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Ge­fähr­li­che Lücke

Die mo­bi­le Flug­ab­wehr im Nah­be­reich war einst eine Pa­ra­de­dis­zi­plin der Bun­des­wehr. Heute tut sich hier eine mas­si­ve Fä­hig­keits­lü­cke auf. Ins­be­son­de­re beim Schutz vor Droh­nen ha­pert es. Doch der Auf­bau einer mi­li­tä­risch wirk­sa­men Lö­sung für die Streit­kräf­te wird schwie­rig.

Ein Schwarm Mini-Droh­nen in der Trai­nings­stadt Fort Irwin der US-Streit­kräf­te in Texas. Schwar­m­an­grif­fe von Droh­nen gel­ten als State of the Art Kriegs­füh­rung der nahen Zu­kunft.

Foto: U.S. Army

Flug­ab­wehrloyalrüs­tung

Kampf­hub­schrau­ber jagen im Tief­flug über ein Wald­ge­biet im Nor­den Li­tau­ens. Im Vi­sier haben sie eine Fahr­zeug-Ko­lon­ne mit NATO-Trup­pen – ein Übungs­sze­na­rio bei „To­bruq Le­ga­cy“, der wich­tigs­ten Flug­ab­wehr­übung der Mi­li­tär­al­li­anz, die jähr­lich im Herbst statt­fin­det. Nicht dabei ist in die­sem Jahr die Bun­des­wehr. Laut einem Luft­waf­fen­spre­cher ge­gen­über loyal, weil auf­grund der Co­ro­na-Pan­de­mie aus­ge­fal­le­ne Übun­gen des Früh­jah­res in den Herbst ver­legt wur­den. Dabei wird bei „To­bruq Le­ga­cy“ das trai­niert, was eine be­son­de­re Schwä­che der Bun­des­wehr ist: der be­glei­ten­de Schutz ei­ge­ner Ein­hei­ten gegen At­ta­cken aus der Luft, wenn Pan­zer und Co. in Be­we­gung sind. Diese mo­bi­le Flug­ab­wehr im Nah- und Nächst­be­reich – so die Fach­be­zeich­nung – exis­tiert in Deutsch­lands Streit­kräf­ten nur noch als Rest­wert: bei der Flug­ab­wehr­ra­ke­ten­grup­pe 61 mit 19 Ra­ke­ten­sys­te­men „Oze­lot“. Das sind klei­ne Ket­ten­fahr­zeu­ge vom Typ Wie­sel, be­waff­net mit Stin­ger-Ra­ke­ten. Damit kön­nen sie tief­flie­gen­de Hub­schrau­ber und Kampf­flug­zeu­ge ab­weh­ren, aber nicht die neue Ge­fahr auf dem Ge­fechts­feld, Mini-Droh­nen. Auch für die Rück­kehr des in­ten­si­ven Ge­fechts mit Pan­zern und Ar­til­le­rie durch den NATO-Russ­land-Kon­flikt ist der leicht ge­pan­zer­te Oze­lot nicht ge­eig­net.

Im Kal­ten Krieg war die mo­bi­le Flug­ab­wehr der Bun­des­wehr ein Glanz­stück in­ner­halb der NATO. Op­ti­miert für ihren Haupt­auf­trag – Ver­zö­ge­rung eines Gro­ß­an­griff der So­wjets – war die Bun­des­wehr vor allem eine Pan­zer­ar­mee. Für deren Schutz gegen Luft­an­grif­fe wurde eine leis­tungs­star­ke Flug­ab­wehr der Bo­den­trup­pen mit mehr als 14 Re­gi­men­tern auf­ge­baut. Aus­ge­rüs­tet waren diese Ein­hei­ten mit dem „Ge­pard“-Flug­ab­wehr­ka­no­nen­pan­zer und mit dem Ra­ke­ten­sys­tem „Ro­land“. Doch das ist lange her. Die Bun­des­wehr baute diese Flug­ab­wehr für die große Pan­zer­schlacht in der Nord­deut­schen Tief­ebe­ne ab den 1990er Jah­ren ra­di­kal ab. Die Trup­pen­gat­tung Hee­res­flug­ab­wehr wurde 2012 sogar ganz auf­ge­löst. Seit­dem küm­mert sich die Luft­waf­fe um die Flug­ab­wehr des Hee­res. Die da­ma­li­ge Über­le­gung: In den Aus­lands­ein­sät­zen tre­ten keine Geg­ner mit Luft­waf­fen auf. Grö­ße­re Ope­ra­tio­nen von Bo­den­trup­pen samt ge­pan­zer­ter Ein­hei­ten spie­len dort kaum eine Rolle. Des­halb reich­te es, ein paar „Oze­lot“-Sys­te­me bei der Luft­waf­fe zen­tral vor­zu­hal­ten und bei Be­darf in die Ein­sät­ze ab­zu­ge­ben, was den Un­ter­halt güns­ti­ger macht. Doch die­ses Kon­zept wurde von der Ent­wick­lung des Krie­ges ra­sant über­holt.

