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Übergabe des Landeskommandos: Oberst Erwin Mattes, Generalmajor Carsten Breuer und Oberst Stefan Weber (v.l.n.r.).

Foto: Bundeswehr/Stephan Dinges

Mitten in der Coronavirus-Pandemie ein Landeskommando zu übernehmen, das bedeutet, auf einen fahrenden Zug aufzuspringen. Seit etwas mehr als 100 Tagen führt Oberst Stefan Weber das Kommando in Rheinland-Pfalz. Mit Reservistinnen und Reservisten hat er hier jeden Tag zu tun: Sie verstärken seinen Stab, sind als Leiter der Kreisverbindungskommandos Berater der Landräte und Oberbürgermeister in Sachen Amtshilfe und sie engagieren sich in der Regionalen Sicherungs- und Unterstützungskompanie (RSUKp). Im Interview spricht er über seine Erfahrungen und seine Vorstellungen in Bezug auf die die Reserve.

Redaktioneller Hinweis: Das Interview konnte in der aktuellen loyal-Ausgabe aus Platzgründen nur in gekürzter Form erschienen. Hier lesen Sie nun – wie im Heft angekündigt – den ausführlichen Beitrag. 

Welche Impulse möchten Sie setzen, um das Engagement von Reservisten und Reservistinnen zu fördern?

Wir müssen uns um unsere Reservisten und Reservistinnen kümmern und Ihnen attraktive Angebote machen. Das gilt insbesondere für die Aus- und Weiterbildung, und zwar sowohl der beorderten wie auch der nicht beorderten Kameradinnen und Kameraden.

Wo sehen Sie Handlungsfelder im Bereich der Reservistenarbeit in Rheinland-Pfalz?

Mit Blick in die Zukunft stelle ich mir für die beorderungsunabhängige Reservistenarbeit eine qualitative Steigerung der Ausbildungsinhalte vor. Dazu sind Schwerpunkte durch zentralisierte Ausbildungsvorhaben zu bilden. Es gilt aber vor allem, geeignetes Ausbildungspersonal zu gewinnen und gezielt zu qualifizieren. Die Ausbildung der unbeorderten Reservistinnen und Reservisten orientiert sich an der Ausbildung der beorderten.  Das ist unter anderem wichtig im Hinblick auf den Erhalt der Leistungsfähigkeit der RSU-Kräfte und den weiteren Aufwuchs der zukünftigen Heimatschutzverbände.

Welche Erwartungen haben Sie an die Zusammenarbeit mit der Landesgruppe Rheinland-Pfalz im Verband der Reservisten der Deutschen Bundeswehr e.V.?

Ich erhoffe mir, mit der Landesgruppe eine konstruktive Zusammenarbeit. Dazu sind verbindliche Absprachen und gemeinsame Zielvereinbarungen notwendig. Diese müssen dann auf beiden Seiten umgesetzt werden. Das setzt klare Zuständigkeiten und Kompetenzen voraus, also klare Strukturen und konkrete Ansprechpartner.

Aufgrund der Coronavirus-Pandemie sind die Aktivitäten in der beorderungsunabhängigen Reservistenarbeit eingefroren. Je länger dies dauert, desto schwieriger wird es, das vorherige Niveau wieder zu erreichen. Welche Ziele kann sich das Landeskommando trotzdem für das Jahr 2021 setzen?

Zunächst gilt es im Sinne der Gesunderhaltung, die beorderungsunabhängige Reservistenarbeit erst wieder hochzufahren, wenn sichere Rahmenbedingungen dies zulassen. Bis dahin gilt für alle Aktivitäten, die geltenden Hygienebestimmungen im Rahmen der Schutzmaßnahmen gegen die Verbreitung des Coronavirus strikt und vorbildlich anzuwenden, auch wenn dadurch die Anzahl und Qualität von Veranstaltungen sowie die Teilnehmerzahl erheblich vermindert werden. Sobald die Zwangspause wieder vorbei ist, werden wir den Schwerpunkt auf die Waffenausbildung legen, um die Einsatzbereitschaft der Reservisten und Reservistinnen weiter sicherzustellen.

Wird es 2021 militärische Wettkämpfe auf Landesebene (z.B. einen Landesvielseitigkeitswettkampf) geben?

Das hängt von der Entwicklung der Pandemie ab und lässt sich derzeit nur schwer einschätzen. Die Durchführung von Wettkämpfen würde unter der Einhaltung Coronavirus-Hygienebestimmungen nur mit vielen Einschränkungen oder vielleicht gar nicht zu realisieren sein. Hier können wir nur lageabhängig handeln, je nachdem, wie sich die Auflagen gestalten. Sollte es ohne Gefahr für die Gesundheit möglich sein, würde ich mich freuen, wenn wir die eine oder andere Wettkampfveranstaltung unterstützen könnten.

