Wer retten will, muss auch dafür ausgebildet sein
Einsatztag der Reservisten der Kreisgruppe Rhein-Neckar-Odenwald im Katastrophenschutz mit DRK, Feuerwehr, Bundeswehr und THW in Haßmersheim.
Was vor vier Jahren durch eine Idee des damaligen Vorstands der Kreisgruppe im VdRBw unter Federführung von Oberstlt a.D. Karl-Heinz Flach angedacht wurde, hat inzwischen in der Konzeption des Bundesministeriums der Verteidigung und der Führung des Reservistenverbandes seinen Niederschlag gefunden. Unter dem Arbeitstitel "Hilfeleistung der Bundeswehr bei Katastrophen und schweren Unglücksfällen im Inneren der Bundesrepublik Deutschland" haben Reservisten in mehreren Kreisgruppen ein Modell entwickelt, wie sich Reservisten in den Katastrophenschutz einbringen können.
Dies dürfte besonders in den Regionen Sinn machen, in denen sich die aktive Bundeswehr aus der Fläche verabschiedet hat. Von einstmals 600 Standorten sind heute noch etwa 380 übrig geblieben. In diesen "Regionen ohne Streitkräfte" wollen Reservisten mit der Bundeswehr in Zukunft unterstützend tätig werden und dabei im Katastrophenfall schnell verfügbar sein und eng mit den anerkannten Katastrophenschutz-Organisationen zusammen arbeiten. Vom Landesvorstand Baden-Württemberg wurde Oberstleutnant d.R. Karl-Heinz Flach zum Landesbeauftragten des VdRBw für den Einsatz von Reservisten bei Hilfeleistungen ernannt und ihm obliegt es nun, mit der Vorstandschaft der neuen Kreisgruppe Rhein-Neckar-Odenwald das Modell "Reservisten im Katastrophenschutz" weiterzuentwickeln.
In den vergangenen Jahren haben sich etwa 80 Mitglieder der Kreisgruppe freiwillig für dieses Modell gemeldet und seitdem regelmäßig sich aus- und weiterbilden lassen. Nach einer groß angelegten Übung vor zwei Jahren im Beisein von Innenminister Rech haben regelmäßige Veranstaltungen dafür gesorgt, dass man auf der Höhe der Zeit bleibt. Ohne die tatkräftige Unterstützung der gesetzlich anerkannten Katastrophenhilfsorganisation wie das THW, das DRK, die Feuerwehr, die DLRG und der aktiven Truppe wäre der heute schon erreichte Standard nicht möglich gewesen. Hintergrund dieses Modells ist es, bei festgestelltem Katastrophenfall schnell Reservisten durch das Landeskommando Baden-Württemberg zu Dienstlichen Veranstaltungen im Katastrophenschutz einberufen zu können und dort einzusetzen, wo die aktive Truppe nur gering oder gar nicht präsent ist.
Da in diesem Einberufungsfall die Reservisten dem Soldaten- und Wehrpflichtgesetz unterstehen würden, ist klar, dass sie entsprechend der Gesetzeslage den Katastrophenschutzverbänden unter deren Einsatzhoheit der aktiven Truppe unterstützend zur Seite stehen. Regelmäßige gemeinsame Übungen und eine fundierte Aus- und Weiterbildung in Zusammenarbeit mit diesen Organisationen gilt dabei für die Reservisten, die sich freiwillig gemeldet haben, als selbstauferlegte Pflicht.
Für solche Notfalleinsätze stehen in Deutschland allein beim Technischen Hilfswerk 829 Hauptamtliche in acht Landesverbänden mit 669 Ortsverbänden – drei davon im NOK (Neckar-Odenwald-Kreis) in Adelsheim, Haßmersheim und Neunkirchen – einsatzbereit. Dazu kommen die Einsatzbereitschaften des Deutschen Roten Kreuzes, die Rettungstrupps der Deutschen Lebensrettungs-Gesellschaft und freiwilligen Feuerwehr bzw. die Betriebs- und Berufsfeuerwehren.
In einem "Einsatztag" übten nun unter Federführung von Oberstlt a.D. Karl-Heinz Flach – unterstützt vom stv. Kreisvorsitzenden Oberstlt d.R. Gerd Teßmer – Reservisten der Kreisgruppe RNO (Rhein-Neckar-Odenwald) einen Tag lang im THW-Stützpunkt Haßmersheim. Ausbildungsleiter Karl-Heinz Flach konnte dabei auf aktive Unterstützung, sowohl in Theorie wie auch in der Praxis, durch das THW Haßmersheim, die Berufsfeuerwehr von Vogelsang, den Kreisgeschäftsführer des DRK Mosbach Linus Vetter, den OFw Baerwolf von der Instandhaltungsgruppe 11 Neckarzimmern und den Regionalgeschäftsführer des THW Markus Jaugitz zurückgreifen.
Die Reservisten steuerten zum Gelingen des Tages mit Oberstlt a.D. Karl-Heinz Flach, Oberstlt d.R. Gerd Teßmer, KreisOrgLeiter HptFw d.R. Jürgen Hack (Leitungs- und Organisationsteam), den Kreis-Beauftragten HptFw d.R. Hermann Müller (Hochwasser), HptFw d.R. Collin Gimber (Funk) und Dr. Thomas Brandt (Retten und Verletzten-Versorgung) sowie dem Feldwebel für Reservisten vom Landeskommando Baden-Württemberg Obtsm Dennis Brümmer Sach- und Fachverstand bei.
Den gesamten Tag übten Reservisten bei sommerlichen Temperaturen das Erstellen von Verbindungsstegen bei Hochwasserkatastrophen unter Anleitung von Thomas Parzer und Martin Hönig vom THW Haßmersheim. Von der Werksfeuerwehr der Firma Vogelsang wiesen Timo Nies, Gerhard Staub und Angelika Dwornitzak die Reservisten in das schnelle Anlegen von Hochwasserschutzdämmen mit einfachen Mitteln ein. OFw Baerwolf von der Instandhaltungsgruppe 11 und Marc Grasi von der Depotfeuerwehr in Neckarzimmern übten die Überbringung von Nachrichten und das Herstellen von Meldeketten per Funk oder durch Melder, ohne dabei die Funkgespräche der Katastrophenschutzverbände zu behindern.
In Fachvorträgen gingen Timo Nies von der Werksfeuerwehr, DRK-Geschäftsführer Linus Vetter und THW-Geschäftsführer Markus Jaugitz auf die bestehenden Einsatzmaterialen, Rettungsfahrzeuge und Arbeitsschwerpunkte bei Katastrophen der jeweiligen Rettungsorganisationen ein.
Den Reservisten wurde dabei deutlich gemacht, wem sie im Katastrophenfall, der vom zuständigen Landratsamt zuvor festgestellt sein muss, zuarbeiten und wo sie eingesetzt werden können. Karl-Heinz Flach dankte allen Katastrophenschutzorganisationen für ihre Unterstützung bei allen bisherigen Ausbildungs- und Fortbildungsvorhaben und die regelmäßige harmonische Zusammenarbeit. Dass diesem "Einsatztag", zu dem sich alle Reservisten genauso wie ihre Ausbilder freiwillig in ihrer Freizeit in Haßmersheim eingefunden hatten, regelmäßig weitere folgen müssen, versteht sich aus dem selbstgestellten Reservistenmotto: "Zum Helfen wollen gehört auch Helfen können".
Text: Gerd Teßmer