DAS MA­GA­ZIN

Mo­nat­lich in­for­mie­ren wir un­se­re Mit­glie­der mit der loyal über si­cher­heits­po­li­ti­sche The­men. Ab so­fort kön­nen Mit­glie­der auch im Be­reich Ma­ga­zin die darin auf­ge­führ­ten Ar­ti­kel lesen!

Mehr dazu
DER VER­BAND

Der Ver­band der Re­ser­vis­ten der Deut­schen Bun­des­wehr (VdRBw) hat mehr als 115.000 Mit­glie­der. Wir ver­tre­ten die Re­ser­vis­ten in allen mi­li­tä­ri­schen An­ge­le­gen­hei­ten.

Mehr dazu
MIT­GLIED­SCHAFT

Wer­den Sie Teil einer star­ken Ge­mein­schaft

Mehr dazu

loyal

Die neue Ost­flan­ke




Deut­sche Sol­da­ten wäh­rend einer Übung in Li­tau­en.

Foto: Ste­phan Pram­me

Der prä­gen­de Fak­tor für mi­li­tä­ri­sche Ope­ra­tio­nen in Li­tau­en ist das Was­ser. Das sieht, wer über die Au­to­bahn von Vil­ni­us nach Rukla fährt – dem Gar­ni­sons­ort der Bun­des­wehr. Ste­tig tau­chen Was­ser­flä­chen am We­ges­rand auf. Das klei­ne Land im Bal­ti­kum ist ein Schwamm; durch­zo­gen von 30.000 gro­ßen und klei­nen Flüs­sen, mit zahl­rei­chen Moo­ren und Sümp­fen.

„Für die Ver­tei­di­gung Li­tau­ens ist das eine be­son­de­re Her­aus­for­de­rung“, sagt Oberst Wolf­gang Schmidt. Der Kon­tin­g­ent­füh­rer der 13. EFP-Ro­ta­ti­on emp­fängt in einem Con­tai­ner­bü­ro mit einem Bild des preu­ßi­schen Ge­ne­ral-stabs­chef Hel­muth von Molt­ke an der Wand. Schmidt, 53 Jahre alt, kennt sich gut aus mit den bal­ti­schen Län­dern. In einer sei­ner letz­ten Ver­wen­dun­gen war er Re­fe­rent für die Re­gi­on im Ver­tei­di­gungs­mi­nis­te­ri­um. Schmidt im Ge­spräch mit loyal: „Der wei­che, nasse Boden und die Was­ser­läu­fe ma­chen Li­tau­en zu einem her­aus­for­dern­den Ter­rain für Ar­me­en mit ihren zahl­rei­chen schwe­ren Waf­fen. Das zwingt auch An­grei­fer auf be­stimm­te Be­we­gungs­ach­sen, vor­nehm­lich ent­lang der Haupt­ver­kehrs­ach­sen. Um dort zu ver­zö­gern, braucht es wie­der­um eine be­weg­li­che me­cha­ni­sier­te Ge­fechts­füh­rung.“

Zen­tra­ler Part­ner der Li­taui­schen Streit­kräf­te dafür ist die Bun­des­wehr. Seit sie­ben Jah­ren stel­len die Deut­schen die Haupt­kräf­te eines vor­ge­scho­be­nen NATO-Kampf­trup­pen­ba­tail­lons im Land – die En­han­ced For­ward Pre­sence (EFP) – zur Ab­schre­ckung Russ­lands. Die wei­te­ren Part­ner­ar­me­en sind die Nie­der­lan­de, Nor­we­gen, Tsche­chi­en sowie wei­te­re Na­tio­nen im Wech­sel. Das EFP-Ba­tail­lon ist Teil der Ver­tei­di­gungs­pla­nung Li­tau­ens unter Füh­rung der In­fan­te­riebri­ga­de Iron Wolf, die ihren Sitz in Rukla hat. Sie bil­det mit der leich­ten In­fan­te­riebri­ga­de Grif­fin das ge­sam­te li­taui­sche Feld­heer. Die Streit­kräf­te des Lan­des um­fas­sen 22.000 Sol­da­ten. Das heißt: Ohne Al­li­ier­te kön­nen die Li­tau­er ihr Land nicht gegen eine Mi­li­tär­macht wie Russ­land ver­tei­di­gen.