Aser­bai­dschans Droh­nen krie­gens­ent­schei­dend

Die immer in­ten­si­ve­re Nut­zung von Droh­nen­tech­no­lo­gie ist eine Her­aus­for­de­rung für die Flug­ab­wehr. Jüngst war die Droh­nen-Luft­waf­fe Aser­bai­dschans der krie­gens­ent­schei­den­de Fak­tor gegen Ar­me­ni­en beim Kampf um Berg-Ka­ra­bach. Mit von der Tür­kei ge­lie­fer­ten Kamp­droh­nen und so ge­nann­ten „Ka­mi­ka­ze­droh­nen“ is­rae­li­scher Pro­duk­ti­on zer­stör­te Aser­bai­dschan ef­fi­zi­ent das geg­ne­ri­sches Kriegs­ge­rät am Boden. Ohne mo­bi­le Flug­ab­wehr waren Ar­me­nies Trup­pen­ver­stär­kun­gen hilf­los den Droh­nen-At­ta­cken aus­ge­lie­fert.

Ein Oze­lot der Bun­des­wehr vi­siert bei einer Übung mit sei­nen Stin­ger-Ra­ke­ten einen Hub­schrau­ber an. Leit­mo­tiv für die­ses leich­te Flug­ab­wehr­sys­tem war ur­sprüng­lich der Schutz von Luft­lan­de­ope­ra­tio­nen. So am­bi­tio­niert kam es je­doch nie zum Ein­satz. (Foto: Bun­des­wehr)

Auch asym­me­tri­sche Geg­ner nut­zen Droh­nen als An­griffs­waf­fen. Im Irak setz­te der IS kom­mer­zi­el­le Mini-Droh­nen ein, um 40mm-Gra­na­ten über geg­ne­ri­schen Ein­hei­ten ab­zu­wer­fen. Für kon­ven­tio­nel­le Ar­me­en be­son­ders ge­fähr­lich: Droh­nen als Mit­tel der feind­li­chen Auf­klä­rung. Klei­ne, schwer auf­zu­spü­ren­de Späh­droh­nen kön­nen schnell und prä­zi­se Ar­til­le­rie- und Ra­ke­ten­feu­er len­ken. So ver­nich­te­ten Do­nezk-Se­pa­ra­tis­ten in we­ni­gen Mi­nu­ten ganze Kom­pa­ni­en der ukrai­ni­schen Armee. Als State-of-the-Art-Kriegs­tak­tik der nahen Zu­kunft gilt den Mi­li­tär­pla­nern welt­weit das Aus­schal­ten von Waf­fen­sys­te­men wie Pan­zern, indem deren Sen­so­ren durch Droh­nen-Schwär­me über­sät­tigt wer­den.