Die Pandemie-Maßnahmen haben auch die früher sehr lebendigen Beziehungen zu unserer Partnerregion Burgund stillgelegt. Viele Jahre lang haben z.B. Reservisten aus Rheinland-Pfalz an Militärwettkämpfen in Dijon teilgenommen. In welcher Weise kann das Landeskommando zu einer Reaktivierung beitragen?

Sobald die Einschränkungen durch die Pandemie aufgehoben werden, setzen wir als erstes unsere eigenen Ausbildungs- und Übungsvorhaben fort. Wir konzentrieren uns dann zunächst darauf, die Einsatzfähigkeit unserer eigenen Reservistinnen und Reservisten zu gewährleisten. Danach werden wir uns auch wieder mit Wettbewerben und überregionalen Veranstaltungen befassen.

Seit dem Aussetzen der Wehrpflicht steigt das Durchschnittsalter unserer Mitglieder im VdRBw stetig an, auch in Rheinland-Pfalz. Kann das Landeskommando die Landesgruppe beim Gewinnen neuer Mitglieder unterstützen?

Zunächst liegt unser Augenmerk auf der Werbung für ein Engagement als Reservist oder Reservistin in der RSU-Kompanie und bei den Kreisverbindungskommandos. Die beste Werbung machen die Reservisten und Reservistinnen selbst, vorausgesetzt, sie sind gut motiviert. Natürlich geht dabei vieles über Social Media. Je interessanter wir die Ausbildung gestalten, je vielfältiger wir die Kameraden einsetzen, desto mehr wecken wir Interesse. Erfreulich ist auch der Zuspruch für die Ausbildung Ungedienter. Wir sprechen selbstverständlich auch aktive Soldatinnen und Soldaten auf ein Engagement in der Reserve an, möglichst in einem Beorderungsverhältnis. Wir sind also bestrebt, möglichst viele Soldatinnen und Soldaten für die Reserve zu gewinnen und eröffnen damit auch eine Perspektive im Sinne neuer Mitglieder für den VdRBw. Außerdem stehen unsere Feldwebel für Reservistenangelegenheiten in der Fläche als Ansprechpartner zur Verfügung.

Soweit wie möglich unterstützen wir auch die Aktivitäten der Reservistenkameradschaften und Reservistenarbeitsgemeinschaften. Insofern sorgen wir mit dafür, dass sich der VdRBw als Verein mit attraktiven Angeboten darstellen kann. Die Bundeswehr geht neue Wege mit den RSU-Kräften, der Ausbildung Ungedienter oder zukünftig freiwillig Wehrdienstleistender im Heimatschutz. Dabei können wir und der Verband uns gegenseitig unterstützen. Wir bieten dem Reservistenverband wo immer möglich, eine Plattform in unseren Projekten im Bereich Reserve. Und wir erhoffen uns vom VdRBw, dass er geeignete Mitglieder zu einer Beorderung in der Reserve motiviert. Wir wünschen uns von der Landesgruppe auch eine stärkere Unterstützung durch qualifiziertes Ausbildungspersonal. Genau diese Kameradinnen und Kameraden wären aus meiner Sicht sehr gute Werbeträger für den Reservistenverband.

Für viele ältere Reservisten wirkt es im Hinblick auf ehrenamtliche Betätigung demotivierend, wenn sie ihre Uniformen abgeben müssen. Ist diese Maßnahme zwingend notwendig und sinnvoll?

Wir schätzen auch weiterhin das Engagement von Reservisten, die die im Soldatengesetz festgelegte Altersgrenze überschritten haben. Sie können allerdings nicht mehr zu einer Dienstleistung herangezogen werden, damit entfällt auch die Notwendigkeit, sie mit einer Uniform auszustatten. Es stellt sich doch die Frage nach der Begründung oder der Notwenigkeit, nach Überschreiten dieser Altersgrenze Uniform zu tragen. Man darf zwar lebenslang seinen erworbenen Dienstgrad mit dem Zusatz „der Reserve“ führen, aber man ist für den Dienstherrn nach Überschreiten der Altersgrenze als Reservist tatsächlich nicht mehr verfügbar. Im Hinblick auf eine Verjüngung des VdRBw e.V. sollte auch der Eindruck einer Überalterung von Uniformträgern und damit der Bundeswehr in der Öffentlichkeit vermieden werden. Außerdem ist die soldatische Uniform stets Ausdruck staatlichen Engagements und Handelns, sie dient nicht dazu, die Mitgliedschaft in einer Reservistenkameradschaft aufzuzeigen. In vielen Ländern treten übrigens die Veteranen auch nicht in Uniform auf, sondern im zivilen Straßenanzug mit entsprechenden Ehrenzeichen und einer in der Regel militärischen Kopfbedeckung (Barett).

Es ist nachvollziehbar, dass sich das Landeskommando zunächst um beorderte Reservisten und konkret um die RSU-Kompanie kümmert. Der parlamentarische Auftrag der Reservisten umfasst aber auch das Brückenbauen zwischen Bundeswehr und Zivilbevölkerung und das Wachhalten des sicherheitspolitischen Bewusstseins. In welcher Weise kann das Landeskommando dabei unterstützen?