Oberst Wolf­gang Schmidt, Kon­tin­g­ent­füh­rer deut­scher An­teil EFP-Ba­tail­lon. (Foto: Ste­phan Pram­me)

Dabei geht es nicht nur um die be­rüch­tig­te Su­wal­ki-Lücke, dem schma­len Land­kor­ri­dor von Polen nach Li­tau­en zwi­schen Russ­lands En­kla­ve Ka­li­nin­grad und des­sen Ver­bün­de­tem Wei­ßruss­land. In den bal­ti­schen Län­dern gibt es vier An­schluss­hubs an das rus­si­sche Ei­sen­bahn­netz – alle urban und in Grenz­nä­he, dar­un­ter Li­tau­ens Haupt­stadt Vil­ni­us. Das macht sie gegen einen rus­si­schen An­griff schwer zu hal­ten. Fal­len sie, hat Russ­land die we­sent­li­chen Lo­gis­tik­kno­ten­punk­te be­reits in der Hand, um mas­siv Trup­pen nach­zu­schie­ben. Die Stre­cke von Vil­ni­us bis zur Küste ist ein Kat­zen­sprung, die mit dem Pkw keine vier Stun­den dau­ert.

Mit Russ­lands In­va­si­on in die Ukrai­ne im Früh­jahr ver­gan­ge­nen Jah­res ver­stärk­te die NATO das EFP-Ba­tail­lon von circa 1.200 auf 1.700 Sol­da­ten. Im Zuge des­sen wurde auch der Pos­ten des Kon­tin­g­ent­füh­rers ge­schaf­fen, zu­sätz­lich zum Kom­man­deur. „Ich ver­ant­wor­te das Mel­de­we­sen mit dem Ein­satz­füh­rungs­kom­man­do, ko­or­di­nie­re die Zu­sam­men­ar­beit mit den Li­tau­ern und über­neh­me die Masse der stark ge­wach­se­nen In­for­ma­ti­ons­ar­beit. Der EFP-Kom­man­deur kann sich so auf den tak­ti­schen Kern kon­zen­trie­ren, be­son­ders auf Aus­bil­dung und Übun­gen“, er­läu­tert Schmidt. Wei­te­re Neue­run­gen: Die Bun­des­wehr hat nun einen deut­schen Oberst als Trai­ning Ex­er­ci­ce Di­rec­tor im Stab der Iron Wolf-Bri­ga­de, um das ge­mein­sa­me Üben zu ko­or­di­nie­ren. Kon­tin­g­ent­füh­rer Schmidt: „Die Li­tau­er ar­bei­ten mit einem Drei-Jah­res-Übungs­zy­klus, der zwei­mal im Jahr die Übung Iron-Wolf zur Über­prü­fung der Ein­satz­be­reit­schaft vor­sieht. Hier for­dern die EFP-Ein­hei­ten als Feind­kräf­te die Li­tau­er und um­ge­kehrt.“