Pro­jekt „Qua­li­fi­zier­te Flie­ger­ab­wehr“

Der Auf­takt zu einer zeit­ge­mä­ßen mo­bi­len Flug­ab­wehr der Bun­des­wehr soll das Pro­jekt „Qua­li­fi­zier­te Flie­ger­ab­wehr“ sein. Hin­ter die­ser Be­zeich­nung ver­birgt sich die Be­kämp­fung von klei­nen Droh­nen. Die erste Grund­la­ge dazu wird ge­ra­de im frän­ki­schen Ham­mel­burg ge­legt. Am dor­ti­gen Aus­bil­dungs­zen­trum In­fan­te­rie ler­nen Sol­da­ten der 4. Kom­pa­nie des Jä­ger­ba­tail­lons 292 das ge­pan­zer­te Rad­fahr­zeug Boxer zu be­herr­schen. Par­al­lel schult die Luft­waf­fe Sol­da­ten der Ein­heit zu Flie­ger­ab­wehr­aus­bil­dern und Be­ra­tern. Wenn der NATO-Ein­greif­ver­band VJTF 2023 das nächs­te Mal von der Bun­des­wehr ge­führt wird, soll die Jäger-Kom­pa­nie zehn Boxer zum Ein­satz brin­gen, aus­ge­rüs­tet mit Gra­nat­ma­schi­nen­waf­fen 40mm. Ziel ist es, damit Droh­nen der Klas­se 1 (bis zu 150 kg) ab­zu­weh­ren.

Ein Teil der Bun­des­wehr Flug­ab­wehr­ka­no­nen­pan­zer vom Typ Ge­pard ging an Ru­mä­ni­ens Streit­kräf­te. Diese setz­ten ihre Ge­par­den (rechts) in­zwi­schen zur mo­bi­len Flug­ab­wehr der NATO-Trup­pen an der Ost­flan­ke ein, wie zur­zeit in Polen. (Foto: Ni­cu­sor Co­ma­nes­cu/Ro­ma­ni­an Army)

Ob die­ser An­satz über­zeu­gen wird, ist frag­lich. Das da­zu­ge­hö­ri­ge Radar hat nur einen 120-Grad-Ra­di­us, nicht die er­for­der­li­chen 360 Grad, und dürf­te es schwer haben, agile Mini-Droh­nen zu er­fas­sen. Dazu kommt die träge Ge­schoss­ge­schwin­dig­keit bei Gra­nat­waf­fen im Ver­gleich zu Ma­schi­nen­ka­no­nen. Bei­des macht eine ef­fi­zi­en­te Be­kämp­fung sol­cher Droh­nen wohl nur mög­lich, wenn sie auf we­ni­ge hun­dert Meter nah her­an­ge­kom­men sind. Der so ge­nann­te „Zug qua­li­fi­zier­te Flie­ger­ab­wehr“ mit 70 Sol­da­ten ist bis jetzt nur ein Auf­trag bis 2025, so der Pres­se­of­fi­zier des Jä­ger­ba­tail­lons 292 zu loyal. Ob das Vor­ha­ben ge­lingt, ist auch wegen des straf­fen Zeit­plans un­si­cher. Bis Ende des Jah­res läuft noch eine Stu­die zur In­te­gra­ti­on der neuen Waf­fen­sta­ti­on in den Boxer – mit einem Jahr Ver­zö­ge­rung. Um für die VJTF 2023 ein­satz­be­reit zu sein, müs­sen die zehn Waf­fen­sys­te­me ab Mitte 2021 kon­ti­nu­ier­lich der 4. Kom­pa­nie zu­lau­fen. In­zwi­schen gab der In­spek­teur des Hee­res, Ge­ne­ral­leut­nant Al­fons Mais, be­kannt, dass die qua­li­fi­zier­te Flie­ger­ab­wehr im bes­ten Fall in „ab­ge­stuf­ter Qua­li­tät“ für die VJTF ver­füg­bar sein wird.

