Um die Attraktivität des Dienstes zu steigern, sollten kleine, abgelegene Bundeswehrstandorte geschlossen und Standorte in Metropolnähe konzentriert werden. So lautet ein Vorschlag
im aktuellen Bericht der Wehrbeauftragten. Ist das sinnvoll?
JA
Großstandorte vereinen die Teileinheiten von mindestens einer Brigade. Sie sollten so angeordnet sein, dass sie in etwa einer Stunde Fahrt von einer Großstadt entfernt liegen. Wohnungen mit Bahnverbindung auf halbem Weg sichern maximal 30 bis 45 Minuten Arbeits- und Schulweg für die Familien. Außerdem bieten Großstandorte die Möglichkeit, die Mittel für Ausbildung, Reserve und Wartung zu vereinen. Dadurch können bessere Bedingungen geschaffen werden. Der enge räumliche Verbund kommt dem Kampf der verbundenen Waffen zugute. Zudem: Rund 78 Prozent der Bevölkerung lebt in Städten. Besonders Großstädte erleben einen anhaltenden Zuzug durch junge Menschen für Bildung, Jobs, Partnersuche und Kultur. Diesen Trend gilt es zu nutzen.
W.J.A. Koenitz
Arbeitet im Bereich Architektur + Digital Design, ehem. Panzergrenadier
NEIN
Panzertruppen, Panzergrenadiere, Infanterie und Heeresaufklärer sind zu 100 Prozent von Übungs- und Schießmöglichkeiten in wenigstens mittelbarer Nähe abhängig, also unter 100 Kilometer Entfernung. Solche Übungsplätze bieten günstigstenfalls Bewegungsmöglichkeiten und Schießbahnen bis zur Ebene verstärkte Kompanie, das heißt bis zu 20 Kampffahrzeuge bewegen sich im scharfen Schuss in Breite mal Tiefe von 1.500 bis 3.500 Metern. Eine Dislozierung von Bataillonen mit diesen Anforderungen in Metropolregionen ist einigermaßen sinnfrei. Die Truppe muss dorthin, wo sie üben kann. Spannende Ausbildung „zieht“ Bewerber. Dagegen können Stäbe, Logistik oder Führungsverbände in Metropolregionen Sinn ergeben.
Klaus-Peter Kaikowsky
Oberstlt. a.D., ehemaliger Panzerchef und stellv. Bataillonskommandeur