„En­han­ced Vi­gi­lan­ce Ac­ti­vi­ties“

Einen Tag spä­ter auf Li­tau­ens grö­ß­tem Trup­pen­übungs­platz Pa­b­radė, nur zwölf Ki­lo­me­ter von der Gren­ze zu Wei­ßruss­land ent­fernt. In einem ver­schnei­ten Wald­stück schiebt sich ras­selnd eine Pan­zer­le­ge­brü­cke „Biber“ über einen Was­ser­lauf. Es trai­niert eine wei­te­re Bun­des­wehr­neu­heit für die Ost­flan­ke – die EVA-Bri­ga­de. Das Kür­zel steht für „En­han­ced Vi­gi­lan­ce Ac­ti­vi­ties“ – zu Deutsch: „Ak­ti­vi­tä­ten er­höh­ter Wach­sam­keit“. Bun­des­kanz­ler Olaf Scholz hatte Li­tau­en im Som­mer 2022 ver­spro­chen, dass Deutsch­land sein dor­ti­ges En­ga­ge­ment mit einer Kampf­bri­ga­de ver­stärkt. Die Li­tau­er, die eine mas­si­ve Ver­tei­di­gung ohne Ver­zug be­nö­ti­gen, hät­ten diese gerne bei sich im Land (siehe In­ter­view unten). Doch Deutsch­land setzt auf ein Ro­ta­ti­ons­kon­zept bei der EVA-Bri­ga­de: In Rukla wird ein vor­ge­scho­be­ner Kom­man­do­pos­ten mit 50 Sol­da­ten un­ter­hal­ten, die Kampf­ein­hei­ten blei­ben in Deutsch­land und ro­tie­ren zu re­gel­mä­ßi­gen Trai­nings nach Li­tau­en. Den Auf­trag dafür hat bis Ende des Jah­res die Pan­zer­gre­na­dier­bri­ga­de 41 aus Neu­bran­den­burg und trai­niert ihn mit der Grif­fin-Übungs­se­rie. Den Auf­takt mach­te „Grif­fin Light­ning“ wäh­rend des loyal-Be­suchs An­fang März, bei der Teile des Jä­ger­ba­tail­lons 413 der Bri­ga­de nach Li­tau­en ver­leg­ten. Im Som­mer folgt „Grif­fin Storm“ mit einem er­wei­ter­ten Ba­tail­lon. Die Auf­marsch­pla­nung soll dann erst­mals über das neue Ter­ri­to­ria­le Füh­rungs­kom­man­do in Ber­lin lau­fen. Bis dato stim­men sich dazu Heer, Or­ga­ni­sa­ti­ons­be­rei­che und Ein­satz­füh­rungs­kom­man­do un­ter­ein­an­der ab. Ob das neue Vor­ge­hen Vor­tei­le bringt, muss sich noch zei­gen.

Ein Brü­cken­le­ge­pan­zer „Biber“ der Bun­des­wehr auf dem Trup­pen­übungs­platz Pa­b­radė – eine es­sen­zi­el­le Fä­hig­keit im ge­wäs­ser­rei­chen Li­tau­en. (Foto: Ste­phan Pram­me)

Die Ver­le­gung via Stra­ße der leich­ten Jäger-In­fan­te­rie mit ihren Bo­xern be­glei­te­te das Heer auf Twit­ter nicht ganz stim­mig unter dem Hash­tag #Mitt­le­re­Kräf­te on the Road. Denn diese Kräf­te­ka­te­go­rie des Feld­hee­res wird erst auf­ge­baut. Auch diese Neue­rung soll den Ver­tei­di­gungs­bei­trag Deutsch­lands für die Ost­flan­ke ver­bes­sern. Bis jetzt hat das Heer leich­te In­fan­te­rie­kräf­te wie Fall­schirm­jä­ger und Jäger und schwe­re wie die Pan­zer­trup­pe samt Gre­na­die­ren. Da­zwi­schen wer­den nun die Jäger zu Mitt­le­ren Kräf­ten kampf­wert­ge­stei­gert. Statt Bo­xern mit MG er­hal­ten sie Rad­schüt­zen­pan­zer plus stär­ke­re Feu­er­un­ter­stüt­zung über Rad­hau­bit­zen und Mör­ser. Das Kal­kül der Hee­res­pla­ner: Würde Russ­land ein­fal­len oder eine At­ta­cke ab­seh­bar sein, sol­len die rad­be­weg­li­chen Trup­pen rasch via Stra­ßen­an­marsch ent­ge­gen­tre­ten und mit der ge­stärk­ten Feu­er­kraft ihrer Ra­dar­til­le­rie auch schwe­re Feind­kräf­te ver­zö­gern. Die Ver­le­gung via Stra­ße macht den An­marsch zudem wi­der­stands­fä­hi­ger. Das Stra­ßen­netz er­laubt ein Aus­wei­chen bei Be­schuss. Bahn­tras­sen las­sen sich leich­ter un­ter­bre­chen, Schiffs­trans­por­te wären ein ein­fa­che­res Ziel.

Der Kom­man­deur der Pan­zer­gre­na­dier­bri­ga­de 41, Bri­ga­de­ge­ne­ral Chris­ti­an Na­wrat im Ge­spräch mit loyal in  Pa­b­radė: „Die EVA-Bri­ga­de wird künf­tig eine der Mitt­le­ren Kräf­te sein. Deren Auf­bau wird aber noch ei­ni­ge Jahre dau­ern. Dafür müs­sen hier die Rüs­tungs­ent­schei­dun­gen zu Rad­hau­bit­zen und Co. ge­trof­fen wer­den und die Sys­te­me zu­lau­fen. Par­al­lel er­folgt die Er­ar­bei­tung von Ein­satz­grund­sät­zen.“