Aus­lands­ein­sät­ze vs. Bünd­nis­ver­tei­di­gung

Den wei­te­ren Auf­bau der mo­bi­len Flug­ab­wehr im Nah- und Nächst­be­reich wol­len die Mi­li­tär­pla­ner der Luft­waf­fe in zwei Teil­pro­jek­ten bis 2032 be­werk­stel­li­gen, par­al­lel zum Aus­bau des Hee­res zur „Rah­men­na­tio­nen­ar­mee“ auf acht bis zehn Bri­ga­den. Das erste Vor­ha­ben sind vier Feu­er­ein­hei­ten mit 900 Sol­da­ten bis 2026, aus­ge­stat­tet mit „Lenk­flug­kör­pern un­ter­schied­li­cher Reich­wei­te auf ge­schütz­ten Fahr­zeu­gen“, so eine Spre­che­rin des Ver­tei­di­gungs­mi­nis­te­ri­ums ge­gen­über loyal. „Ge­schützt“ heißt: Es geht hier um leich­te Fahr­zeu­ge wie Eagle oder Dingo, nicht um ge­pan­zer­te Boxer. Ob das für das Heer eine zu­frie­den­stel­len­de Lö­sung ist, darf be­zwei­felt wer­den. Wie das Waf­fen­sys­tem „Oze­lot“ sind die ge­schütz­ten Fahr­zeu­ge der Bun­des­wehr für Aus­lands­ein­sät­ze aus­ge­legt. Das neue Haupt­vor­ha­ben der Land­streit­kräf­te ist aber die Bünd­nis­ver­tei­di­gung an der NATO-Ost­flan­ke, wo Ge­fech­te schwe­rer Waf­fen­sys­te­me er­war­tet wer­den.

Al­ler­dings würde Teil­pro­jekt Nr. 1 über leich­te Fahr­zeu­ge güns­ti­ger als über den Boxer. In der Wehr­in­dus­trie wird die Summe von 600 Mil­lio­nen Euro für vier Feu­er­ein­hei­ten auf leich­ten Fahr­zeu­gen ge­nannt. Die Bran­che rech­net mit einer na­tio­na­len Aus­schrei­bung. Die Rüs­tungs­fir­men Diehl, Rhein­me­tall und Hen­soldt son­die­ren dafür eine Ar­beits­ge­mein­schaft, um bei bei­den Teil­pro­jek­ten der mo­bi­len Flug­ab­wehr zum Zug zu kom­men. Auf das erste Vor­ha­ben ist vor allem Diehl er­picht: Pro­du­zent des Lenk­flug­kör­pers IRIS-T, der bei der Bun­des­wehr als Luft­kampf­va­ri­an­te für Kampf­jets ein­ge­führt ist.

„Qua­li­fi­zier­te Flie­ger­ab­wehr“ nur ein Not­be­helf

Über Teil­pro­jekt Nr. 2 sol­len dann bis An­fang der nächs­ten De­ka­de zehn wei­te­re Feu­er­ein­hei­ten auf­ge­stellt wer­den. Die Aus­wahl von Fahr­zeu­gen und Be­waff­nung steht noch aus. Klar ist, dass die „qua­li­fi­zier­te Flie­ger­ab­wehr“ nur ein Not­be­helf gegen ein­zel­ne Droh­nen klei­ne­ren Typs ist. Das erste Teil­pro­jekt über Lenk­flug­kör­per zielt auf Ein­zel­zie­le wie Kampf­jets, Hub­schrau­ber und grö­ße­re Droh­nen. Somit be­steht wei­ter eine Lücke bei der Ab­wehr von Mas­sen an Droh­nen sowie Ra­ke­ten, Ar­til­le­rie und Mör­ser­ge­schos­sen.

Das leich­te Flug­ab­wehr­sys­tem „Aven­ger“ der US-Armee mit Stin­ger-Ra­ke­ten schützt bei einem NATO-Ma­nö­ver einen Kon­voi der li­taui­schen Streit­kräf­te. (Foto: Ra­chel Ska­lis­ky/U.S. Army)