Das Landeskommando hat in Form der Kreisverbindungskommandos Reservistinnen und Reservisten als Ansprechpartner in den Kommunen in der Fläche. Sie wirken auch als Mittler und Brückenbauer in Ergänzung der aktiven Truppe im Land. Das zahlt sich gerade jetzt beim Amtshilfeeinsatz zur Eindämmung der Coronaviruspandemie aus. Die RSU-Kompanie Rheinland-Pfalz war außerdem diesen Sommer im Hilfseinsatz gegen die Borkenkäferplage und hat zuletzt bei der Bekämpfung der Afrikanischen Schweinepest unterstützt. Das wurde von der Bevölkerung vor Ort sehr anerkannt, es ist beispielgebend. Das Landeskommando baut mit seinen Reservisten und Reservistinnen Brücken zur Gesellschaft und pflegt sie. Das geht nur mit engagierten Reservisten und Reservistinnen. Die Landesgruppe kann uns gut unterstützen, indem sie uns aus den Reihen ihrer Mitglieder beorderungswillige Reservistinnen und Reservisten zuführt.

Sicherheitspolitisch bin ich durch meine Vorverwendung als Heeresattaché in den USA geprägt und spreche über diese Erfahrung häufig mit Vertretern der Landesregierung und mit den US-Streitkräften im Land. Gerne engagiere ich mich dazu auch in Vorträgen.

Welche Ziele setzt sich das Landeskommando für die RSU-Kompanie? Wird es in absehbarer Zeit ein Landesregiment geben – oder bleibt das den großen Bundesländern vorbehalten?

In Rheinland-Pfalz freuen wir uns über einen überdurchschnittlichen hohen Beorderungsbestand bei unserer RSU-Kompanien, was vor allem auf die Kameradinnen und Kameraden selbst und ihre eigene Werbetrommel zurückzuführen ist, aber auch auf das unermüdliche Engagement unserer Mitarbeiter im Stab. Wir sind daher guter Dinge, bald eine zweite RSU-Kompanie zur Verfügung zu haben. Dafür sprechen auch die herausragend hohen Antrittsstärken bei unseren Ausbildungs- und Übungsvorhaben. Offensichtlich sind bei uns in den letzten Jahren die richtigen „Weichenstellungen“ erfolgt.

Die Ausbildung der Ungedienten ist gut angelaufen und mit dem neuen Freiwilligen Wehrdienst für den Heimatschutz „Dein Jahr für Deutschland“ wird es weiteren Zuwachs geben. Mit dem Anstieg des Beorderungsstandes geht dann der Aufbau von weiteren RSU-Kräften und damit Heimatschutzelementen in Rheinland-Pfalz einher. Wir werden auch im Blick behalten, wie die weiteren Planungen durch die Bundeswehr nach Abschluss des Pilotprojektes „Landesregiment Bayern“ am Ende des Jahres aussehen. Dann könnten die Voraussetzungen zu einem größeren Heimatschutzverband auch in Rheinland-Pfalz geschaffen werden.

Die Bundeswehr erhält regelmäßig eine große Zahl von loyal-Exemplaren zur Verteilung an die Truppe. Liegt loyal in jeder Liegenschaft aus? Ist die Zahl ausreichend?

Die Versorgung unserer Liegenschaften mit der Zeitschrift loyal funktioniert gut. Die loyal ist eine ausgezeichnete Plattform für die Berichterstattung über den Reservistenverband. Sie hat sich aber auch zu einer qualitativ hochwertigen Fachzeitschrift für Themen der Sicherheitspolitik und der Bundeswehr entwickelt. Sie ist für den aktiven Soldaten eine willkommene Informationsquelle rund um das eigene Berufsfeld und regt zu mancher kritischen Betrachtung und Diskussion an. Ich würde mich freuen, wenn uns die loyal auf diesem Niveau noch lange erhalten bliebe.

Haben Sie eine persönliche Botschaft an die Reservisten in Rheinland-Pfalz?

Ich danke allen Reservistinnen und Reservisten in Rheinland-Pfalz für ihr Engagement für die Bundeswehr, unser Bundesland und unseren Staat. Das Motto „Wir dienen Deutschland“ ist die Leitlinie auch für die Reserve. In diesem Sinne dürfen die Reservistinnen und Reservisten der Deutschen Bundeswehr auf ihr Engagement und ihre Leistungen stolz sein. Ich hoffe, dass wir nach Überstehen der Pandemie wieder uneingeschränkt agieren können und ich freue mich auf den persönlichen Kontakt und die Zusammenarbeit mit unseren Reservistinnen und Reservisten.

Ich wünsche Ihnen und Ihren Angehörigen, dass Sie die Zeit der Pandemie gut überstehen, gesund bleiben, Erholung und Kraft finden und optimistisch in die Zukunft schauen können. Trotz aller derzeitigen Einschränkungen wünsche ich Ihnen einen gelungenen Start ins Jahr 2021.

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