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Der Kriegs­er­klä­rer

Der ös­ter­rei­chi­sche Of­fi­zier Mar­kus Reis­ner ist ge­fragt: In den Me­di­en, auf Dis­kus­si­ons­po­di­en. Über­all er­klärt er den Ukrai­ne-Krieg. Warum rei­ßen sich alle um Oberst Reis­ner, der üb­ri­gens „ne­ben­bei“ auch Chef der ös­ter­rei­chi­schen Garde ist? loyal hat ihn einen Tag lang be­glei­tet.

Auf dem You­Tube-Kanal des ös­ter­rei­chi­schen Bun­des­hee­res er­klärt Oberst Mar­kus Reis­ner den Ukrai­ne-Krieg.

Quel­le: Screen­shot

bun­des­heerloyal

Neu­lich in Wien. Mar­kus Reis­ner ist ge­ra­de zu Fuß un­ter­wegs und war­tet an einer Ampel. Ein Auto fährt heran, der Fah­rer lässt die Schei­be her­un­ter und ruft ihm zu: „Sind Sie der Oberst Reis­ner?“ Reis­ner ist so ver­dutzt, dass er nicht so­fort ant­wor­tet. Das nimmt ihm ein Rad­fah­rer ab, der ge­ra­de vor­bei­kommt. „Ja, genau, das ist der Oberst Reis­ner aus den Me­di­en!“, ruft der dem Au­to­fah­rer zu.

Mar­kus Reis­ner ist selbst noch über­rascht, wie viele Men­schen ihn mitt­ler­wei­le ken­nen. Dabei ist das kein Wun­der: Reis­ner läuft seit einem Jahr ge­fühlt auf allen Ka­nä­len. Auf Fern­seh­sen­dern, in Zei­tun­gen und Ma­ga­zi­nen: wann immer mi­li­tä­ri­sche Ex­per­ti­se zum Ver­lauf des Ukrai­ne­kriegs ge­fragt ist, spricht oft der gro­ß­ge­wach­se­ne Ös­ter­rei­cher mit dem tro­cke­nen Re­de­stil und dem wei­chen wie­ne­ri­schen Ton­fall. Selbst ja­pa­ni­sche Jour­na­lis­ten haben vor Kur­zem um ein In­ter­view ge­be­ten, er­zählt Reis­ner. Da stellt sich die Frage: Warum wol­len alle Oberst Reis­ner?

Be­such in Wien, in der Maria-The­re­sia-Ka­ser­ne am Rande der Stadt. Hier hat die ös­ter­rei­chi­sche Garde, deren Kom­man­deur Mar­kus Reis­ner im Mo­ment ist, ihren Sitz. Schon vor dem Be­such wird klar: In Ös­ter­reich läuft vie­les an­ders. Keine lang­wie­ri­gen An­fra­gen ans Ver­tei­di­gungs­mi­nis­te­ri­um, wenn man als Jour­na­lis­tin ein In­ter­view möch­te, keine bü­ro­kra­tisch-for­mu­lier­ten Ant­wor­ten. Statt­des­sen ein „Guten Tag! Hier bin ich! Feuer frei!“ per Email von Reis­ner per­sön­lich. Und das nur etwa zwei Stun­den nach­dem die Au­to­rin die­ses Ar­ti­kels ihre An­fra­ge an die Pres­se­stel­le der ös­ter­rei­chi­schen Armee ver­schickt hat. So­viel Za­ckig­keit be­ein­druckt. Zwei Wo­chen spä­ter also der Be­such in der Maria-The­re­sia-Ka­ser­ne in Wien-Meid­ling.

