Politikerreisen sollen Soldaten Verbesserungen bringen
Bei den Gefechten wurden bis zum Montagmorgen 36 Terroristen, acht afghanische Sicherheitskräfte und drei Zivilisten getötet. 65 Menschen wurden verletzt, berichtet die Frankfurter Allgemeine Zeitung. Noch kurz zuvor waren vier FDP-Bundestagsabgeordnete im Land, um die deutschen Isaf-Truppen in Kundus und Masar-i-Scharif zu besuchen. Der Stellvertreter des Präsidenten des Reservistenverbandes, Rainer Erdel, war mit seinen Kollegen Burkhardt Müller-Sönksen, Marina Schuster und Elke Hoff auf Truppenbesuch. Die Reise absolvierten die vier – wie die Soldaten – per Airbus, Transall, mit gepanzerten Fahrzeugen und Hubschraubern. Erdel berichtet im Interview von seinen Eindrücken und fordert Verbesserungen bei Fahrzeugen und der Unterhaltssicherung.
reservistenverband.de: Herr Erdel, kündigten sich die Ereignisse vom 15. April bereits vorher an?
Rainer Erdel: Am Donnerstagabend, 12. April, kam es in Kundus zu einem Anschlag auf den dortigen Polizeichef, bei dem er leicht verletzt wurde, seine Tochter schwer. Sie wurden nach Masar-i-Scharif ins Feldlazarett ausgeflogen, wo wir zu Besuch waren. Außerdem gab es Warnungen, dass Selbstmordattentäter den Flugplatz angreifen wollten. Deshalb wurde das deutsche Ausbildungs- und Schutzbataillon zur Absicherung des Flugplatzes eingesetzt.
reservistenverband.de: Wie fühlten Sie sich?
Erdel: Völlig sicher. Wir hatten Personenschutz durch die Feldjägertruppe. Die Militärpolizisten machen einen hervorragenden Job. Sie stehen den Personenschützern des Bundeskriminalamtes in nichts nach. Sie sind absolut professionell. Da muss ich doch ein großes Kompliment aussprechen. Auch wenn wir uns wie die deutschen Soldaten mit Fahrzeugen außerhalb des Camps bewegten, fühlten wir uns gut beschützt. Die Bundeswehr hat die bestmöglich geschützten Fahrzeuge im Einsatz.
reservistenverband.de: Gibt es also nichts nachzubessern?
Erdel: Doch. Immer und überall kann für Verbesserungen gesorgt werden. Deshalb reisen wir Verteidigungspolitiker ja zu den Soldaten. Im täglichen Dienstbetrieb fallen erst die Mängel auf, die es naturgemäß gibt. Der Boxer zum Beispiel ist ein sehr gutes Fahrzeug. Doch es bedarf noch unbedingt Verbesserungen an der Auspuffanlage. Außerdem verursacht er starke Staubaufwirbelungen, die zu Belästigungen der Bevölkerung an den Straßen führt. Da geht es auch um die Akzeptanz in der Bevölkerung.
reservistenverband.de: Was sind die Sorgen der Reservisten im Einsatz?
Erdel: Im Grunde haben sie die gleichen Probleme, die jeder Soldat im Einsatz hat. Es geht um die Kommunikation in die Heimat, um Hilfe und Betreuung bei Familienproblemen. Die Männer und Frauen, die im Einsatz sind, haben immerhin verständnisvolle Arbeitgeber. Doch da müssen wir als Reservistenverband noch mehr werben – dann könnte der Anteil an Einsatz-Reservisten sicherlich noch gesteigert werden. Das betrifft aber auch die notwendige Verbesserung in der Unterhaltssicherung für Selbstständige und Reservisten ohne festes Einkommen. Die Mindestsätze der Unterhaltssicherung sind zuletzt vor 21 Jahren angepasst worden. Da gibt es inzwischen große Lücken.
Das vollständige Interview wird im Reservistenreport des sicherheitspolitischen Magazins Loyal in der kommenden Mai-Ausgabe auf den Seiten 50/51 veröffentlicht.
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Das Interview führte Detlef Struckhof.
Er ist der verantwortliche Online-Redakteur
des Reservistenverbandes.
Bild oben: Ankunft auf dem Flugplatz von Kundus.
Rainer Erdel MdB mit Helm und Splitterschutzweste
(Foto: Niels Schwiderski).
Bild unten: Gruppenbild in Masar-i-Scharif.
Von einer deutschen (links) und einer niederländischen
Soldatin (rechts) eingerahmt: Rainer Erdel, Marina Schuster
und Burkhardt Müller-Sönksen, alles Abgeordnete
der FDP im deutschen Bundestag (Foto: Niels Schwiderski).