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Wie der „Ge­pard“ den Ukrai­nern hel­fen kann

Mög­lich­kei­ten und Schwie­rig­kei­ten bei der Un­ter­stüt­zung durch ein kom­ple­xes Waf­fen­sys­tem.

Flug­ab­wehr­ka­no­nen­pan­zer Ge­pard vom Her­stel­ler Krauss-Ma­ff­ei-Weg­mann (KMW).

Quel­le: KMW

loyalUkrai­ne

Die Bun­des­re­gie­rung wird die Ukrai­ne mit Flug­ab­wehr­pan­zern vom Typ „Ge­pard“ aus­stat­ten. Das gab Ver­tei­di­gungs­mi­nis­te­rin Chris­ti­ne Lam­brecht (SPD) beim Tref­fen der „Ukrai­ne Se­cu­ri­ty Con­sul­ta­ti­ve Group“ auf dem US-Stütz­punkt Ram­stein in Rhein­land-Pfalz be­kannt. Die Con­sul­ta­ti­ve Group ist eine von den USA ins Leben ge­ru­fe­ne Platt­form zu Ko­or­di­nie­rung der Waf­fen­hil­fe unter den West­mäch­ten, vor­nehm­lich der NATO-Staa­ten.

Der „Ge­pard“-Flug­ab­wehr­pan­zer wird in der Bun­des­wehr seit mehr als zehn Jah­ren nicht mehr ge­nutzt. Die Bun­des­re­gie­rung ge­neh­mig­te den Ex­port von La­ger­be­stän­den des Ge­pard-Her­stel­ler Krauss-Ma­ff­ei-Weg­mann (KMW). Schon seit Kriegs­be­ginn bie­tet KMW 50 Stück der Ukrai­ne zum Kauf an. Auf die Frage, warum Deutsch­land erst jetzt die Lie­fe­rung der „Ge­pard“-Flug­ab­wehr­pan­zer ge­neh­migt, re­agier­te Ver­tei­di­gungs­mi­nis­te­rin Chris­ti­ne Lam­brecht in Ram­stein mit der Aus­weich­for­mel: „Wir prü­fen fort­wäh­rend und agie­ren in stän­di­ger Ab­stim­mung mit un­se­ren Al­li­ier­ten.“

Kampf­sze­na­rio er­in­nert an Kal­ten Krieg

Der „Ge­pard“ wurde zu Be­ginn der 1970er-Jahre in die Bun­des­wehr für die so­ge­nann­te mo­bi­le Flug­ab­wehr im Nah­be­reich ein­ge­führt. Er ist dar­auf aus­ge­legt, Pan­zer­ver­bän­de im Ge­fecht zu be­glei­ten und diese vor Luft­an­grif­fen ab­zu­schir­men, indem er At­ta­cken von Hub­schrau­bern und Kampf­flug­zeu­gen zer­schlägt. Dafür ver­fügt der Ket­ten­pan­zer über eine Zwil­lings-Ma­schi­nen­ka­no­ne, die in hoher Ka­denz ver­schie­de­ne Mu­ni­ti­ons­ar­ten ver­schie­ßen kann. Die Bun­des­wehr des Kal­ten Krie­ges war als Pan­zer­ar­mee aus­ge­legt, die einen mas­si­ven rus­si­schen An­griff ver­zö­gern soll­te, wes­we­gen eine star­ke mo­bi­le Flug­ab­wehr als es­sen­zi­ell galt. Sie sorg­te dafür, dass die Pan­zer den Bo­den­kampf füh­ren kön­nen, ohne rasch aus der Luft ver­nich­tet zu wer­den. Ein sol­ches Kampf­sze­na­rio steht den Ukrai­nern nun auch in den Wei­ten des Don­bass vor, wenn es darum geht, mas­si­ven Vor­stö­ße rus­si­scher me­cha­ni­sier­ter Kräf­te mit ei­ge­nen Pan­zern ent­ge­gen­zu­tre­ten.

Laut dem Jah­res­be­richt „Mi­li­ta­ry Ba­lan­ce 2021“ ver­füg­te die ukrai­ni­sche Armee zu Kriegs­be­ginn noch über 75 Flug­ab­wehr­pan­zer „Tun­gus­ka“ – dem so­wje­ti­schen Pen­dant des „Ge­pard“. Die Ver­lust­zah­len sind nicht be­kannt. Klar ist, dass die Res­sour­cen und Mög­lich­kei­ten der Ukrai­ner, ihre post­so­wje­ti­sche Mi­li­tär­tech­nik ins Feld zu füh­ren, ra­pi­de ab­neh­men, je län­ger der Krieg dau­ert. So liegt die grö­ß­te Pan­zer­pro­duk­ti­ons- und In­stand­set­zungs­stät­te des Lan­des im schwer um­kämpf­ten Char­kiw.

