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Was Kriegstüchtigkeit für das Heer bedeutet

Im hochintensiven Gefecht bestehen können – an diesem Ziel lässt der Inspekteur des Heeres Veränderungen in seinem Organisationsbereich messen. Während einer gemeinsamen Veranstaltung des Reservistenverbandes und der Gesellschaft für Sicherheitspolitik sprach Generalleutnant Alfons Mais über die Herausforderungen, vor denen das Heer steht.

Über die Herausforderungen, vor denen das Heer steht, sprach Generalleutnant Alfons Mais bei einer gemeinsamen Veranstaltung des Reservistenverbandes und der Gesellschaft für Sicherheitspolitik.

Foto: Julian Hückelheim

heersicherheitspolitik

Die Söldner der Gruppe Wagner bezeichnen sich als „Musikanten“. Es ist ein zynischer Spitzname. Erst recht, wenn die Rede davon ist, dass sie „die Melodie des Todes“ spielen. Was das bedeutet, war bei den Angriffen auf die ukrainische Stadt Bachmut zu sehen, ohne Rücksicht auf Verluste. Der russische Angriffskrieg auf die Ukraine zeigt, es braucht gut koordinierte und miteinander fein abgestimmte Kräfte in den Dimensionen Luft, Land, See und Cyber – eben die verbundenen Waffen im hochintensiven Gefecht – um einen Gegner wie die Gruppe Wagner zurückschlagen zu können. Um im sprachlichen Bild zu bleiben: Ein bis ins letzte Detail abgestimmtes Symphonieorchester würde die „Musikanten“ wegfegen. Das Bestehen im hochintensiven Gefecht ist das, worauf es beim Auftrag Landes- und Bündnisverteidigung ankommt. Kriegstüchtigkeit nennt dies der Verteidigungsminister, und diesen Begriff nutzt auch der Inspekteur des Heeres, Generalleutnant Alfons Mais.

Während seines Vortrages bei einer gemeinsamen Veranstaltung der Gesellschaft für Sicherheitspolitik und des Reservistenverbandes im Bundesministerium der Verteidigung Bonn ging er auf die Bedingungen für eine kriegstüchtige Bundeswehr ein. Dabei bemühte Mais die Metapher des Symphonieorchesters. Das Heer mit seinen Truppengattungen sei wie die Instrumente eines eben solchen Orchesters. Jeder Musiker braucht sein Instrument. Damit sprach der Generalleutnant das Thema Vollausstattung an. Eine bessere materielle Einsatzbereitschaft sei neben strukturellen Veränderungen und Personal eines der drei Handlungsfelder für eine kriegstüchtige Bundeswehr.

Mit dem Sondervermögen sollen die Lücken bei Material und Ausstattung geschlossen werden. Dabei gebe es mit Führungsfähigkeit, Wirkung in der Tiefe (Artillerie), Luftbeweglichkeit, gepanzerter Kampf, Logistik und die Ausstattung der Mittleren Kräfte große Pakete. Hinzu kämen so genannte Schmierstoff-Projekte. Damit meint der Generalleutnant Material, das für den Dienstbetrieb nötig ist, beispielsweise Container, Betriebsstoffe, Stromaggregate etc. Mais berichtete über Fortschritte bei der Beschaffung, zum Beispiel die Bestellung von 19 Flugabwehr-Panzern Skyranger – eine Fähigkeit, die seit der Ausmusterung der Gepard-Panzer im Heer fehlte. Der Inspekteur des Heeres betonte zugleich: „Das Sondervermögen ist ein Strohfeuer, wenn wir nicht nachhaltig nachfinanzieren.“ Ein signifikanter Anstieg des Verteidigungshaushaltes sei notwendig.