Bri­ga­de­ge­ne­ral Chris­ti­an Na­wrat. (Foto: Ste­phan Pram­me)

Den Auf­trag, als Ein­greif­bri­ga­de für Li­tau­en zu fun­gie­ren, wer­den in den Fol­ge­jah­ren somit auch schwe­re Gro­ß­ver­bän­de über­neh­men. Für 2024 ist die Pan­zer­bri­ga­de 12 ein­ge­teilt. Im Heer läuft seit die­sem Monat die Um­glie­de­rung des Hee­res für die neue Kräf­te­ka­te­go­rie. Dafür wer­den die Jäger-Ein­hei­ten bei der 1. Pan­zer­di­vi­si­on in der Pan­zer­bri­ga­de 21 ge­bün­delt, dem Test­ver­band zum Auf­bau der Mitt­le­ren Kräf­te. Für ihr neues Ost­flan­ken-Werk­zeug set­zen die Deut­schen zudem auf die Res­sour­cen der nie­der­län­di­schen Land­streit­kräf­te. Die wer­den mit all ihren Bri­ga­den nun voll­stän­dig in das deut­sche Feld­heer in­te­griert. „Die ge­mein­sa­me Ent­wick­lung Mitt­le­rer Kräf­te steht bei die­ser In­te­gra­ti­on im Vor­der­grund“, heißt es in der In­fo­bro­schü­re des Hee­res „Zei­ten­wen­de Ukrai­ne­krieg – Mo­der­ni­sie­rung der Land­streit­kräf­te“. In der Trup­pe sind die Mitt­le­ren Kräf­te um­strit­ten. Die am häu­figs­ten an loyal her­an­ge­tra­ge­ne Kri­tik: zu wenig Kampf­kraft für die Ver­zö­ge­rung. Die Mit­tel zum Auf­bau Mitt­le­rer Kräf­te wären ef­fi­zi­en­ter bei der Stär­kung der schwe­ren Kräf­te auf­ge­ho­ben – für mehr Mu­ni­ti­on, Ar­til­le­rie und Pio­nie­re.

„Erste tak­ti­sche Ver­le­gung funk­tio­nier­te bes­tens“

Zu­min­dest die erste tak­ti­sche Ver­le­gung der Mitt­le­ren Kräf­te in spe bei „Grif­fin Light­ning“ funk­tio­nier­te bes­tens, so die Be­wer­tung Ge­ne­ral Na­wrats ge­gen­über ​loyal. „Die Ma­nö­ver­ele­men­te ver­leg­ten ohne Pro­ble­me via Stra­ße mit vier Mar­schein­hei­ten ins­ge­samt in­ner­halb einer Woche über 1.200 Ki­lo­me­ter nach Li­tau­en.“ Teils wurde Per­so­nal je­doch ein­ge­flo­gen, und Ma­te­ri­al kam auch auf dem See­weg. Für den Stra­ßen­marsch gal­ten zudem Ein­schrän­kun­gen durch Re­gle­ments unter Frie­dens­be­din­gun­gen – etwa ge­setz­li­che Lenk- und Ru­he­zei­ten für Fah­rer. Von Sei­ten der Li­tau­er gibt es die Auf­la­ge, Marsch­ko­lon­nen auf 25 Fahr­zeu­ge zu be­gren­zen, da grö­ße­re den zi­vi­len Ver­kehrs­fluss stark hem­men wür­den.

Sol­da­ten des Jä­ger­ba­tail­lons 413 bei einem Ge­fechts­schie­ßen wäh­rend der Übung „Grif­fin Light­ning“ in Li­tau­en An­fang März. (Foto: Ste­phan Pram­me)

Das große Blei­ge­wicht für Ver­le­gun­gen an die Ost­flan­ke ist wei­ter­hin deren auf­wen­di­ge Hand­ha­bung. Sie ist nicht auf mi­li­tä­ri­sche Worst-Case-Sze­na­ri­en aus­ge­legt. Ge­ne­ral Na­wrat dazu: „Die Ge­schwin­dig­keit der Ab­spra­chen im Vor­feld ist die Her­aus­for­de­rung. Das fängt beim Sys­tem Bun­des­wehr an, das die Ver­le­gung ka­na­li­sie­ren muss. Bis dato sind hier zu viele Ak­teu­re und Ab­spra­chen nötig. Dies soll­te künf­tig nach mei­ner An­sicht al­lein über das Ter­ri­to­ria­le Füh­rungs­kom­man­do er­fol­gen. Des Wei­te­ren haben die NATO-Staa­ten immer noch auf­wen­di­ge und stark un­ter­schied­li­che Ver­fah­ren zur Be­ar­bei­tung von Marsch­kre­di­ten, die meh­re­re Wo­chen dau­ern.“