Für die Früh­jahrs­of­fen­si­ve der Rus­sen, die ge­ra­de Ge­stalt an­nimmt, stel­len die „Ge­par­den“ al­ler­dings keine Ber­dro­hung dar. Die Aus­bil­dung von Mann­schaf­ten samt Tech­ni­kern plus Auf­bau einer Lo­gis­tik­ket­te wird meh­re­re Mo­na­te dau­ern. Hier gibt die Aus­stat­tung Ru­mä­ni­ens mit „Ge­pard“-Flug­ab­wehr­pan­zern An­fang der 2000er-Jahre eine Ori­en­tie­rung. Bis 2004 er­hiel­ten die ru­mä­ni­schen Streit­kräf­te 43 „Ge­par­den“ der äl­te­ren Bau­rei­he B2L. Heute bil­den diese zwei Flug­ab­wehr­ba­tail­lo­ne, je eines davon ge­hört zu den bei­den Hee­res­di­vi­sio­nen Ru­mä­ni­ens.

Ein ru­mä­ni­scher Sol­dat bei der Aus­bil­dung in einem Ge­pard­pan­zer. (Foto: Wolf­gang Som­mer/pri­vat)

Ober­st­abs­feld­we­bel a. D Wolf­gang Som­mer war Pla­ner und Lei­ter der Aus­bil­dung für die ru­mä­ni­schen Stamm­be­sat­zun­gen. Er und sein Team von vier Feld­we­beln mit Dol­met­schern bil­de­ten zwi­schen den Jah­ren 1999 bis 2000 circa 27 ru­mä­ni­sche Hee­res­sol­da­ten am „Ge­pard“-Flug­ab­wehr­pan­zer aus. Som­mer im Ge­spräch mit .loyal: „Nach der kom­pak­ten Fahr­aus­bil­dung kam die Be­die­ner-Aus­bil­dung. Neun Mo­na­te dau­er­te diese. Par­al­lel dazu wurde eine In­fra­struk­tur im ru­mä­ni­schen Turda mit Un­ter­stän­den und Werk­stät­ten auf­ge­baut.“ Aus­ge­bil­det wur­den Of­fi­zie­re als Kom­man­dan­ten sowie Un­ter­of­fi­zie­re als Fah­rer und Be­die­ner der Waf­fen­an­la­ge sowie als In­stand­set­zer für diese und die Elek­tro­nik. „Von Vor­teil war, dass die Ru­mä­nen da­mals alles noch Hand­wer­ker waren. Das heißt, es gab ein tech­ni­sches Grund­ver­ständ­nis. Ich be­zweif­le, ob das heute noch so wäre.“

Zen­trum von Aus­bil­dung und Trai­ning war der Trup­pen­übungs­platz Put­los mit ei­ge­nen Hal­len für drei Übungs-Ge­par­den samt In­stand­set­zung plus Si­mu­la­to­ren. „Da­mals wurde das Aus­bil­dungs­vor­ha­ben stark von der Lei­tung des Wehr­res­sorts un­ter­stützt. Wir konn­ten aus dem vol­len schöp­fen: Übungs­plät­ze zu er­hal­ten, war un­kom­pli­ziert. Mu­ni­ti­on gab es in rauen Men­gen.“

„Neun Mo­na­te ge­ra­de aus­rei­chend“

Dort wurde teils in Schich­ten oft rund um die Uhr ge­ar­bei­tet. Aus­gangs­punkt war ein kom­plett zer­leg­ter „Ge­pard“, an dem die Tech­nik er­läu­tert wurde. Dann wur­den in klei­nen Grup­pen auf so ge­nann­ten „Sta­tio­nen“ ge­lernt. Bei­spiels­wei­se, wie man di­ver­se Stö­run­gen am Pan­zer be­sei­tigt, Hub­schrau­ber­ab­schuss am Si­mu­la­tor oder reale Flug­ziel­be­kämp­fung mit der Hilfe von Ziel­dar­stel­lungs­flug­zeu­gen wie einem Lear­jet. Abends gab es noch Deutsch­kur­se für die Ru­mä­nen. Es­sen­zi­ell war auch das prak­ti­sche Trai­ning für die Be­we­gung im Ge­fecht sowie die Feldin­stand­set­zung, so Som­mer. „Drill­mä­ßig haben die neun Mo­na­te ge­ra­de aus­ge­reicht.“

