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Gastkommentar: „Weniger Formaldienst“

Ist der Formaldienst, der auch heute noch wichtiger Bestandteil der militärischen Ausbildung ist, angesichts der Herausforderungen moderner Kriegsführung noch zeitgemäß? Ilhan Akcay, Soldat der Fallschirmjägertruppe, findet: Nein.

Ilhan Akcay, Oberleutnant der Fallschirmjägertruppe.

Illustrationen: Stefan Bachmann

bundeswehrloyalMeinung

Es ist eine Szenerie, die vielen von uns vertraut ist: Eine Gruppe Soldaten bewegt sich auf einem Paradeplatz in präziser Formationn, geleitet von Kommandos. Formaldienst ist ein Bestandteil der militärischen Ausbildung, der nicht wegzudenken ist. Abgeleitet aus dem Exerzieren, war er ein wesentlicher Bestandteil der Ausbildung zur Linientaktik des 18. Jahrhunderts. Dabei wurden die Truppen in parallelen Linien aufgestellt, um eine große Feuerkraft zu erzielen. Entscheidend für den Erfolg war somit der Drill schneller und präziser Bewegungen in Formation. Die Soldaten mussten sehr diszipliniert sein, um die Linie zu halten und das Feuer auf den Gegner zu eröffnen. Ultimativer Gehorsam war nötig. Die Weiterentwicklung von Feuerwaffen und der Einsatz von Artillerie machten die Linientaktik schließlich im Laufe des 19. Jahrhunderts obsolet.

Im Vergleich dazu ist das moderne Gefecht geprägt durch Mobilität, Flexibilität und Anpassungsfähigkeit. Einheiten und Verbände werden nicht mehr in starren Formationen aufgestellt, sondern gehen selbstständig in Deckung, bewegen sich geländeangepasst und nicht in exakten Linien. Und vor allem: moderne Soldaten sollen nicht auf Befehle warten, sondern selbstständig im Sinne der Führung handeln. All diese Dinge stehen im Gegensatz zur Linientaktik und somit auch zum Formaldienst.

Das, was geübt wird, prägt sich auch ein. Beim Formaldienst lernen Soldaten Befehle ohne Nachfrage zu befolgen und dass schöne geometrische Formen wichtiger sind als Praktikabilität.Doch in einer schnelllebigen und sich ständig ändernden Gefechtslage ist es wichtig, flexibel und anpassungsfähig zu sein, unkonventionell zu denken und sich nicht von der Ästhetik exakter Karrees ablenken zu lassen.

Angesichts begrenzter Ressourcen, insbesondere knapper Zeit, sollten wir unsere Ausbildung auf die bestmögliche Vorbereitung unserer Soldaten für das Gefechtsfeld konzentrieren und die Zeit für Formaldienst minimieren. Alles, was vermeintlich durch Formaldienst vermittelt wird, wie Disziplin und Zusammenhalt, kann besser im Gefechtsdienst, mit Bezug zur Realität, vermittelt werden. Wir brauchen nicht den Soldaten und die Soldatin, die stillstehen und sich exakt bewegen können, wenn der Führer der Paradeaufstellung das befiehlt. Wir brauchen Soldaten, die selbstständig und ohne Supervision Aufträge im Sinne der übergeordneten Führung erfüllen. Wir sollten also mehr Gefechtsdienst und weniger Formaldienst wagen.

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