Straßensperrungen und temporär ausgewiesene Parkverbote lassen erahnen, was am Samstag in der westfälischen Kreisstadt los sein wird.

„Freue mich auf neue tolle Kameraden“

Bis Verteidigungsministerin Christine Lambrecht am Samstagnachmittag den Siegerpokal überreicht, liegen noch einige Herausforderungen vor Wettkämpfern und „Funktionern“. Einer von ihnen ist Michael Hintzen. Er hat bereits rund 600 RDL-Tage hinter sich gebracht. Inzwischen ist der Oberstabsfeldwebel der Reserve 64 Jahre alt und weiß ganz genau: „Meine erste Reservistenmeisterschaft wird auch meine letzte sein.“ Im kommenden Jahr erreicht er die Altersgrenze. Bei der DRM in Warendorf ist er im Wettkampfbüro eingesetzt, heute beim Empfang der Mannschaften, morgen bei der Materialausgabe. Mit Vor- und Nachbereitungen dauert seine RDL vom 7. bis zum 30. Juni. Danach geht es zurück nach Hause, nach Frechen. „Auf jeden Fall freue ich mich auf die DRM, denn ich lerne neue tolle Kameraden kennen.“

Michael Hintzen (r.) trägt mit seinem Einsatz im Wettkampfbüro zum Erfolg der DRM bei. (Foto: Rolf Patzke)

Hauptfeldwebel Alexandra Spürck ist für die Corona-Teststation verantwortlich, quasi die erste Hürde, die alle Mannschaften zu nehmen haben. Sie erklärt, was passiert, sollte jemand positiv getestet werden: „Wenn auch ein zweiter Schnelltest positiv sein sollte, halte ich zunächst Rücksprache mit unserem Hygieniker, ob die Mannschaftskameraden bleiben können oder nicht. Der positiv Getestete aber kann in keinem Fall bleiben.“

Weniger Training, umso mehr Motivation

Die Mannschaft aus Bremen kommt am frühen Nachmittag in Warendorf an. Ein Mannschaftsmitglied fehlt – wegen Corona. „Wir hoffen nun, dass wir aufgefüllt werden, erst dann können wir weitersehen“, sagt der Mannschaftsführer, Oberstleutnant d.R. Kristian Kugeler. Auch sei seine Mannschaft wegen der Coronaeinschränkungen nicht in dem Maße vorbereitet, wie sie es sein wollte. „Das ist alles sehr mager ausgefallen. Dafür sind wir aber umso motivierter.“ Und das Mannschaftsziel: „Wir werden eine Menge Spaß haben.“ Jetzt lacht er.

Nun tritt Oberstabsgefreiter Johannes Echterhoff an die Mannschaft heran: „Ich bin Ihr Sanitätsbeauftragter. Ich muss Sie darüber aufklären, dass Sie nicht nur kalte Getränke, sondern vor allem auch warmen Tee trinken sollten.“ Wie gesagt, 32 Grad und Sonnenbrennerei morgen in der Senne. Alle nicken – dann zieht die Mannschaft weiter zum Einchecken.

Die Mannschaft der Heimatschutzkompanie Thüringen kurz nach ihrer Ankunft. (Foto: Rolf Patzke)

Auch die Mannschaft von der Heimatschutzkompanie Thüringen traf am frühen Nachmittag an der Sportschule der Bundeswehr ein. Major d.R. Pierre Hofmann bietet eine Mannschaft mit sechs Leuten. „Einer ist unser Fahrer und Ersatz, wenn jemand ausfällt. Da haben wir vorgesorgt.“ Als Mannschaft treten die Männer zum zweiten Mal bei einer DRM an. Doch auch für sie ist diesmal vieles anders, da die Veranstalter – Reservistenverband und Bundeswehr – die Wettkampfregeln modernisiert haben. Doch Hofmann zeigt sich zuversichtlich: „Wir sind ein Team und verlassen uns auf unsere militärischen Grundfertigkeiten. An einer Militärpatrouille wird man nicht viel verändern können.“ Das Ziel seines Teams ist das Halbfinale, denn alle fühlen sich gut vorbereitet. „Im April haben wir das erste Vorbereitungswochenende absolviert. Nun kann es losgehen.“

„Grau is’ im Leben alle Theorie – aber entscheidend is’ auf’m Platz“, sagte einst Fußball-Legende Alfred Preißler. Das gilt auch für die DRM – morgen früh ist es soweit.

Die Geschichte der DRM

Die erste DRM fand 1967 statt, ab 1970 dann offiziell als Bundeswettkampf der Reservisten (BWK). Zwei Jahre später wurde der ursprüngliche militärische Fünfkampf um eine Militärpatrouille erweitert – ein rund 20 Kilometer langer Fußmarsch mit militärischen Einlagen, der 1988 durch einen militärischen Vielseitigkeitswettkampf abgelöst wurde. 2001 kam eine sicherheitspolitische Aufgabe hinzu. Weitere Änderungen kamen 2003 mit Blick auf die Auslandseinsätze der Bundeswehr, etwa „internationale Konfliktverhütung“.

Seit 2007 gibt es die DRM unter ihrem heutigen Namen mit dem Ziel, individuelle Grundfertigkeiten, körperliche Leistungsfähigkeit sowie militärische Kenntnisse und Fähigkeiten zu erhalten und zu vertiefen. Der bisher letzte Wettkampf fand 2018 in Garlstedt und Oldenburg statt, seinerzeit erstmals eingebettet in den Tag der Bundeswehr. Der diesjährige Wettkampf in Warendorf sollte schon im Jahr 2020 über die Bühne gehen, musste pandemiebedingt jedoch zwei Mal verschoben werden. Als Titelverteidiger geht das Team Hessen 1 ins Rennen.

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