Russlands Ukraine-Invasion befeuert die Debatte um einen verpflichtenden Gesellschaftsdienst für junge Frauen und Männer, mit dem Ziel, Deutschland resilienter gegen Krisen zu machen.
JA
Als ich Abi machte, entschieden sich einige meiner Freunde zunächst für ein „Gap Year“ in einem fernen Land. Beabsichtigt war Selbstfindung und Berufsorientierung. Die Bilanz jedoch allenfalls eine lustige Zeit. Im Moment herrscht Krieg in Europa. Jetzt zeigt sich, wohin es führt, wenn man Frieden stets für eine Selbstverständlichkeit hält und vergisst, ihn durch eine wehrhafte Verteidigung abzusichern. Wäre dieses naive Weltbild zu vermeiden, wenn jeder seine persönlichen Erfahrungen mit der Bundeswehr und ihren Aufgaben machen müsste? Ich glaube schon. Selbst wenn Leute sich dennoch weigern, helfen sie eben in Krankenhäusern oder Pflegeheimen. Das federt immerhin den Pflegenotstand ab. Es ist in jedem Fall eine Chance, für mehr gesellschaftlichen Zusammenhalt. Für die Zukunft unseres Landes.
Jonas Saggerer
Landesvorstand der Jungen Union Berlin
NEIN
Die Wehrpflicht ist unter FDP-Regierungsbeteiligung ausgesetzt worden und das ist auch gut so. Sie ist ein tiefer Eingriff in die individuelle Freiheit junger Menschen, denen nicht vorgeschrieben werden sollte, wie sie ihr Leben nach dem Schulabschluss zu gestalten haben, sondern die sich frei und selbstbestimmt entfalten können müssen. Eine allgemeine Dienstpflicht ist genauso respektlos gegenüber der Jugend. Schon wieder möchte man von oben herab über das Leben anderer entscheiden. Wer sich freiwillig in den Dienst stellen möchte, kann das gerne tun. Deswegen darf man es noch lange nicht allen aufzwingen. Junge Menschen sind keine billigen Arbeitskräfte, die man unter dem Deckmantel der Solidarität ausbeuten kann. Wir wollen lieber eine professionell besetzte und ausgerüstete Bundeswehr.
Anna Kryszan
Landesvorsitzende der Jungen Liberalen Berlin