Fast zehn Jahre lang in den Spe­zi­al­kräf­ten ge­dient

Die Trep­pe hin­auf zum Büro von Mar­kus Reis­ner geht es vor­bei an his­to­ri­schen Sti­chen aus der Ge­schich­te der Garde. Dar­un­ter ein Gar­dist aus der K.u.K.-Zeit. Er trägt Schaft­stie­fel, die über die Knie rei­chen, tres­sen­be­set­ze Schul­ter­klap­pen und einen hohen Helm, von dem Zot­tel­haa­re hän­gen. Ob beim Wach­ba­tail­lon in Ber­lin wohl auch jahr­hun­der­te­al­te Sti­che hän­gen? Auch bei der Be­grü­ßung geht es tra­di­tio­nell zu. Der Ze­re­mo­ni­en­meis­ter, Reis­ners rech­te Hand bei der Garde, gibt der Au­to­rin einen Hand­kuss. Oberst Reis­ner da­ge­gen reicht die Hand zur Be­grü­ßung. Sein Hän­de­druck ist fest, er macht einen ent­spann­ten Ein­druck. Der 45-Jäh­ri­ge ist sport­lich. Durch das grüne Uni­form­hemd zeich­net sich ein mus­ku­lö­ser Ober­kö­per ab. Reis­ner, der heute eher als In­tel­lek­tu­el­ler be­kannt ist, ge­hör­te ein­mal zu Ös­ter­reichs här­tes­ten Jungs. Fast zehn Jahre lang hat er in den Spe­zi­al­kräf­ten des ös­ter­rei­chi­schen Hee­res ge­dient.

Reis­ner dien­te fast zehn Jahre lang bei den ös­ter­rei­chi­schen Spe­zi­al­kräf­ten, dem Jagd­kom­man­do. Das Jagd­kom­man­do, das sei­nen Sitz in Wie­ner Neu­stadt hat, ist ähn­lich wie das deut­sche KSK für Gei­sel­be­frei­un­gen, Ter­ro­ris­mus­be­kämp­fung oder Eva­ku­ie­run­gen aus Kri­sen­ge­bie­ten zu­stän­dig. (Foto: pri­vat)

Jetzt ist er vor allen Din­gen ein Er­klä­rer: Schon vor der ers­ten Frage der Au­to­rin fängt er an, die der­zei­ti­ge Patt-Si­tua­ti­on im Ukrai­ne-Krieg zu er­klä­ren: Man solle die Rus­sen nicht un­ter­schät­zen, sie hät­ten die Res­sour­cen, um den Ukrai­ne-Krieg noch jah­re­lang wei­ter­zu­füh­ren. Aber auch bei den Ukrai­nern sei nicht davon aus­zu­ge­hen, dass sie klein bei­gä­ben. Der Kon­flikt werde noch lange dau­ern. Es fällt gar nicht so leicht ein­zu­ha­ken und auf Per­sön­li­che­res über­zu­lei­ten. Ein Ver­such: Wie er denn fände, dass er nun so be­kannt sei? Reis­ner über­legt, dann sagt er, dass er sich nicht dar­über freu­en könne, es sei schlie­ß­lich ein trau­ri­ger An­lass, wes­halb er nun so be­gehrt sei.

Da klin­gelt sein Te­le­fon. Ein deut­scher Oberst­leut­nant ruft an, um ihn auf eine Po­di­ums­dis­kus­si­on ein­zu­la­den. Reis­ner soll seine Po­si­ti­on zum Ukrai­ne-Krieg auf dem Po­di­um ver­tre­ten. „Ich bin ein Grou­pie von Ihnen!“, sind die ers­ten Worte des deut­schen Of­fi­ziers. Von den deut­schen Ge­ne­rä­len, die auch auf das Po­di­um ein­ge­la­den wären, sei ja nicht viel zu er­war­ten, so der An­ru­fer. Flos­keln, po­li­tisch Kor­rek­tes. „Bei Ihnen da­ge­gen schät­ze ich Ihre scho­nungs­lo­se Ana­ly­se!“, schwärmt der Oberst­leut­nant am an­de­ren Ende der Lei­tung. Reis­ner sagt nicht viel, er ver­han­delt le­dig­lich die Kon­di­tio­nen sei­nes Be­suchs – An­rei­se, Ho­tel­über­nach­tung – dann legt er schnell auf. Er wirkt, als ob ihm die Schmei­che­lei etwas pein­lich wäre.

Durch und durch Mi­li­tär

Doch wie kommt Reis­ner ei­gent­lich dazu, zum Ukrai­ne-Kriegs­er­klä­rer Num­mer 1 auf­ge­stie­gen zu sein? Der 45-Jäh­ri­ge hat eine in­ter­es­san­te Vita. Reis­ner stu­dier­te Ge­schich­te und Jura an der Uni­ver­si­tät in Wien und schrieb seine Dok­tor­ar­beit über den Luft­krieg über Ös­ter­reich von 1943 bis 1945. Aber Reis­ner ist nicht nur Wis­sen­schaft­ler, er ist auch durch und durch Mi­li­tär: Als Sol­dat war er in fast allen Aus­lands­ein­sät­zen der Ös­ter­rei­cher mit dabei: Mali, Tschad, Af­gha­ni­stan, Bos­ni­en, Ko­so­vo.