Die Schwä­chen der Ver­le­gung sind Le­gi­on. Den See-Cargo für Ost­flan­ken-Ma­nö­ver muss die Bun­des­wehr teils Mo­na­te im Vor­aus über Ein­zel­aus­schrei­bun­gen am Markt plat­zie­ren, damit sie ihn für ge­plan­te Ma­nö­ver si­cher hat. Für den „Grif­fin Light­ning“-See­trans­port ging die An­for­de­rung Ende De­zem­ber ver­gan­ge­nen Jah­res ein, so ein Spre­cher des Ter­ri­to­ria­len Füh­rungs­kom­man­dos zu loyal. „Die Bun­des­wehr ar­bei­tet daran, hier­für Rah­men­ver­trä­ge mit zi­vi­len An­bie­tern zu schlie­ßen.“ Sol­che Ver­trä­ge zum Ab­ru­fen von Leis­tun­gen stre­ben die Streit­kräf­te seit Jah­ren in vie­len Be­rei­chen an, bei­spiels­wei­se auch bei Mu­ni­ti­on. Ihr Zu­stan­de­kom­men ist je­doch ein zähes Ge­schäft, denn das Be­reit­hal­ten von Trans­port- und an­de­ren Ka­pa­zi­tä­ten auf Sei­ten der Wirt­schaft ist im­mens teuer.

Hand­lungs­be­darf bei In­fra­struk­tur

In der Woche vor „Grif­fin Light­ning“ waren alle Marsch­fahr­zeu­ge gegen die Afri­ka­ni­sche Schwei­ne­pest zu de­kon­ta­mi­nie­ren – eine Vor­ga­be Po­lens bei der Tier­seu­chen­pro­phy­la­xe. „Um das zu stem­men, muss­ten wir für ei­ni­ge Ar­beits­schrit­te pri­va­te Fir­men an­mie­ten“, er­läu­tert Kon­tin­g­ent­füh­rer Wolf­gang Schmidt.“ Nach sei­ner Be­ob­ach­tung sind die Li­tau­er aktiv, was die Er­neue­rung von In­fra­struk­tur an­be­langt. „Al­ler­dings gibt es auch einen im­mensen Hand­lungs­be­darf. Viele Brü­cken und Stra­ßen stam­men noch aus der So­wjet­zeit und müs­sen über­prüft wer­den. Da es im Ge­fecht wich­tig ist, die Trag­fä­hig­keit der Brü­cken genau zu ken­nen, un­ter­stüt­zen wir an­lass­be­zo­gen bei der Ein­schät­zung ihrer Be­last­bar­keit.“

Der Ent­wurf für ein Mul­ti­funk­ti­ons­ge­bäu­de – Teil einer neuen In­fra­struk­tur für NATO-Trup­pen am Übungs­raum Pa­b­radė, die bis 2026 ent­ste­hen soll. (Ab­bil­dung: NSPA)

