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Indo-Pazifik-Strategie der Regierung mit Leben füllen




Generalleutnant Günter Katz spricht bei der Kooperationsveranstaltung von GSP und Reservistenverband.

Foto: GSP Bonn

Organisierten die Veranstaltung auf der Hardthöhe: Das Team der GSP (links vom General) und das Sachgebiet Sicherheitspolitik des Reservistenverbandes (rechte Seite).

Foto: GSP Bonn

air defender 23indopazifikLuftwaffe

Was treibt die Luftwaffe derzeit um? Welche Übungsvorhaben sind für den weiteren Jahresverlauf geplant? Einen Überblick darüber gab der Kommandierende General des Luftwaffentruppenkommandos, Generalleutnant Günter Katz, in der vergangenen Woche auf der Hardthöhe in Bonn. Zu dem Vortrag hatte die Gesellschaft für Sicherheitspolitik (GSP) in Kooperation mit dem Reservistenverband eingeladen.

Unter anderem stellte Generalleutnant Katz die Planungen für „Pacific Skies 24“ im Rahmen des Indo-Pacific Deployment dar. Diese Übung habe den Zweck, die Indo-Pazifik-Strategie der Bundesregierung mit Leben zu erfüllen, aber auch zu demonstrieren, dass man in der Lage sei, über weite Strecken Einsätze durchzuführen. Unterschiedliche Luftfahrzeuge (Kampfflugzeuge, Tanker und Transporter) aus Deutschland, Frankreich und Spanien (FCAS-Nationen) verlegen dabei über Kanada, Alaska, Japan, Australien und Indien und nehmen in den jeweiligen Ländern an gemeinsamen Übungen teil. Das alles sei – betonte er – bei gleichzeitiger Erfüllung von NATO- und nationalen Aufträgen („Luftwaffe im Einsatz“) möglich.

Zudem sprach Katz über ausgewählte Projekte aus dem Sondervermögen: Beschaffung Kampfflugzeug F-35, Schwerer Transporthubschrauber CH-47F und Arrow 3. Bei den Luftfahrzeugen verwies er auf die Einführung dieser Waffensysteme auch in den Nachbarländern und Möglichkeiten der Kooperation. Für Arrow 3 stellte er fest, dass man dort in einer „neuen Liga“ spiele. Insgesamt sei man mit diesen Beschaffungen gut aufgestellt für die Zukunft. Er mahnte aber auch eine ausreichende Munitionsausstattung angesichts der Erfahrungen der jüngsten Kriege an.

Rückblick auf „Air Defender“

Am Anfang stand jedoch ein Rückblick auf das vergangene Jahr und die Übung „Air Defender 23“. Dabei hob Katz besonders hervor, dass 18 Monate Vorbereitungszeit zur Verfügung gestanden hätten für eine derart ambitionierte Übung – größte Verlegeübung der NATO, Deutschland als Drehscheibe und Aufnahmeland für die beteiligten Verstärkungskräfte. Er betonte die strategische Zielrichtung: Demonstration von Entschlossenheit, starkes Signal der Abschreckung und kollektive Verteidigung gemeinsamer Werte. Nach seiner Auffassung wurden die Ziele mit AIR DEFENDER 23 deutlich erfüllt.

Er wandte sich danach den Herausforderungen einer solchen Übung zu, den hohen Stellenwert der Logistik hob er ganz besonders hervor. Im Detail verwies er auf die Aufnahme einer sehr großen Zahl unterschiedlicher Flugzeugtypen, die Versorgung mit Treibstoff, die Errichtung der erforderlichen Infrastruktur, insbesondere für Tanklager, Unterbringung der Übungsteilnehmer und Technik. Hier galt sein Lob der Streitkräftebasis für die hervorragende Unterstützung. Von besonderer Bedeutung sei die Nutzung nicht mehr aktiver Flugplätze („bare base“) gewesen, die es galt, in kürzester Zeit für die amerikanischen Verstärkungskräfte wieder zum Einsatzflugplatz zu ertüchtigen. Er wies zudem auf die notwendige Durchhaltefähigkeit im Bereich Personal und Material (z.B. Munition) hin.

Bei jedem Wetter und rund um die Uhr waren die Reservisten im Einsatz, um die Flugzeuge während der Übung Air Defender zu bewachen. (Foto: Bundeswehr/Kevin Schrief)

Aber auch die IT habe sich als Herausforderung erwiesen bei einer Übung, die durchweg für VTCs, Flugplanung und -nachbereitung „Geheim“ eingestuft gewesen sei. Die große räumliche Dislozierung der beteiligten Kräfte unter Führung aus einer Operationszentrale in Kalkar sei aber gemeistert worden. Dennoch bestehe in diesem Bereich noch Optimierungsbedarf.

In seinen weiteren Ausführungen ging Generalleutnant Katz auf die Nutzung des Luftraumes über Deutschland ein mit dem dichtesten Verkehrsaufkommen in Europa. Zeitige Absprachen mit den zivilen Verantwortlichen der Deutschen Flugsicherung und von Eurocontrol hätten zu einem reibungslosen Übungsablauf und nur einer geringen Beeinträchtigung des zivilen Luftverkehrs geführt. Kommunikation mit allen Beteiligten und ein vernünftiges Erwartungsmanagement wären hier Grundlage für den Erfolg gewesen. Des Weiteren führte der Vortragende zum Flugbetrieb aus. Durch intensive Übungsvorbereitung auf mehreren Konferenzen sei es gelungen, dass alle Beteiligten in einer Sprache und nach NATO-Verfahren die gleichen Regeln anwendeten. Sein Fazit: Der Flugbetrieb wurde sicher und verantwortungsvoll durchgeführt. Es habe keine Zwischen- oder Unfälle gegeben.

Erworbenes Wissen weiterentwickeln

Zusammengefasst stellte er fest: Deutschland sei in der Lage, ein solche komplexe Übung durchzuführen, Air Defender 23 sei insgesamt ein großer Erfolg gewesen. Es gelte nun das erworbene Wissen zu erhalten und weiterzuentwickeln. Zugleich verschwieg er nicht, dass eine solche Übung nur im Bündnis, d.h. mit den USA, erfolgreich sein könne, da die europäischen Nationen nicht oder nur eingeschränkt über alle erforderlichen Fähigkeiten und Kapazitäten verfügten.

Der Vortrag bot reichlich Gesprächsstoff für die anschließende Diskussion, die ein breites Spektrum an Themen abdeckte. Von Interesse waren das Zusammenwirken mit den beteiligten Nationen (z.B. Air National Guard) an der Übung, Kompatibilität der IT-Systeme, aber auch der Schutz der deutschen Flugplätze bzw. Nutzung alternativer Start- und Landemöglichkeit. Weitere Fragen zielten auf die Kooperation mit Nicht-NATO-Nationen im Rahmen der für 2024 geplanten Übungen. Zudem wurde der Einsatz von Drohnen, die zukünftige Beschaffungsplanung und die Integration von Waffensystemen unterschiedlicher Generation vertieft.

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