Seit meh­re­ren Jah­ren ist er nun Lei­ter der For­schungs­ab­tei­lung der The­re­sia­ni­schen Mi­li­tär­aka­de­mie. Dort be­schäf­tig­te er sich zu­nächst mit au­to­no­men Waf­fen­sys­te­men, Droh­nen und dem Krieg der Zu­kunft. Doch dann brach der Ukrai­ne-Krieg aus. Der Er­klä­rungs­be­darf war groß: Wie war das mi­li­tä­ri­sche Vor­ge­hen der Rus­sen zu be­wer­ten? Über wel­che mi­li­tä­ri­schen Ka­pa­zi­tä­ten ver­füg­ten die Ukrai­ner? Reis­ner be­gann im Früh­jahr ver­gan­ge­nen Jah­res re­gel­mä­ßig 30-mi­nü­ti­ge You­tube-Vi­de­os zu dre­hen, in denen er die drän­gen­den Fra­gen der Öf­fent­lich­keit zum Ukrai­ne-Krieg be­ant­wor­te­te. Das kam gut an. Das be­lieb­tes­te Video klick­ten über eine Mil­lio­nen Men­schen an – wohl­ge­merkt: Ös­ter­reich hat nur neun Mil­lio­nen Ein­woh­ner. Reis­ner wirkt in die­sen Vi­de­os ein biss­chen wie ein Erd­kun­de­leh­rer, wenn er mit sei­nem Te­le­skop­stab die Trup­pen­be­we­gun­gen in der Ukrai­ne auf einem Bild­schirm er­klärt.

Ein Grund für seine Po­pu­la­ri­tät als Er­klä­rer ist laut Reis­ner aber seine Neu­tra­li­tät. Weil Ös­ter­reich im Ukrai­ne-Krieg und auch ge­ne­rell in den gro­ßen Kon­flik­ten der ver­gan­ge­nen Jahr­zehn­te neu­tral war, würde ihm als Ver­tre­ter Ös­ter­reichs mehr Glau­ben ge­schenkt, meint er. Dabei ist das mit der Neu­tra­li­tät Ös­ter­reichs so eine Sache. Mo­ra­lisch stehe Ös­ter­reich auf der Seite der an­ge­grif­fe­nen Ukrai­ne, sagt Reis­ner. Aber Waf­fen lie­fe­re Ös­ter­reich nicht, das Land bil­det auch keine ukrai­ni­schen Sol­da­ten aus. Und, auch das gibt Reis­ner zu, Ös­ter­reich be­zieht immer noch einen gro­ßen Teil sei­ner En­er­gie­ver­sor­gung aus Russ­land. Wie er diese selt­sam un­ent­schie­de­ne Po­si­ti­on Ös­ter­reichs finde? Auf diese Frage ant­wor­tet Reis­ner aus­wei­chend: Als Mi­li­tär sei er ein Ver­tre­ter der ös­ter­rei­chi­schen Po­li­tik. Und die Ös­ter­rei­cher hät­ten nun ein­mal in ihrer Ge­schich­te schlech­te Er­fah­run­gen mit Al­li­an­zen ge­macht – vor allem in den bei­den Welt­krie­gen. Des­halb woll­ten sie nun in Kon­flik­ten nicht mehr Stel­lung be­zie­hen, sich nicht mehr auf eine Seite schla­gen. Dass er selbst als Sol­dat in den Aus­lands­ein­sät­zen seine Ge­sund­heit und sein Leben ris­kiert hat und dabei nie auf der Seite der Guten ste­hen konn­te etwa in Af­gha­ni­stan? Auch auf diese Frage ant­wor­tet er tro­cken: Man müsse die Mehr­heits­mei­nung in Ös­ter­reich ak­zep­tie­ren. Und diese sei nun mal für Neu­tra­li­tät. Punkt.