Hier hofft Rhein­me­tall sein Waf­fen­sys­tem „Sky­ran­ger“ un­ter­zu­brin­gen, das es seit Jah­ren in­ten­siv als Teil einer er­neu­er­ten mo­bi­len Bun­des­wehr-Flug­ab­wehr be­wirbt. Dabei han­delt es sich um den Ge­schütz­turm „Man­tis“, plat­ziert auf dem Boxer. Der „Sky­ran­ger“ kann mit sei­ner 35 mm-Ma­schi­nen­ka­no­ne Split­ter­mu­ni­ti­on in hoher Ka­denz circa fünf Ki­lo­me­ter weit in die Luft pum­pen und somit auch Mas­sen klei­ne­rer Zie­len be­kämp­fen. Al­ler­dings wurde „Man­tis“ für den Schutz von Mi­li­tär­ba­sen ent­wi­ckelt. Das Sys­tem wurde kon­zi­piert, um in Beton ge­so­ckelt zu wer­den. Es ist nicht für die Be­glei­tung von Trup­pen aus­ge­legt. Somit ist die „Sky­ran­ger“-Lö­sung zu­vor­derst eine Schutz­kup­pel, die mit den Trup­pen ver­scho­ben wird. Mo­bi­ler Kon­voi­schutz, also aus der Fahrt her­aus Ar­til­le­rie- und Mör­ser­be­schuss zu be­kämp­fen, würde schwie­rig. Auf dem Rad­fahr­zeug Boxer ist die Stei­fig­keit ge­ring. Der „Sky­ran­ger“ müss­te wohl an­hal­ten und mit Stem­peln sta­bi­li­siert wer­den. Das wurde bei einer Pres­se­vor­stel­lung durch Rhein­me­tall deut­lich, an der loyal teil­nahm.

Tech­ni­sche Her­aus­for­de­rung: Ra­dar­tech­nik zur Ziel­erfas­sung

Eine ge­ne­rel­le tech­ni­sche Her­aus­for­de­rung für die neue mo­bi­le Flug­ab­wehr wird die Ra­dar­tech­nik zur Ziel­erfas­sung sein. Denn von Kampf­jets bis Mini-Droh­nen müs­sen zahl­lo­se Ziel­klas­sen er­fasst wer­den, die zudem ex­trem schnell sind und sich in nied­ri­ger Flug­hö­he nä­hern. Vor allem klei­ne Droh­nen haben nur eine ge­rin­ge Ra­dar­si­gna­tur, au­ßer­dem sorgt die Um­ge­bung mit Wald oder Ge­bäu­den für Stör­si­gna­le, die sich nur schwer her­aus­fil­tern las­sen. „Dann braucht es noch eine ex­trem star­ke Soft­ware­un­ter­stüt­zung, um ein­mal er­fass­te Ziele lau­fend zu tra­cken, ohne dass die Ziel­erfas­sung kol­la­biert“, so Knud Mi­chel­son von Rhein­me­tall Elec­tro­nics zu loyal.

Un­klar ist, wie über­haupt die kom­men­de mo­bi­le Flug­ab­wehr der Bun­des­wehr auf­ge­stellt wird. In der Luft­waf­fe gibt es dazu noch kei­nen Plan. Ein Luft­waf­fen­spre­cher zu loyal: „Zur Sta­tio­nie­rung und Auf­stel­lung der Or­ga­ni­sa­ti­ons­ele­men­te sind noch keine ab­schlie­ßen­den Ent­schei­dun­gen ge­trof­fen.“ Das mas­si­ve Pro­blem: 14 Feu­er­ein­hei­ten gehen in Rich­tung des Per­so­nal­be­darfs einer Bri­ga­de von bis zu 5.000 Mann. Doch Dienst­pos­ten bei Heer und Luft­waf­fe sind Man­gel­wa­re. Die an­vi­sier­te Re­kru­tie­rung von 200.000 Sol­da­ten für die Bun­des­wehr ge­lingt bis dato nicht; statt­des­sen sta­gniert die Trup­pen­stär­ke bes­ten­falls. Des­halb for­dern die Mi­li­tär­pla­ner von der In­dus­trie per­so­nal­spa­ren­de Lö­sun­gen für die kom­men­de mo­bi­le Flug­ab­wehr.

