Zivilschutzübungen an Schulen, Besuche von Jugendoffizieren in Klassen – im Moment kursieren viele Vorschläge, um junge Menschen früh in Kontakt mit sicherheitspolitischen Fragestellungen zu bringen. Einer davon: Schüler sollen Kasernen besuchen. Wäre das sinnvoll?
JA
Die Soldatinnen und Soldaten unserer Bundeswehr sind Staatsbürger in Uniform – das ist ihr gelebtes Selbstverständnis. Damit ist die Bundeswehr integraler Bestandteil unserer Gesellschaft. Schülerinnen und Schüler sollten – ab der neunten Klasse – sowohl im Klassenzimmer als auch in Kasernen in Berührung mit der Truppe kommen. Ganz ohne in der Kaserne eine Verpflichtungserklärung vorgelegt zu bekommen, können sie lernen, wie vielfältig die Bundeswehr mit ihren mehr als 1.000 Berufen ist und welche Bedeutung sie für die Sicherheit Deutschlands und aller Menschen in unserem Land hat. Diese engere Verzahnung von Bundeswehr und Gesellschaft muss Bestandteil der Umsetzung der Zeitenwende sein.
Serap Güler
Bundestagsabgeordnete (CDU), Mitglied im Verteidigungsausschuss
NEIN
Die Bundeswehr macht für viel Geld bereits eine Menge Werbung bei jungen Menschen. Jugendoffiziere erhalten sogar einen privilegierten Zugang zum Schulunterricht. Sollen Schulen durch regelmäßige Kasernenbesuche noch mehr in den Dienst für die militärische Nachwuchswerbung genommen werden? Nein! Und schon gar nicht bei Minderjährigen. Die Bundeswehr ist kein Arbeitgeber wie jeder andere. Auch bei älteren Jugendlichen muss vermittelt werden, dass der Soldatenberuf traumatisierend, gefährlich und sogar tödlich sein kann. Der gesetzliche schulische Bildungsauftrag zielt auf demokratisches Handeln, Kritikfähigkeit, Gewaltfreiheit und Toleranz. Da fallen mir andere verpflichtende Bildungsmaßnahmen eher ein als Offiziers- oder Kasernenbesuche.
Martina Schmerr
Referentin im Hauptvorstand der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW)