Wie arbeitet eigentlich der Bundesnachrichtendienst?
Die Landesgruppe Bremen hat ihr traditionelles Flughafenseminar digital abgehalten. Aus der geplanten Tagesveranstaltung ist somit eine Online-Abendveranstaltung geworden, die an weiteren Abenden fortgesetzt wird. Dabei sollen die nach und nach die deutschen Nachrichtendienste vorstellt werden. Die Veranstaltung knüpft an die Kampagne des Verbandes „Reserve und Demokratie – Wir gegen Extremismus“ an.
Während des Flughafenseminars betrachteten die Reservistinnen und Reservisten das Thema Extremismus aus unterschiedlichen Perspektiven: Rechtsextremismus, Linksextremismus und internationaler Extremismus waren die Stichworte. Zu letzterem Thema gab es einen ausführlichen Vortrag, der sich mit der Arbeit des deutschen Auslandsnachrichtendienstes beschäftigte. In einem gut 90-minütigen Referat wurde der Bundesnachrichtendienst (BND) mit seiner Funktion und seinen Aufgaben präsentiert. Der BND ist einer von drei Nachrichtendiensten in Deutschland, daneben gibt es noch das Bundesamt für den Militärischen Abschirmdienst (BAMAD) und das Bundesamt für Verfassungsschutz (BfV). Jeder dieser Dienste hat seine definierten Aufgaben. So ist der BND als einziger deutscher Nachrichtendienst zuständig für die zivile und militärische Aufklärung im Ausland. Der BND ist Teil der Sicherheitsarchitektur der Bundesrepublik Deutschland und an die geltenden Gesetze gebunden.
Erkenntnisse von großer Bedeutung
Die gesammelten und auszuwerten Erkenntnisse über Akteure im Ausland sind von außen- und sicherheitspolitischer Bedeutung für Deutschland. Um an diese Berichte zu gelangen, dürfen Methoden und Instrumente zur heimlichen Informationsbeschaffung genutzt werden, etwa der Einsatz von Vertrauensleuten und Gewährspersonen, Observationen, Bild- und Tonaufzeichnungen oder Tarnpapiere und -kennzeichen. Aufklärungsschwerpunkte sind die regionale politische, wirtschaftliche und militärische Lage. Globale Nachrichtengewinnung erfolgt in den Bereichen des internationalen Terrorismus, organisierter Kriminalität, Rauschgift, illegaler Migration, Proliferation, ABC-Waffen, allgemeine Wehrtechnik, Cyber-Sicherheit und Wirtschaftsschutz.
BND kooperiert mit mehr als 160 Staaten
Ausgewertet werden etwa 5.000 Meldungen am Tag. Diese werden in einer nachrichtendienstlichen Lage, Tagesberichten, Meldungen und Analysen, sowie auf Anfragen der Bundesregierung und für Fachbriefings verarbeitet. Der BND ist weltweit vertreten und unterhält zu mehr als 450 Nachrichtendiensten in mehr als 160 Staaten Kooperationen in allen nachrichtendienstlichen Bereichen. Hinzu kommen enge Verbindungen zu Institutionen der Europäischen Union und der NATO. Der BND ist die einzige dem Bundeskanzleramt unmittelbar nachgeordnete Bundesoberbehörde und hat circa 6.500 Mitarbeiter. Davon sind etwa 4.200 männlich und 2.300 weiblich. 750 Angehörige des BND sind Soldatinnen und Soldaten (Unteroffiziere mit Portepee und Offiziere), die vorübergehend oder dauerhaft im BND eingesetzt werden.
Umfangreiches Auswahlverfahren
Einzigartige berufliche Herausforderungen im In- und Ausland suchen natürlich unterschiedlich qualifiziertes Personal. Es gibt verschiedene Berufsgruppen beim BND, die auch unterschiedlich beschäftigt sind. Mögliche Fachbereiche dabei sind die Informationsbeschaffung, die Auswertung, die Technik oder Verwaltung. Auch ein duales Studium ist möglich. Bewerbungen beim BND werden einer genauen Prüfung unterzogen. Nach einer schriftlichen Bewerbung wird zu einem umfangreichen schriftlichen und mündlichen Auswahlverfahren eingeladen. Eine amtsärztliche Untersuchung und eine Sicherheitsüberprüfung sind ebenso Bestandteil des Auswahlverfahrens, das sich dadurch über mehrere Monate hinziehen kann.
Fragen zu einzelnen Komplexen im Vortrag konnten sofort gestellt werden. Aus Geheimhaltungsgründen konnten und durften diese nicht immer so beantwortet werden, wie es gewünscht war. Alles in allem war das Online-Flughafenseminar eine sehr gute Veranstaltung, so das überwiegende Votum der Teilnehmer.