Zwischen Juweliergeschäft und Flecktarn
Frank Essers Bewerbung war kurz und einfach. Wenn er an einer RDL teilnehme, fehle er als Ehemann, Vater und Mitarbeiter in einem Familienbetrieb. Obwohl dann entschieden viel mehr Arbeit auf den Schultern seiner Frau laste, sage diese immer wieder: "Mach das, höchste Zeit, dass du mal etwas machst, was dir offensichtlich gut tut."
Dem Reservistenverband seit 35 Jahren verbunden
Die Essers führen ein Juweliergeschäft in Salzkotten – ein Familienbetrieb, der im November sein 70-jähriges Bestehen feiert. Der Bundeswehr und dem Reservistenverband ist Frank Esser seit seinem Wehrdienst verbunden. Diesen leistet er von Oktober 1981 bis Dezember 1982 in der dritten Kompanie des Pionierbataillons 7 in Höxter. Dort dient er als Lkw-Fahrer im Kampfmittel- und Gerätetrupp. Noch während des Wehrdienstes tritt der Salzkottener in die Reservistenkameradschaft (RK) seines Heimatortes ein.
Die Reservisten veranstalten regelmäßig Schulschießen beim damaligen Pionierbataillon 7. Die Wehrdienstleistenden helfen damals, die Schießbahn aufzubauen. Frank Esser und seine Kameraden haben die Aufgabe, nach jedem Schießdurchgang, die Scheiben herunterzukurbeln, die Durchschusslöcher abzukleben und per Feldtelefon die Ergebnisse an den Leitenden weiterzugeben. Nach dem Schießen spricht ein Kamerad Frank Esser an. Er überzeugt ihn von einer Mitgliedschaft im Reservistenverband. Seitdem ist der Juwelier mehr als 35 Jahre Mitglied und wirkt aktiv im RK-Vorstand mit, zurzeit als Kassenwart.
Als DRM-Funktioner "angefixt"
Im Jahr 2013 weckt ein Aufruf in der loyal Essers Interesse. Das Landeskommando Brandenburg sucht vor der Deutschen Reservistenmeisterschaft in diesem Jahr Funktionspersonal. Der Juwelier aus Salzkotten meldet sich. Er lässt sich erneut mustern und dient während der Großveranstaltung in Lehnin elf Tage als Ordonnanzsoldat für den Leiter des Innendienstes, den "Spieß unter den Funktionern". Frank Esser hilft beim Ausgeben der Stuben, bei der Essensausgabe in Kleinkantinen und fährt auch einmal raus auf den Truppenübungsplatz, um bei der Überwachung des Nachtorientierungsmarsches zu helfen. "Danach war ich richtig angefixt", sagt Frank Esser.
Er bewirbt sich bei der Regionalen- Sicherungs- und Unterstützungskompanie Westfalen und gehört seitdem dem dritten Zug der RSUKp Westfalen an. Mit den Kameraden aus der RSUKp nimmt Frank Esser regelmäßig an Ausbildungen und Übungen teil. Dieses Jahr beteiligt er sich bereits zweimal an Wach- und Schießausbildungen, im September soll ein viertägiges Schießbiwak hinzukommen.
"Ich diene gern Deutschland"
Darüber hinaus schlägt sich der 56-Jährige auch ein ganzes Wochenende und wenn es sein muss vier Tage oder eine Woche als Wachverstärkung in Luftwaffenstützpunkten um die Ohren. Aufgrund von Personalmangel haben er und seine RSU-Kameraden mehrmals Wachmannschaften unterstützt. Im vergangenen Jahr in Geilenkirchen, Büchel und einmal zum Nordrhein-Westfalen-Tag in Bielefeld. In Büchel haben die RSU-Kräfte zum Beispiel Streifendienst verrichtet, erläutert Frank Esser. "Es werden Mannschaftsdienstgrade gebraucht und ich diene gern Deutschland", sagt der Oberstabsgefreite der Reserve.
Jedes Mal, wenn er mit den Kameraden der RSUKp an einer Übung teilnehmen möchte, fragt er seine Frau. Sie antwortet: "Mach das!". Claudia Esser hält dann ihrem Mann im Juwelier-Geschäft den Rücken frei. "Ich würde es lieber sehen, wenn er etwas Erholsames unternimmt. Aber ich sehe auch, wie gut es meinem Mann tut. Er kommt immer fröhlich zurück", sagt sie. Frank Esser weiß das zu schätzen. "Deshalb habe ich meine Frau für den Partner der Reserve vorgeschlagen", verrät er. Aus seiner Sicht hält jede Reservistendienstleistung fit. Er habe viel mehr Motivation Sport zu treiben, sagt Frank Esser. "Ich will ja nicht, dass mich meine Kameraden über die Hindernisbahn tragen müssen."
Reserve hält fit
Damit er weiterhin mit den jüngeren Kameraden mithalten kann, geht er häufig in den Mittagspausen Laufen. Darüber schwimmt er regelmäßig seine Bahnen im Schwimmbad und absolviert Kraftübungen im Fitnessraum. Hinzu kommt ein Marschtraining mit den RK-Kameraden. Auch bei Verbandsveranstaltungen wie zum Beispiel dem Kleiderschwimmen hält sich Frank Esser in Form. Bei einigen Veranstaltungen wie dem Möhnesee- oder dem Brockenmarsch auch seine Frau mit dabei.
Begeisterung an die nächste Generation weitergegeben
Die Begeisterung für die Bundeswehr macht sich bei den Essers auch an anderer Stelle bemerkbar. Frank Esser berichtet stolz, dass sich sein Sohn nun als Soldat auf Zeit verpflichtet hat. Der Juwelier aus Salzkotten ist sich sicher, offenbar haben sein Engagement als Reservist, Verbandsveranstaltungen und die Öffentlichkeitsarbeit des Reservistenverbandes sowie der Bundeswehr zu dieser Entscheidung beigetragen.
Bild oben:
Frank Esser im heimischen Juweliergeschäft.
(Foto: Benjamin Vorhölter)
Bild Mitte:
Frank Esser mit seiner Ehefrau Claudia.
(Foto: Benjamin Vorhölter)
Bild unten:
Symbolbild: Indienststellung der RSU-Kompanie
Westfalen auf Zeche Zollverein in Essen.
(Foto: Archiv/Sören Peters)