„Die Armee ist ein In­te­gra­ti­ons­in­stru­ment“

Jetzt hat Reis­ner aber einen Ter­min. Als Kom­man­deur der Garde muss er am Schie­ß­platz in Völ­ten­dorf bei St. Pöl­ten die Schie­ß­aus­bil­dung der neuen Re­kru­ten be­auf­sich­ti­gen – Dienst­auf­sicht. Am Schie­ß­platz war­ten die Re­kru­ten schon in einer Reihe bis sie mit dem Schie­ßen dran sind. Die jun­gen Re­kru­ten sind Wehr­pflich­ti­ge. Die Ös­ter­rei­cher haben sich in einer Volks­ab­stim­mung im Jahr 2013 gegen die Ab­schaf­fung der Wehr­pflicht aus­ge­spro­chen, seit­dem herrscht Ruhe im Streit um die Wehr­pflicht. Wehr­pflich­tig sind nur junge Män­ner, des­halb ist die Frau­en­quo­te im ös­ter­rei­chi­schen Mi­li­tär mit 3,5 Pro­zent auch ver­schwin­dend ge­ring. Frau­en kön­nen sich frei­wil­lig zum Dienst mel­den.

Auch am Schie­ß­platz in St. Pöl­ten sind alle Re­kru­ten männ­lich. Ihre Nach­na­men, die als Badge auf der Brust ihrer Uni­for­men an­ge­bracht sind, ver­ra­ten, dass sie aus aller Welt stam­men. „Die Armee ist ein In­te­gra­ti­ons­in­stru­ment“, er­klärt Reis­ner und tritt auf zwei junge Re­kru­ten zu, die in der Reihe war­ten bis sie schie­ßen dür­fen. Der eine ver­rät, dass seine El­tern aus Pa­ki­stan nach Ös­ter­reich ge­kom­men sind und er vor dem Wehr­dienst als IT-Tech­ni­ker in einem „Apple“-Shop ge­ar­bei­tet habe. Ein an­de­rer hat kroa­ti­sche Wur­zeln und war als Ein­zel­han­dels­kauf­mann in einem Su­per­markt an­ge­stellt, bevor er ein­ge­zo­gen wurde. Beide jun­gen Män­ner be­teu­ern, dass es ihnen bei der Garde sehr gut ge­fal­le – was sol­len sie auch an­de­res sagen, wenn sie ihr obers­ter Chef fragt? Ob sie sich vor­stel­len könn­ten, län­ger als die vor­ge­schrie­be­nen sechs Mo­na­te in der Trup­pe zu blei­ben? Die bei­den wie­gen ab­wä­gend den Kopf. Doch, ja, vor­stel­len könn­ten sie sich das schon.

Im Jahr 2019 führ­te Reis­ner das ös­ter­rei­chi­sche Kon­tin­gent in Mali als Kom­man­deur. (Foto: pri­vat)

Etwa zehn Pro­zent der Re­kru­ten ver­pflich­ten sich nach ihrer Wehr­dienst­zeit län­ger. Für Reis­ner ist klar: Auch wegen der Wehr­pflicht hat das Bun­des­heer we­ni­ger Per­so­nal­pro­ble­me als die Bun­des­wehr. Reis­ner wirkt beim Ge­spräch mit den jun­gen Re­kru­ten ehr­lich in­ter­es­siert, er hakt nach, wünscht ihnen am Ende des Ge­sprächs eine gute Zeit. Man hat das Ge­fühl, dass ihm die jun­gen Män­ner wirk­lich wich­tig sind.

Am Schluss des Be­suchs auf dem Schie­ß­platz er­kun­digt sich Reis­ner noch bei den Lei­ten­den, wie die Aus­bil­dung läuft, ob das vom Mi­nis­te­ri­um an­ge­kün­dig­te Ma­te­ri­al an­ge­kom­men ist, wie sich die Re­kru­ten ma­chen. Dann geht es zu­rück nach Wien. Der süd­ko­rea­ni­sche Pre­mier­mi­nis­ter wird heute Abend am Hel­den­platz ein­tref­fen, um den ös­ter­rei­chi­schen Bun­des­kanz­ler zu be­su­chen. Na­tür­lich wird ihn die Garde mit mi­li­tä­ri­schen Ehren emp­fan­gen.