Som­mer schätzt, dass es bes­ten­falls sechs Mo­na­te Aus­bil­dung und tech­ni­sche Vor­be­rei­tung braucht, damit die Ukrai­ner den Flug­ab­wehr­pan­zer sinn­voll zum Ein­satz brin­gen kön­nen. Die­ser wäre für die ukrai­ni­sche Armee be­son­ders for­dernd, so der „Ge­pard“-Fach­mann. Die Bun­des­wehr setz­te die „Ge­par­den“ zu­letzt in einem Kampf­sys­tem ein. Ein weit ent­fern­tes Ra­dar­ge­rät ver­teil­te Ziel­ko­or­di­na­ten an die ein­zel­nen Flug­ab­wehr­pan­zer. So­wohl Flug­ab­wehr­auf­klä­rung als auch Feu­er­lei­tung über­tru­gen die Daten ver­schlüs­selt. Die „Ge­par­den“ muss­ten somit ihr ei­ge­nes Radar nicht mehr nut­zen, um Geg­ner zu er­fas­sen, was ihre Ent­de­ckung durch Ra­dar­ab­strah­lung er­schwer­te. In solch einem Sys­tem kön­nen die Ukrai­ner ihre „Ge­par­den“ nicht ein­set­zen, son­dern nur mit ak­ti­vem Eigen-Radar, was sie ver­wund­ba­rer macht.

Übung und Rou­ti­ne un­ab­ding­bar

Auch Mar­kus Rich­ter sieht einen künf­ti­gen „Ge­pard“-Ein­satz der Ukrai­ner mit spe­zi­el­len Her­aus­for­de­run­gen. Rich­ter ist Ex-Aus­bil­der am „Ge­pard“ und Spe­zia­list für Flug­ab­wehr*. Be­kannt ist er als „Ge­pard­tat­ze“ auf Twit­ter, wo er Flug­ab­wehr-The­men ana­ly­siert. Rou­ti­ne­mä­ßi­ger Drill wäre laut Rich­ter ent­schei­dend für einen hohen Ein­satz­wert der „Ge­par­den“ im Don­bass. „Wenn eine Be­sat­zung im Ge­fecht zu lange braucht, um einen Feh­ler zu be­sei­ti­gen, weil das Er­fah­rungs­wis­sen fehlt, ist die Ge­fahr groß, dass das Waf­fen­sys­tem auf­ge­ge­ben wer­den muss.“  Rou­ti­ne gibt es aber nur über ste­ti­ge Übungs­fah­ren und Ma­nö­ver, für die in der Kriegs­dy­na­mik die Zeit fehlt.

Rich­ter hält eine Ein­satz­be­reit­schaft der Ukrai­ne-„Ge­par­den“ in zwei bis fünf Mo­na­ten für mach­bar. Zwei Mo­na­te wären der Ide­al­fall. „Hier müss­ten je­doch alle Fak­to­ren op­ti­mal in­ein­an­der­grei­fen. Das heißt, eine Aus­bil­dung mit mo­ti­vier­ten ukrai­ni­schen Flug­ab­wehr-Sol­da­ten, die über ihr Gerät be­reits die Ein­satz­grund­sät­ze be­herr­schen sowie eine ra­sche tech­ni­sche Auf­be­rei­tung durch die In­dus­trie“, so „Ge­pard“-Spe­zia­list Rich­ter. Eine Aus­bil­dung über die Bun­des­wehr kommt nicht mehr in Frage, weil hier in­zwi­schen die Kom­pe­tenz fehlt, mach­te Ge­ne­ral­in­spek­teur Eber­hard Zorn im Pod­cast „Aus Re­gie­rungs­krei­sen“ deut­lich.

Bei der tech­ni­schen Vor­be­rei­tung der ein­ge­mot­te­ten Flug­ab­wehr­pan­zer liegt der Teu­fel liegt oft im De­tail. Die Ein­ga­be­mas­ke des Be­dien­pults bei den „Ge­par­den“, die für die Ukrai­ner vor­ge­se­hen sind, ist in deut­scher Spra­che. Wie für Katar oder an­de­re Kun­den, muss diese von KMW erst an­ge­passt wer­den. Rich­ter hofft, dass die Ukrai­ner schon bei der Fahr­zeug­auf­be­rei­tung bei KMW mit­ma­chen. „Das würde die Aus­bil­dung an der Tech­nik be­schleu­ni­gen.“ In­ter­es­sant wird auch im Aus­blick, ob Ru­mä­ni­en als letz­ter „Ge­pard“-Be­trei­ber in der NATO seine In­stand­set­zungs­ka­pa­zi­tä­ten für die Ukrai­ner zur Ver­fü­gung stellt oder sogar einen War­tungs­punkt in Grenz­nä­he auf­baut.

*Rich­ter gibt hier aus­schlie­ß­lich seine Mei­nung als Pri­vat­per­son wie­der.

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