Weihnachtsbäume für die Opfer der Flutkatastrophe
Gegen diesen Konvoi der Herzlichkeit sehen die roten Limonade-Trucks aus der TV-Werbung ganz schön alt aus: Um den von der Flut betroffenen Familien eine Freude zu bereiten, spendeten fränkische Christbaum-Bauern rund 800 Tannenbäume. Bei der Verteilung auf einem Hof in Sinzig brachten sich auch Reservisten mit ein.
Ein knappes halbes Jahr nach der Flutkatastrophe haben die Betroffenen aus NRW und Rheinland-Pfalz mit den Folgen zu kämpfen. Noch immer sind etliche Haushalte ohne Strom, Straßen sind nicht befahrbar, die Arbeiten gehen nur langsam voran. Um den Kindern dennoch ein möglichst unbeschwertes Weihnachtsfest zu ermöglichen, gab es nun in Sinzig eine Weihnachtsbaumaktion, unterstützt von zahlreichen freiwilligen Helferinnen und Helfern.
Die Idee dazu hatte Manfred Schäfer vom Gut Lindenhof in Sinzig. Der Pferdezüchter hilft seit dem Sommer betroffenen Landwirten und Tierhaltern. Nach den ersten Aufräumarbeiten hatte er ein Futtermittelspendenlager eingerichtet, das inzwischen zu einer festen Größe geworden ist. Im Rahmen eines großen Schlepperkorsos aus Norddeutschland mit Futtermitteln Anfang September kam der Kontakt mit „Reservisten helfen“ zustande. Die Kameradinnen und Kameraden packen ebenfalls seit der ersten Stunde im Ahrtal mit an – wir berichteten. Als Schäfer nach Unterstützern für seine Weihnachtsbaum-Idee suchte, waren die Reservisten sofort zur Stelle.
Jetzt fehlten nur noch die Bäume. Nach einigen Telefonaten stieß Schäfer auf Uwe Klug, Vorsitzender der Vereins Christbaumdorf e.V. Klug wohnt in Mittelsinn, dem ersten Christbaumdorf Deutschlands, gelegen zwischen Rhön und Spessart. Rund 800 Bäume spendeten die fränkischen Christbaum-Bauern für diese Weihnachtsbaumaktion! Ursprünglich hätten die Bäume das eigene Dorf schmücken sollen, stattdessen „bringen wir nun das Symbol von Weihnachten ins Ahrtal“, wie Klug es dem Bayerischen Rundfunk gegenüber beschreibt.
Beitrag in der BR-Frankenschau
Ein regelrechter Konvoi aus Lastwagen und Pkws mit prall gefüllten Anhängern rollte die 250 Kilometer Richtung Sinzig, wo am dritten Adventswochenende eine Art „Weihnachtsbasar“ stattfand (unter Einhaltung der 2G-Regeln). Gegen Vorlage einer Flutopferbescheinigung bekamen die betroffenen Familien nicht nur einen Weihnachtsbaum, sondern auch Baumschmuck. Für die Kinder gab es die ersten Päckchen, auch Naschereien wurden en masse gespendet. Glühwein, Kinderpunsch, Gulasch und Würstchen rundeten das Angebot ab. Hier brachten sich die Reservisten wieder mit dem Betrieb ihrer Feldküche ein.
Die Welle der Hilfsbereitschaft hat Manfred Schäfer überwältigt: „Ich hatte erst mit so 20, 30 Bäumen gerechnet. Als ich dann hörte, dass es 800 werden, da hatte ich schon ein bisschen Pipi in den Augen.“ Reaktionen wie diese zeigen: Die fränkischen Christbaum-Bauern und die vielen Helferinnen und Helfer haben nicht nur das Symbol, sondern auch den Geist von Weihnachten ins Ahrtal gebracht.