Jünger führen, Abbrecherquoten reduzieren

Der Inspekteur des Heeres ging beim Thema Personal auf das durchschnittliche Alter im Heer ein. Das liege viel zu hoch. Die Truppe sei überaltert und müsse jünger werden (wie auch Wehrbeauftragte Eva Högl in ihrem jüngsten Jahresbericht feststellte). Zudem müsse das Heer daran arbeiten, jünger zu führen, Abbrecherquoten zu reduzieren und die Verantwortung stärken. Die Kopflastigkeit in der Dienstgradstruktur müsse durchbrochen werden, beschrieb Generalleutnant Mais die Herausforderungen. Im Hinblick auf das Bestehen in einem hochintensiven Gefecht sprach er zudem an, dass sich bei manchen Soldatinnen und Soldaten das Mindset ändern müsse. Es gebe zu viele Fachdiener in den Stäben und Ämtern und zu wenig Truppendiener, sagte der Inspekteur des Heeres und fügte hinzu: Damit es für einen längeren Krieg reichen könnte, müssten aus jedem Uniformierten wieder einen Truppendiener gemacht werden.

Damit die Instrumente des Symphonieorchesters Heer einen gemeinsamen Rhythmus finden, bedarf es struktureller Veränderungen. „Wir drehen das Heer gerade durch die Wurstmaschine“, sagte Generalleutnant Mais. Der Umbau ist ein Prozess, bei dem das Heer nicht nur Soldatinnen und Soldaten für die neue Brigade, die dauerhaft in Litauen stationiert werden soll, aus den eigenen Strukturen generiert. Es ist ebenfalls ein Prozess, der zu neuen Einsatzrealitäten für die Soldatinnen und Soldaten führt. Bei den Einsätzen in Afghanistan, auf dem Balkan und in Mali war es so, dass das Bataillon der Truppensteller war.

Nicht nur Tanzpolka, sondern auch Beethoven

Nun sind Großverbände auf der Ebene Brigade und Division gefordert. Diese müssen fähig sein, innerhalb von kurzen Zeitspannen einsatzbereit zu sein und dahinzufahren, wo sie benötigt werden. Das Symphonieorchester Heer müsse nicht nur Tanzpolka, sondern auch das hohe Niveau wie Beethovens können, blieb Mais bei seiner Metapher, um die kleinen und großen Herausforderungen zu beschreiben, vor denen das Heer steht. Zudem betonte er, dass es für die Soldatinnen und Soldaten nun weniger planbare Einsätze und Verpflichtungen gebe. Die Zeiten der Einsatzkontingente – sechs Monate Vorbereitung, sechs Monate Einsatz und danach Nachbereitung – seien vorbei.

Das Heer stehe vor einem regelrechten „Auftragstsunamie“. Die Bundeswehr sei in den Bereichen Internationales Krisenmanagement, Landes- und Bündnisverteidigung – vor allem die Aufträge an der NATO-Ostflanke – und bei der Ausbildung der ukrainischen Soldaten gebunden. Die NATO-Aufträge werden in Zukunft nicht weniger werden. „Im Kalten Krieg waren die Alliierten für uns da. Jetzt ist es Zeit, dass Deutschland zurückzahlen muss“, sagt Alfons Mais. Der Generalleutnant kämpfe derzeit für seinen Organisationsbereich dafür, auf dem Weg zur Kriegstüchtigkeit Stück für Stück Hindernisse zu überwinden. Diese liegen in den Flaschenhälsen Personal, Ausrüstung und Infrastruktur.

Schwedisches Wehrdienstmodell „überlegenswert“

Was das Personal betrifft, deutete der Inspekteur des Heeres an, dass das schwedische Wehrdienstmodell überlegenswert sei. Damit könnte die Bundeswehr diejenigen heranziehen, die personell fehlen und in einem zweiten Schritt Defizite im Heimatschutz füllen. Mais verdeutlichte allerdings, dass eine Wiedereinführung der Wehrpflicht derzeit nicht möglich wäre. Dafür fehlte ausreichend Bekleidung, Bewaffnung und ein funktionierendes Wehrersatzsystem, das Musterung und Einberufung sicherstellt. „Die sicherheitspolitischen Herausforderungen lassen sich mit der derzeitigen Rekrutierungsbasis nicht erfüllen“, machte Generalleutnant Mais deutlich. Er meinte, dass das Thema Wehrdienst oder Dienstpflicht eines sei, das man jetzt angehen müsse, indem man anfange die notwendigen Voraussetzungen zu schaffen. „Machen ist wie wollen, nur krasser“, sagte Mais. In dieser Hinsicht ist es wie im Symphonieorchester. Musik erklingt nur, wenn die Instrumente gespielt werden.

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