Chinas aggressive Expansion und Militarisierung sind eine der größten strategischen Herausforderungen unseres Jahrhunderts. Mit der fortgesetzten Aufschüttung künstlicher Inseln, der Errichtung von Militärbasen und der Beanspruchung internationaler Gewässer als Hoheitsgebiet drängt China seine Nachbarstaaten zur Seite und verletzt das Völkerrecht. Diese Strategie bedroht nicht nur die freien Schifffahrtswege, sondern auch die regelbasierte internationale Ordnung, auf der der globale Handel fußt – eine Ordnung, von der Deutschland als drittgrößte Volkswirtschaft besonders abhängt.
Die Durchfahrt deutscher Marineschiffe durch die Taiwanstraße Mitte September ist ein klares Signal. Es geht nicht darum, China militärisch zu provozieren, sondern Präsenz zu zeigen. Deutschland und Europa müssen dort, wo ihre Interessen vital betroffen sind, sichtbar sein. Sie müssen dazu beitragen, dass Regelbrüche und aggressives Verhalten öffentlich gemacht und dokumentiert werden. Die Freiheit der Meere ist nicht nur ein rechtliches Prinzip, sondern eine strategische Notwendigkeit. Es darf nicht der Eindruck entstehen, chinesische Machtpolitik würde stillschweigend hingenommen. Denn wenn sich China dazu hinreißen ließe, die Taiwan-Frage militärisch lösen zu wollen, wären die wirtschaftlichen Folgen für Deutschland, Europa und die Welt noch gravierender als die des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine.
China verfolgt eine klare Interessenpolitik, die auf die Ausweitung seiner Macht ausgerichtet ist. „Appeasement funktioniert nicht, Zugeständnisse werden stets mit weiterer Unterdrückung beantwortet“, berichten beispielsweise unsere Partner aus den Philippinen. Deutschland und die EU müssen selbstbewusst auftreten und für ihre Werte sowie die regelbasierte Weltordnung einstehen.
Zeitenwende bedeutet auch, dass wir nicht naiv im Umgang mit China bleiben dürfen. Unsere Präsenz im Indopazifik ist nicht optional – sie ist eine strategische Notwendigkeit, um unsere Interessen und die globale Stabilität zu sichern.
Der Autor
Korvettenkapitän d.R. Dr. Moritz Brake ist Experte für Maritime Sicherheit sowie Mitgründer und Geschäftsführer der Firma Nexmaris.