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Ziviler Pfeiler für mehr gesellschaftliche Resilienz

Seit einem Jahr unterstützt die Bundeswehr bei der Bekämpfung der Corona-Pandemie. Bei seiner Bilanz mahnt der Inspekteur der Streitkräftebasis, Generalleutnant Martin Schelleis, eine Stärkung der Gesamtverteidigung an. Ein leistungsfähiger ziviler Pfeiler muss her.  

Amtshilfe im Berliner Hauptbahnhof: Während der Corona-Pandemie nehmen Soldaten die Daten ankommender Reisender auf.

Foto: Bundeswehr/Twardy

amtshilfecoronaviruscovid-19

Ein Jahr nach Beginn der Corona-Amtshilfe durch die Bundeswehr sind noch immer 15.000 Soldatinnen und Soldaten im Einsatz. Diese Zahl nannte Generalleutnant Martin Schelleis, Inspekteur der Streitkräftebasis. Insgesamt hat die Bundeswehr in den vergangenen zwölf Monaten 5.410 Amtshilfe-Ersuchen entsprochen und ist in 348 von 412 Landkreisen und Kreisfreien Städten tätig geworden, schreibt dazu die Frankfurter Allgemeine.

Bei seiner Jahresbilanz brachte Schelleis aber auch die zivile Komponente ins Spiel. Zwar betont das Verteidigungsministerium, die Bundeswehr werde helfen, solange sie gebraucht wird. Aber Amtshilfe in Dauerschleife kann nicht Sinn und Zweck sein. Die Pandemie wirkt hier wie ein Brennglas, unter dem man sehen kann, wie die Strukturen im Bevölkerungs- und Katastrophenschutz in den vergangenen Jahrzehnten kaputtgespart wurden. Für künftige lange anhaltende Katastrophenlagen muss deshalb ein „leistungsfähiger ziviler Pfeiler“ geschaffen werden, sagte Schelleis. Das neu organisierte Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe könnte das Steuerungszentrum für zivile Einsatzkräfte werden.

Reserve-Strukturen im zivilen Katastrophenschutz

Genau über die Stärkung der Gesamtverteidigung hatte sich vor rund einer Woche Wolfgang Wehrend Gedanken gemacht. Er ist Vizepräsident für Kommunikation im Reservistenverband. Reserve-Strukturen im zivilen Katastrophenschutzmanagement würden nicht nur gesellschaftliche Resilienz fördern, sondern auch die Legitimation für freiwilliges Engagement für das Land, für die Gesellschaft und für die Heimat festigen, schrieb Wehrend in einem Namensbeitrag – hier nachlesen. So könnte die Bindung zur Bundeswehr und der Gesellschaft zusätzlich gestärkt und freiwilliges Engagement insgesamt aufgewertet werden. Charmanter Nebeneffekt dabei: Ein auf den zivilen Bereich übertragenes Reserve-Prinzip zur Stärkung der Daseinsfürsorge stärkt auch das Verständnis für die Reservistenarbeit und die Arbeit des Reservistenverbandes.

Bei einer neuerlichen Krisenlage wäre es dann idealerweise so, dass ehrenamtliche Rettungsorganisationen genügend Personen an der Hand haben, um beispielsweise im erneuten Fall einer Pandemie bei der Kontaktnachverfolgung, in Altenheimen, beim Betrieb von Impfzentren und in der Logistik von sanitätsdienstlichem Material eingesetzt werden könnten. Aktuell fehlt es genau an diesem Personal. Zudem nützt es der nationalen Krisenvorsorge keinesfalls, wenn die Wohlfahrtsverbände, die Bundeswehr und die Rettungsdienste in Zukunft in einen Wettbewerb um fähige Leute treten.

Stärkung der Gesamtverteidigung

Auch Schelleis ging es bei seiner Jahresbilanz nicht nur um die Vorbereitung auf eine mögliche nächste Pandemie. Ein leistungsfähiger, zivil organisierter Katastrophenschutz könne im Szenario eines Verteidigungsfalls auch der Bundeswehr Unterstützung leisten, etwa wenn es gelte, die ungehinderte Bewegung militärischer Kräfte sicherzustellen, also Straßen oder Bahnstrecken freizuhalten, schreibt dazu die FAZ. Insgesamt gelte, dass jede Stärkung des Krisenmanagements und des Bevölkerungsschutzes auch zur Stärkung der Gesamtverteidigungsfähigkeit beitrage.

Lesetipp

Entgegen mancher Hoffnungen hat die Corona-Pandemie nicht zu mehr gesellschaftlicher Solidarität oder einer stärkeren Anerkennung gemeinwohlorientierter Arbeit geführt. Das trifft besonders diejenigen, die sich mit ihrer Arbeit in den Dienst der Gesellschaft stellen. Viele der „Systemrelevanten“ sehen sich sogar zunehmend Aggressionen ausgesetzt, die sie am Sinn ihrer Arbeit und ihres Einsatzes für die Gesellschaft zweifeln lassen…mehr dazu in der aktuellen „APuZ“, herausgegeben von der Bundeszentrale für politische Bildung.

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