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Hyperschallwaffen – Beginn eines neuen Rüstungswettlaufs?




Chinesische Raketen vom Typ Dongfeng DF-17 bei einer Parade. Sie können mit Hyperschall-Flugkörpern bestückt werden

(Foto: imago images/ITAR-TASS)

china

Hat China vor wenigen Tagen eine Hyperschallwaffe getestet? Amerikanische Experten sehen das so. Peking selbst verweist darauf, dass es sich um ein „Raumfahrzeug“ gehandelt habe. Es sei darum gegangen herauszufinden, inwieweit Raumfahrzeuge wiederverwendbar seien, so ein chinesischer Regierungssprecher. Die USA werfen der KP Chinas vor, mit Hyperschallwaffen den Rüstungswettlauf anzuheizen. Neben China arbeiten auch Russland und die USA an Hyperschallwaffen. Russland hat schon 2018 sein erstes System dieser Art, „Awangard“, in Dienst gestellt. Die USA planen die Inbetriebnahme ihrer ersten Hyperschallwaffe für 2023. Die Hoffnung der Militärs, die in allen drei Ländern dahinter steckt, zielt auf die Überwindung der jeweils gegnerischen Flugabwehr.

Hyperschallwaffen gelten als größter Fortschritt in der Waffentechnologie der vergangenen Jahre. Sie sind schneller als herkömmliche Überschallwaffen, wie zum Beispiel Interkontinentalraketen, da sie mit Mach 5 fliegen, also mit mehr als 6100 Kilometer pro Stunde. Es gibt sie in zwei Varianten: als Hyperschall-Marschflugkörper mit eigenem Antrieb und als Gleitflugkörper ohne Antrieb, der von einer Rakete aus gestartet wird. Beide Varianten sind manövrierbar und kombinieren zwei entscheidende waffentechnische Vorteile: Geschwindigkeit und Präzision.

Hinzu kommt, dass sie sich auf unvorhersagbaren Flugbahnen bewegen können, was die gegnerische Flugabwehr vor schwer lösbare Aufgaben stellt. Sie können, müssen aber nicht, atomar bestückt sein, so dass der Gegner zu falschen Gegenmaßnahmen verleitet werden können.

Es stellt sich allerdings die Frage, ob Militärs und Politiker die Gefährlichkeit von Hyperschallwaffen überschätzen. Denn die Technologie ist bei weitem noch nicht ausgereift. Insbesondere sind es die physikalischen Einschränkungen beim Flug in niedrigen Höhen, die Zweifel an der Überlegenheit dieses Höllenfeuers aufkommen lassen. Durch den höheren Luftwiderstand werden die Flugkörper zwangsläufig langsamer, so dass sie rechtzeitig entdeckt und abgeschossen werden können. Ihr Nachteil ist außerdem, dass sie gerade durch ihre extreme Geschwindigkeit durch Luftreibung eine Wolke ionisierten Gases um sich herum erzeugen, die für gegnerische Sensoren gut sichtbar ist. Zudem entwickelt sich auch die Abwehr immer weiter. Die Zukunft der Flugabwehr liegt in Lasersystemen, die – anders als herkömmliche Abfangraketen – ohne Verzögerung auf einen Flugkörper einwirken und ihn vernichten können. Auf der Fregatte „Sachsen“ soll 2022 eine solche Laserwaffe installiert und getestet werden.

Die Manövrierbarkeit der Hyperschallwaffen geht auf Kosten der Geschwindigkeit und konterkariert damit ihren wichtigsten Vorteil. Fliegt das Geschoss hingegen relativ geradeaus, ist seine Flugbahn für die gegnerische Abwehr berechenbar. Ein weiteres Problem betreffen die verwendeten Materialien. Sie müssen extremen Temperaturen trotzen, verhältnismäßig leicht und dennoch verwindungssteif sein, um sich bei den hohen Geschwindigkeiten zumal im Kurvenflug nicht zu verformen. Welche Auswirkungen diese physikalischen Extrembedingungen auf einen im Innern des Flugkörpers befindlichen Atomsprengkopf haben, ist noch überhaupt nicht erforscht.

Bislang sind Hyperschallwaffen eher eine Machtdemonstration denn eine reale militärische Gefahr. Aber angesichts der Intensität, mit denen an ihnen in China, den USA und Russland (und womöglich noch weiteren Ländern geforscht wird), ist es wahrscheinlich, dass durch sie eher über kurz als lang ein neues Kapitel in der globalen militärischen Hochrüstung aufgeschlagen wird.

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