Töd­li­che Ge­fahr für Ein­hei­ten auf dem Marsch: Das Mas­sen­feu­er mo­bi­ler Ra­ke­ten­wer­fer, prä­zi­se ge­lenkt von Be­ob­ach­tungs­droh­nen, hier bei einem Ma­nö­ver der Armee Ser­bi­ens. (Foto: Stand­bild aus Vi­deo­clip/Ser­bi­sches Ver­tei­di­gungs­mi­nis­te­ri­um)

Was an Sol­da­ten ein­ge­spart wird, muss durch Tech­nik er­setzt wer­den. Die be­reits hohen An­for­de­run­gen an diese, wie leis­tungs­star­ke Ra­dare, er­höht das noch­mals. Ein un­gu­ter Aus­blick, wenn es darum geht, die kom­men­den Sys­te­me ein­satz­reif zu be­kom­men. Dass die Ein­satz­er­fah­rung mit der mo­bi­len Flug­ab­wehr im Heer er­folgt, die Luft­waf­fe aber bei Ma­te­ri­al, Ein­satz­dok­trin und Aus­bil­dung die Füh­rung inne hat, dürf­te eben­falls zum Pro­blem wer­den. Auch kon­kur­riert die mo­bi­le Flug­ab­wehr im Nah- und Nächst­be­reich mit wei­te­ren Vor­ha­ben auf der üp­pi­gen Bun­des­wehr-Rüs­tungs­agen­da für die 2030er Jahre um die Fi­nan­zie­rung. Somit droht die Ge­fahr, dass die Trup­pe am Ende eine mi­li­tä­risch un­be­frie­di­gen­de Kom­pro­miss­lö­sung er­hält.

Weg zur neuen mo­bi­len Flug­ab­wehr ohne den engs­ten Part­ner

Be­mer­kens­wert ist zudem, dass der Weg zur neuen mo­bi­len Flug­ab­wehr ohne den engs­ten Part­ner in die­sem Be­reich an­ge­gan­gen wird, den Nie­der­län­dern. So steht die Flug­ab­wehr­ra­ke­ten­grup­pe 61 unter nie­der­län­di­schem Kom­man­do. Beide Ar­me­en be­rei­ten für die VJTF 2023 eine Task­force zur mo­bi­len Flug­ab­wehr vor. Auch die nie­der­län­di­schen Streit­kräf­te er­neu­ern ihre mo­bi­le Flug­ab­wehr. Neue Ra­dar­tech­nik ist be­reits in der Be­schaf­fung, der Rad­späh­pan­zer Fen­nek mit „Stin­ger“-Ra­ke­ten soll ab 2028 mo­der­ni­siert oder er­setzt wer­den. Doch mit der Bun­des­wehr gibt es keine Pla­nung oder zu­min­dest Son­die­rung zu einer ge­mein­sa­men Rüs­tung. „Wir sind offen für einen Dia­log“, so ein Spre­cher des Luft­ver­tei­di­gungs­kom­man­dos der nie­der­län­di­schen Streit­kräf­te ge­gen­über loyal.

Über ge­mein­sa­me Be­schaf­fung Waf­fen­sys­te­me in der NATO zu ver­ein­heit­li­chen und so güns­ti­ger ein­zu­kau­fen, ge­hört zu den Kern­zie­len des Kon­zepts „Rah­men­na­tio­nen­ar­mee Bun­des­wehr 2032“. Bei der mo­bi­len Flug­ab­wehr wird die­ser An­spruch nicht er­füllt. Dabei wäre diese ein idea­les Feld dafür ge­we­sen. Denn alle eu­ro­päi­schen NATO-Ar­me­en müs­sen ihre mo­bi­le Flug­ab­wehr im Nah­be­reich er­neu­ern. Als Ab­wehr-Fä­hig­keit passt sie bes­tens zur de­fen­si­ven Ein­satz­dok­trin der Bun­des­wehr. Mit dem An­spruch, als Rah­men­na­tio­nen­ar­mee klei­ne­re NATO-Streit­kräf­te an­zu­do­cken, um eu­ro­päi­sche Gro­ß­ver­bän­de zu bil­den, wäre eine über die Bun­des­wehr ab­ge­stimm­te Rüs­tung ein ech­ter Fort­schritt für Eu­ro­pas Ver­tei­di­gungs­fä­hig­keit.

(Gra­fik: Ruwen Kopp für loyal)
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