Neben einer bes­se­ren Ver­le­gung braucht die neue Ost­flan­ken-Ver­tei­di­gung der Bun­des­wehr auch bes­se­re In­fra­struk­tur. Das Mehr an Trup­pen muss un­ter­kom­men und braucht Platz fürs Trai­ning. Die Übungs­plät­ze des Lan­des sind schon seit Jah­ren über­lau­fen. Der klei­ne Übungs­platz Gaižiūnai di­rekt bei Rukla wird ge­ra­de ver­grö­ßert, eig­net sich bis jetzt nur zur Zug­aus­bil­dung. Li­tau­ens grö­ß­ter Ma­nö­ver­platz Pa­b­radė bie­tet Platz für ein Ba­tail­lon. Doch drei ste­hen dafür Schlan­ge: EFP, Iron Wolf und ein US-Ba­tail­lon, das di­rekt vor Ort im Camp Her­kus sta­tio­niert ist. Der  Übungs­raum Rūdn­in­kai in Süd­li­tau­en soll schritt­wei­se aus­ge­baut wer­den, damit dort drei Kampf­ba­tail­lo­ne üben kön­nen. Doch das dürf­te noch bis Ende die­ses Jahr­zehnts dau­ern. Bis 2027 soll ein EFP-Lo­gis­tik­hub in Rukla ste­hen. Die Flä­che am Fluss Neris ist pla­niert. Beim loyal-Be­such wurde ge­ra­de das Erd­reich ver­dich­tet. Das Pro­jekt wird von der NATO-Be­schaf­fungs­or­ga­ni­sa­ti­on NSPA be­treut, eben­so der Bau neuer Ka­ser­nen unter dem klang­vol­len Namen „Neris Ter­race In­fra­st­ruc­tu­re“ für 3.000 Sol­da­ten. Um den Deut­schen die Sta­tio­nie­rung der EVA-Bri­ga­de in Li­tau­en schmack­haft zu ma­chen, pla­nen die Li­tau­er für die Bun­des­wehr drei klei­ne „Mi­li­tär-Städ­te“ (siehe fol­gen­des In­ter­view).

In Li­tau­ens Haupt­stadt Vil­ni­us fin­det im Som­mer der nächs­te NATO-Gip­fel statt. Hier wird es darum gehen, das „New Force Model“ der Al­li­anz wei­ter aus­zu­ar­bei­ten. Es sieht vor, Trup­pen­stär­ken von 800.000 statt bis­her 50.000 Sol­da­tin­nen und Sol­da­ten mo­bi­li­sie­ren zu kön­nen. Zur­zeit ent­wi­ckelt die Al­li­anz dafür ihre re­gio­na­len Ver­tei­di­gungs­plä­ne. Deutsch­lands ers­ter Bei­trag zum New Force Model soll die Di­vi­si­on 2025 sein. Die ent­steht auf Basis der 10. Pan­zer­di­vi­si­on, muss aber wie­der Ma­te­ri­al aus dem ge­sam­ten Heer er­hal­ten. Schlep­pen­de Rüs­tung ist nur ein Stress­fak­tor für die Auf­stel­lung der neue Ost­flan­ken-Ver­tei­di­gung der Bun­des­wehr. Diese baut immer noch ihre Co­ro­na-Aus­bil­dungs­del­le ab und wird zu­neh­mend zur Bei­stands­ar­mee für die Ukrai­ne, was Res­sour­cen kos­tet. Der Kom­man­deur der letz­ten EFP-Ro­ta­ti­on vom Pan­zer­ba­tail­lon 203 kehr­te in einen Ver­band zu­rück, der 14 Leo­pard-2-Pan­zer für die Ukrai­ne ab­ge­ben muss­te.


In­ter­view

V. Ur­be­lis (Foto: Pram­me)

„Deutsch­land ist stra­te­gi­scher Part­ner“

loyal-Ge­spräch mit Vai­do­tas Ur­be­lis – Po­li­ti­scher Di­rek­tor im Ver­tei­di­gungs­mi­nis­te­ri­um Li­tau­ens.

 

Herr Ur­be­lis, wie be­droh­lich ist Russ­lands Mi­li­tär­po­ten­zi­al trotz Aus­zeh­rung im Ukrai­ne-Krieg?

 

Ver­wand­te Ar­ti­kel
loyal

Von der Schlamm­zo­ne in den Sumpf

Seit Ja­nu­ar lebt Eu­ro­pa im Rhyth­mus der Exe­ku­tiver­las­se Do­nald Trumps. Alles geht nun sehr schnell. In Deutsch­land wurde dabei bis­lang...

07.04.2025 Von Jacob Ross
loyal

Im Reich des Nar­ziss­ten und des Ego­ma­nen

Für den Re­gens­bur­ger USA-Ex­per­ten Prof. Dr. Ste­phan Bier­ling ist die Ka­ta­stro­phe in den trans­at­lan­ti­schen Be­zie­hun­gen da. Er er­klärt, wie der...

02.04.2025 Von André Uzu­lis
loyal

Eu­ro­pa, Du bist dran!

Do­nald Trump hält in den ers­ten hun­dert Tagen sei­ner zwei­ten Amts­zeit die Welt in Atem. Seine Wut und sein Hass...

31.03.2025 Von André Uzu­lis