WDR berichtet beeindruckend über Afghanistan-Einsatz
Am Tag der Trauerfeier in Masar-i-Scharif haben beispielsweise zwei Soldaten Geburtstag – darunter der Kommandeur. Seine Gäste dürfen je zwei Dosen Bier trinken, nachdem – natürlich ordnungsgemäß – des Toten gedacht worden ist. Was manchem hier in der Heimat grotesk vorkommen mag, ist dort vielleicht eine verständliche Art der Überlebensstrategie der oft unter Beschuss stehenden Männer und Frauen. Dies alles wird nur jemand verstehen können, der an sieben Tagen pro Woche etwa 15 Stunden am Tag im Dienst ist – und das bei 48 Grad im Schatten, wenn es überhaupt Schatten gibt. Deshalb pflegen die deutschen Soldaten im Feldlager eine Baumschule – eine kleine Oase, die den Feldlagerbewohnern Schatten spendet und Ruheraum ist. Ohne solche Bäume wären die Soldaten einer Hitze von bis zu 60 Grad ausgesetzt. Während der Trauerzeremonie herrscht gar ein Sandsturm vor. Ein Leben am Limit – über Monate hinweg. Die Verbindung in die Heimat ist entweder teuer oder funktioniert nicht. Das setzt vor allem Familienvätern und Müttern zu. Heimweh macht sich breit unter betroffenen Männern und Frauen.
Radioreportage als Podcast anhören
Die Journalisten schildern, wie die Soldaten mit Einheimischen über deren Probleme und Lösungen verhandeln, wie die Bundeswehr den Afghanen Arbeit gibt, denn in den meisten Orten herrscht eine Arbeitslosigkeit von bis zu 90 Prozent vor. "Das schafft Armut, Verzweiflung, Perspektivlosigkeit und bringt nur den Taliban Zulauf", so Hofer in der Reportage des WDR-Senders 1 Live, die Montagnacht übertragen worden ist. Sie kann zurzeit per Podcast (35:49 Minuten, 16,5 MB) im Internet heruntergeladen werden.
Bei Beschuss werden Wagenburgen "gebaut"
Die Hörer gewinnen einen umfassenden Einblick ins Feldlagerleben und die Gefahren des vier- bis sechsmonatigen Einsatzes. In einer Einsatzvorbesprechung wird geschildert, was zu tun ist, wenn ein Konvoi unter Beschuss gerät: "Zur Wagenburg auffahren, Mindestabstand der Fahrzeuge zehn Meter, Feuer auf den Feind", so die Anweisung eines Vorgesetzten. Zum Schluss treffen die Reporter beim Heimflug auf einen 22-jährigen Soldaten. Er sitzt still da, mit starrem Blick. Der junge Familienvater hatte einen Anschlag überlebt und sagt hörbar traumatisiert: "Ganz ehrlich: Nein – das würd‘ ich nicht mehr machen!"
Bild: Deutsche Soldaten sprechen mit Afghanen
(Archivfoto: Bundeswehr, Rott, flickr.com)