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Von kalter, grauer Asche

Die Traditionserlass-Ergänzung, die der Bundeswehr-Gründergeneration aus der Wehrmacht Geltung verschaffen sollte, kassierte das Wehrressort bald wieder ein. Soldat Matthias Klingemann findet, die Orientierung an heutiger militärischer Exzellenz ist wichtiger.

Matthias Klingemann, Major der Streitkräftegemeinsamen Taktischen Feuerunterstützung.

Illustration: Stefan Bachmann

Wer tapfer kämpfen will, braucht Vorbilder, die durch die Hölle gegangen sind. Männer, die bereit waren, alles zu geben, unabhängig von der Sache, für die sie kämpften! Oder nicht? Gemessen am russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine scheint es für mich so, dass eine rückwärtsgewandte Motivationskultur, wie sie zum Beispiel in den russischen Streitkräften gelebt wird, einer auf das Hier und Jetzt gerichteten Botschaft von Hoffnung und Freiheit unterlegen ist.

Die Rückbesinnung auf vergangene Taten militärischer Exzellenz hat noch nie die Probleme von heute gelöst – ganz im Gegenteil. So geben sie doch reaktionären Kräften Raum, sich zu entfalten und damit die Möglichkeit, den allgemeinen Fortschritt zu verhindern. Deshalb waren die Ergänzungen zum Traditionserlass der Bundeswehr ein Fehler, war ihre Rücknahme geboten.

Was wir heute brauchen, ist ein neues „Wofür wir kämpfen“. Im Fokus der Botschaft muss die Gesellschaft stehen, in der wir leben wollen. Dabei helfen uns die Heldengeschichten von Hartmann, Topp und Co., die sie für ein Unrechtsregime begangen haben, nicht.

Zeitenwende beginnt in den Köpfen. Wenn die Bilder in den Köpfen geprägt sind von grauen Uniformen, die für eine falsche Sache „Hervorragendes“ leisten, kann das gemeinsame Ziel verloren gehen. Viel zu lange schon hängt der Geist einiger Teile der Bundeswehr im grauen Wehrmachtstuch gefangen.

Eine wahre Zeitenwende beginnt erst dann, wenn wir den Ballast der Vergangenheit abwerfen, die Marschkompasszahl Richtung Zukunft eindrehen und vom Hier und Jetzt nach vorne gehen. Das konsequente Ausrichten der Streitkräfte auf die aktuellen Herausforderungen ist geboten.

Um die Flamme unseres Kampfgeistes zu nähren, benötigen wir die gekonnte Arbeit an aktuellen militärischen Fragen und nicht das Zusammenkratzen von kalter, grauer Asche der Militärgeschichte.

Matthias Klingemann
Major der Streitkräftegemeinsamen Taktischen Feuerunterstützung

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