Seit Herbst 2022 ist Reis­ner Kom­man­deur der Garde, einem der tra­di­ti­ons­reichs­ten Ver­bän­de des ös­ter­rei­chi­schen Hee­res. (Foto: Bun­des­heer)

Vom Feld­an­zug in die Gar­de­uni­form

Sei­nen Feld­an­zug tauscht Reis­ner nun gegen seine Gar­de­uni­form. Dann fährt ihn sein Fah­rer zum Hel­den­platz im Her­zen von Wien. In einem In­nen­hof der Hof­burg hat sich be­reits die Eh­ren­kom­pa­nie der Garde auf­ge­stellt. Tou­ris­ten blei­ben ste­hen und be­wun­dern die Sol­da­ten mit ihren roten Ba­ret­ten, den di­cken gol­de­nen Schul­ter­schnü­ren und den wei­ßen Hand­schu­hen. Auf Be­fehl eines Of­fi­ziers prä­sen­tie­ren sie ihre Ge­weh­re, emp­fan­gen die Fahne – ein wich­ti­ges Ri­tu­al vor Be­ginn der Fei­er­lich­kei­ten – und mar­schie­ren dann im Gleich­schritt zur Musik der Mi­li­tär­ka­pel­le vor das Bun­des­kanz­ler­amt. Die jun­gen Sol­da­ten – al­le­samt Wehr­pflich­ti­ge – wir­ken stolz, bei die­sem Staats­akt mit­wir­ken zu dür­fen, man­che bli­cken ernst, an­de­re ver­we­gen drein. „Das ist ein gro­ßer Tag für die Re­kru­ten“, sagt Reis­ner, der das Ge­sche­hen aus dem Hin­ter­grund be­ob­ach­tet. „In kur­zer Zeit haben sie ge­lernt, sich syn­chron zu be­we­gen und stun­den­lang un­be­weg­lich zu ste­hen. Das er­for­dert viel Wil­lens­stär­ke“, sagt Reis­ner. Er selbst wech­selt ei­ni­ge Worte mit dem Wie­ner Po­li­zei­chef zu den Si­cher­heits­vor­keh­run­gen für den Staats­be­such, dann be­spricht er sich mit sei­nem Stell­ver­tre­ter zum Ab­lauf der Ze­re­mo­nie.

Nach etwa einer Stun­de, es ist jetzt 17 Uhr, ist alles vor­bei. Der süd­ko­rea­ni­sche Mi­nis­ter­prä­si­dent ist mit dem ös­ter­rei­chi­schen Kanz­ler im Kanz­ler­amt ver­schwun­den. Die jun­gen Gar­de­sol­da­ten sind im Takt der Mi­li­tär­mu­sik wie­der ab­mar­schiert und mit Trup­pen­fahr­zeu­gen in ihre Ka­ser­ne zu­rück­ge­fah­ren. Doch für Mar­kus Reis­ner ist der Tag noch lange nicht vor­bei. Er muss zu­rück ins Büro, ei­ni­ge Te­le­fon­ge­sprä­che füh­ren, E-mails schrei­ben. Da­nach ist es Zeit, zu sei­ner Frau und sei­nen drei Kin­dern nach Hause zu fah­ren. Wenn die Kin­der im Bett sind, wird er die So­zia­len Me­di­en noch nach Vi­de­os und Text­posts von der ukrai­ni­schen Front durch­fors­ten und seine Ein­schät­zun­gen der mi­li­tä­ri­schen Lage in der Ukrai­ne auf einen ei­ge­nen Te­le­gram-Kanal stel­len. Das wird etwa bis Mit­ter­nacht dau­ern. Da­nach war­tet eine kurze Nacht­ru­he auf ihn. Denn der We­cker wird be­reits um 5:30 Uhr klin­geln. Dann war­tet ein neuer voll­ge­pack­ter Tag auf Mar­kus Reis­ner, den Kriegs­er­klä­rer Nr. 1.

loyal-Re­dak­teu­rin Julia Eg­le­der durf­te Oberst Mar­kus Reis­ner einen Tag lang be­glei­ten. Vor allem das Tra­di­ti­ons­be­wusst­sein und die un­kom­pli­zier­te Art der ös­ter­rei­chi­schen Sol­da­ten fas­zi­nier­ten sie. (Foto: Bun­des­heer)
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